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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
Autoren: Heinz von Wilk
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Scheinwerfern angestrahlte Bernauer Kirche und sagt: » Demone mio , wo ist diese Dingsstraße, wo die Pizzeria ist? Kann denn keiner von euch stronzi da hinten einen Stadtplan lesen?«
    »Steht da an der Ampel: geradeaus. Also fahr, Papa, fahr zu!«

Atzdorf bei Prien, am nächsten Morgen, so um zehn
    »Da, schau, jetzt hat es schon wieder einen erwischt. Schon der zweite Wirt von der Fraueninsel.« Die Nellie, zornig und mit einer neuen hellblonden Kurzhaarfrisur, wirft dem Stocker die Zeitung auf den Tisch, dass das Kaffee-Haferl einen entsetzten Sprung nach rechts macht. »Ich hab beide gekannt. Und beide konnten schwimmen wie besoffene Pinguine. Von denen ist keiner ertrunken. So!«
    Stocker ist noch nicht so ganz wach, denn gestern war wieder Party mit Livemusik in seiner Musikkneipe, der »Endstation«. Vorsichtig schiebt er seinen Kaffee aus der Gefahrenzone und schnappt sich die Zeitung. Im Gastraum riecht es nach Bier, Wein und Rock 'n' Roll. In der Ecke neben der alten Theke stehen die Instrumente: Gitarre, Bass und sein Schlagzeug. Aus der Küche hört man den Zeno laut und erfrischend falsch »Santa Maria« singen, während er Gemüse schneidet. Allerdings hat er den Text etwas modifiziert und singt: »Es ist noch Sand da, Maria, es ist noch immer Sand da, Maria …«
    Die Nellie, trotz der frühen Stunde mit dem ersten Gin Tonic des Tages bewaffnet, nimmt einen heftigen Schluck.
    »Wenn du so verpennt aus der Wäsche schaust, dann siehst du dem Jo, dem Wirt aus ›Rosenheim-Cops‹, so was von ähnlich, Stocker. Aber was wollt ich eigentlich sagen? Ach so, ja, den Bergmüller, den hat’s vor zwei Wochen erwischt«, sagt sie. »Angeblich ist er nachts beim Segeln über Bord gefallen und ersoffen. Dann jetzt der Schranner Willi, der war sowieso eine Zangengeburt, weil der mit Schwimmflossen an den Haxen auf die Welt gekommen ist. Die beiden sind ertrunken? Das glaubt doch keine Sau, so was. Und depressiv oder so war auch keiner von denen. Weißt noch, wie mich der Schranner neulich am Tresen so blöd angemacht hat, und ich hab gesagt zu ihm: ›Was ist der Unterschied zwischen Schweinen und Männern, Willi? Schweine werden nicht zu Männern, wenn sie besoffen sind!‹ Und jetzt ist der tot. Prost.«
    Der nächste Schluck Gin Tonic geht seinen Weg, und die Nellie knallt das leere Glas auf den alten, verschrammten braunen Wirtshaustisch. Seufzend wischt der Stocker ein paar Tropfen von der Zeitung und liest den Artikel. Mit einem Kopfschütteln sagt er dann: »Mit dem Schranner Willi war ich letzte Woche noch radeln. Er wollt mir was erzählen, dann sind wir aber nicht mehr dazu gekommen, weil die Bedienung von der Seiseralm dauernd am Tisch war. Die hat mir eine Klinke ans Knie gelabert wegen dem Artikel in meinem neuen Wirtshausführer. Erst hat sie noch gesagt: ›Wir brauchen keinen Wirtshausführer, ich find mich auch so in meiner Wirtschaft zurecht, und verlaufen hat sich hier drin auch noch keiner.‹ Und jetzt wollen die zwei Seiten. Mit Fotos. Jedenfalls, später, am Parkplatz unten an der Kreuzstraße, da hat der Willi gemeint, er ruft mich die Tage mal an. Dann hat er sein Fahrrad ins Auto gelegt und ist weggefahren. Seitdem hab ich nichts mehr von ihm gehört. Da steht auch, dass der Todeszeitpunkt ungefähr in der Früh um fünf gewesen ist. Das klingt komisch. Was soll der in der Früh um fünf auf dem Chiemsee? Gib mir mal das Telefon rüber, ich ruf den Zuckerhahn an. Wenn’s da was gibt, dann weiß der das.«
    Die Nellie wischt sich die Hände an ihrer bodenlangen schwarzen Schürze ab und stapft zur Theke. Im Vorbeigehen wirft sie dem ausgestopften Hirschkopf über den Zapfhähnen einen misstrauischen Blick zu. Seit der im letzten Jahr laut und vernehmlich »schöner Arsch« zu ihr gesagt hat, isst sie auch wieder Hirschgulasch. Aber das ist eine andere Geschichte.
    Der Zuckerhahn, genau genommen EKHK Donat Zuckerhahn (Erster Kriminalhauptkommissar) und mittlerweile Leiter der SOKO 412 / OK (organisierte Kriminalität) beim LKA München, klingt brummig und missmutig: »Grüß dich, Stocker. Lang nichts gehört, wie läuft’s denn so mit deiner Kneipe? Was macht mein Ex-Mitarbeiter? Werd ich dir sowieso nie verzeihen, dass du mir meinen besten Mann abgeworben hast. Hinkt er noch immer so?«
    »Na ja, das ist beim Zeno mehr so ein Schlurfen, aber die Mädels finden es sexy. Obwohl, die Nellie meint, wenn der Schuss anstatt in den Oberschenkel nur zwanzig Zentimeter weiter nach links
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