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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
Autoren: Heinz von Wilk
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übermäßiger Verdunstung – sie spart dadurch also Wasser. Für die Küche ist sie nicht geeignet, sie enthält giftige Pyrrolizidin-Alkaloide, die die Leber schädigen können.
    »Leute, es wird heiß«, verkündete der heimische Radiosender freudig, und Schwester Althea glaubte den Moderatoren der Morgensendung aufs Wort.
    Es war Mitte Juli, und bisher war jeder Tag mit blauem Himmel und Sonne pur gesegnet. Allmählich vermochte Althea jedoch den Segen an der Sache nicht mehr so deutlich zu erkennen. »Super, ganz klar. Ihr steckt auch nicht in dieser Kutte.« Sie wollte eigentlich nicht grummelig klingen, tat es aber doch.
    »Schon gut, ich beklage mich nicht. Wie wär’s mit einem kühlen Bad im See? Wenigstens für meine Füße«, fragte sie denjenigen, der bereits am frühen Morgen den Nerv hatte, ihr zuzuhören. Zu vernehmen war die Antwort nicht, doch sie war sicher, die kleine Gestalt am Kreuz in ihrer Klosterzelle hatte gerade ihre Zustimmung gegeben.
    Althea war der Name, den sie im Benediktinerinnenorden für sich gewählt hatte, bürgerlich hieß sie Marian. »Und diese beiden Damen gehen jetzt ins Wasser«, verkündete sie.
    Frauenwörth lag mitten im Chiemsee, und zum Kloster gehörte seit Jahrhunderten die kleine unbewohnte Krautinsel, die vielen Wasservögeln als Brutplatz diente. Im Mittelalter hatten die Nonnen dort Gemüse und Kräuter angebaut, daher der Name.
    Und natürlich gehörte auch ein ganzes Stück See zum Kloster. Also warum es nicht nutzen und sich hin und wieder nass machen?
    Althea raffte ihr Ordensgewand und lief durch den Seitengang, es brauchte sie ja nicht jeder zu sehen.
    Kurz darauf saß sie auf der Steinmauer und planschte mit den Füßen im Wasser. Es fühlte sich richtig gut an. Sie seufzte, und das ausgiebig.
    Der Morgen war die beste Zeit, um zu planen, die beste Zeit, sich Gedanken zu machen. Denn bei diesen Temperaturen würde ihr Hirn sich schon am späten Vormittag so anfühlen, als läge es auf dem Grill.
    Die Benediktinerinnenabtei plante im August ein großes Sommernachtsfest. Das heißt, eigentlich plante Althea, sie wusste schon gar nicht mehr, wie sie zu dieser arbeitsaufwendigen Ehre gekommen war.
    Wenn Frauenchiemsee etwas zu feiern hatte, dann waren die Insulaner gefragt und die Touristen gemeint. Es sollte einfach ein schönes und gesprächiges Beisammensein werden. Für Verpflegung war gesorgt, sowohl kompakt als auch flüssig, und natürlich stammte der Likör aus der eigenen Kellerei, und auch das Marzipan wurde von den Schwestern hergestellt. Um den Fisch kümmerten sich die Fischer, und die Bootsbauer am Chiemsee wollte Althea fragen, ob sie sich vorstellen könnten, in dieser Sommernacht ein bisschen Gondoliere zu spielen. Konnten sie sich wahrscheinlich nicht, aber das würde sie schon irgendwie hinbekommen.
    »Eine romantische Bootsfahrt, zu einem vermutlich ernüchternden Preis«, flüsterte sie vor sich hin. »Es wäre trotzdem herrlich. Mit Lampions und einer gemütlichen Sitzgelegenheit.«
    Althea wischte ihre nassen Füße ab und schlüpfte in die Sandalen.
    In Sichtweite bewegte jemand hektisch die Arme auf und ab. »Meine Oma kann nicht schwimmen!«, schrie ein Junge.
    Althea hätte zu gern erwidert, dass das auch nicht nötig sei. Stattdessen sprintete sie los, zog ihr langes Gewand durchs Wasser und die Frau an den Schultern zurück an die Wasseroberfläche.
    »Der See ist an der Stelle nicht tief, deine Oma kann hier stehen«, sagte Althea. Warum die Oma das nicht gekonnt hatte, wusste nur sie allein.
    Prustend und schnaufend schüttelte sich eine füllige Frau Mitte fünfzig, der das kurz geschnittene Haar nach dem Tauchgang wie Kraut vom Kopf abstand. »Maximilian, schau nicht so, ich bin nur umgeknickt. Du hättest nicht gleich göttlichen Beistand herbeiholen müssen.«
    Begonnen hatte Altheas Tag mit der Radio-Prophezeiung, es werde sehr heiß, doch jetzt war ihr schlagartig eiskalt.
    Es war wie ein Déjà-vu. Friederike Villbrock. Was für ein schauderhafter Morgen!
    »Von wegen göttlicher Beistand, Friederike. Der Herr zeigt mir grade meinen schlimmsten Alptraum. Ich muss wirklich ganz übel über die Stränge geschlagen haben.«
    Der Kopf der Frau fuhr zur Seite, als hätte jemand sie geschlagen. »Marian? Marian Reinhart? Was machst du denn in den Klamotten da?«
    Maximilian grinste, Althea grinste zurück. Fehlte nur noch, dass Friederike die Hand ausstreckte und nach dem Stoff grabschte, um sich zu vergewissern, ob die
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