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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
Autoren: Heinz von Wilk
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gegangen wär, dann hätt’s sein komplettes Denkzentrum erwischt. Donat, was ist denn mit den beiden Wirten von der Fraueninsel? Gibt’s da was?«
    »Warum?«
    »Weil mir der Schranner Willi vor ein paar Tagen was erzählen wollte. Irgendwas hat den bedrückt. Und jetzt ist er tot. Zwei Gastronomen in zwei Wochen, das ist doch komisch, oder? Habt ihr da was?«
    »Stocker, du machst schon wieder an was rum, was dich eigentlich gar nichts angeht. Ich kenn die Vorfälle, und wir haben da auch schon einiges auf dem Radar.« Pause in der Leitung, man hört einige schwere Atemzüge, dann sagt der Zuckerhahn: »Pass auf, ich muss heute Nachmittag nach Kitzbühel rüber. Kann ich dir ruhig sagen, du erfährst es ja sowieso: Eine Kollegin, du kennst sie von der München-Sache im letzten Jahr, die ist gestern Abend in Kitzbühel ums Leben gekommen.«
    Jetzt ist es der Stocker, der tief durchatmet: »Hab ich die als Frau Steierer kennengelernt, bei der Traian-Sache? Das meinst du doch, oder? Und was heißt … ums Leben gekommen bitte genau?«
    Zuckerhahn seufzt und sagt: »Lass uns heute Abend, so um sieben rum, was essen. Such ein kleines, abgelegenes Lokal bei euch in der Ecke raus und gib mir eine SMS für mein Navi durch. Sprich mit niemandem und komm allein.« Damit hat er aufgelegt. Stocker schaut sein Telefon an und dann in die Augen von Zeno, der unbemerkt an den Tisch gekommen ist und sich jetzt die Hände an seiner Kochschürze abwischt: »Probleme?«
    »Schaut so aus. Die Frau Steierer ist tot. Nellie, mach uns mal zwei kleine Bier, bitte.«

Kitzbühel-Stockerdörfl, 15.12 Uhr
    »Hallo, Sie! Ja, Sie da mein ich. Sie können da nicht rein. Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?« Erbost steigt der Kitzbüheler Gendarm aus seinem Streifenwagen, der am Straßenrand parkt. Genau vor dem großen dunklen Fleck, an dem gestern noch der rote Honda stand. Der Zuckerhahn, der sich gerade das Haustürschloss mit dem großen Polizeisiegel dran ansieht, richtet sich ächzend auf und geht auf den Polizisten zu: »Wir in München müssen da an gar nichts glauben, wir wissen nämlich, wer wir sind. Schauen Sie, ich zum Beispiel, ich bin der Hauptkommissar Zuckerhahn von der SOKO 412 . Hier ist mein Dienstausweis.«
    »Na servas. Mein Kompliment, Verehrtester. Was machen Sie hier? Mir wurde nichts avisiert. Und Sie sind eindeutig außerhalb Ihres Dienstbereiches und haben hier überhaupt nix zu suchen.« Der Ton des Uniformierten wird nicht eben freundlicher.
    »Genau genommen bringen mich zwei Angelegenheiten hierher«, sagt der Zuckerhahn, dem langsam der Blutdruck steigt. »Erstens hab ich gehört, dass hier oben im Wald«, damit zeigt er am Kopf des Polizisten vorbei auf die bewaldeten Berge, »dass genau hier oben vor ungefähr zweihundert Jahren der erste uniformierte Polizist von den Bäumen runtergefallen und aufrecht aus dem Wald gekommen ist. Und das wollt ich mir ansehen. War bestimmt ein Verwandter von Ihnen. Zweitens: Ich warte hier auf den Major Schmittel vom Wiener BK . Mit dem bin ich verabredet. Und Sie setzen sich freundlicherweise wieder in Ihr Auto und fragen in der Zentrale nach, ob der Major schon auf dem Weg hierher ist. Danke.« Damit dreht sich der Zuckerhahn wieder der Haustür zu.
    Eine Minute später hört er Motorengeräusche, und ein grauer Passat kommt hinter dem Streifenwagen zum Stehen. Major Schmittel, ein groß gewachsener, sportlicher Mittvierziger mit hellblauen Augen, kommt mit schnellen Schritten den Weg entlang: »Zuckerl, grüß dich, es is ein Jammer, net wahr, dass uns so was zusammenbringen muss. Komm, geh ma rein. Sie bleiben im Auto, Herr Wachtmeister.«
    Schmittel schließt die Haustür auf und bittet den Zuckerhahn ins Innere. Kühl ist es in dem Flur, und im Wohnzimmer sieht’s ziemlich unpersönlich aus, wie in einem Hotelappartement.
    »Da hat sie also gewohnt, die Mona«, sagt der Zuckerhahn und setzt sich mit einem Seufzer in einen der abgewetzten braunen Sessel. Keine Fotos im Regal, nichts Persönliches, nur ein Stapel mit Stadtplänen und Restaurantprospekten.
    Major Schmittel knöpft seinen blauen Mantel auf und holt ein kleines, abgegriffenes Notizbüchlein aus der Innentasche, das irgendwann mal braun war. Auf dem Siebziger-Jahre-Sofa sitzt er dem Zuckerhahn genau gegenüber und beugt sich über den fleckigen, stumpfen Glastisch: »Wir haben sie als Steierer Mona hier in der Anmeldung, Beruf: Journalistin. Aufenthaltszweck: Urlaub. Außer mir und einer Handvoll
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