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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
Autoren: Heinz von Wilk
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Was ist hier los, was passiert jetzt?, denkt er sich. Wie lange bin ich schon hier? Eine Stunde? Eine Minute?
    Ffht. Ffht. Zweimal und leise, so wie ein Zischen, wenn man eine Mineralwasserflasche öffnet, mehr ist nicht zu hören.
    Perlmann und Alexej fallen aber vornüber. Nein, sie fallen nicht. Sie … sinken hin wie Marionetten, denen man schnell und entschlossen mit einem Schnipp die Fäden durchtrennt hat. Zeno hebt seinen Revolver in die Dunkelheit, und hinter Perlmanns Boot taucht ein dunkles Kajak auf und geht neben dem Perlmann-Boot längsseits. Es ist eins von diesen Klepper-Booten, die man ruck, zuck zusammenstecken kann und dann lospaddelt. Eigentlich ein Spielzeug.
    Aber in diesem Spielzeug sitzt der Sperber. Ganz in Schwarz, natürlich, wie auch sonst. Das Kajak gleitet dicht an das Elektroboot, und plötzlich hat auch Sperber seine Pistole wieder in Augenhöhe. Mit einem Schalldämpfer vorne dran. Er schaut nach links auf die Twin Carbon, aber da hat die Besatzung längst Feierabend gemacht.
    Zeno zielt auf Sperber. Der zielt auf Zeno, legt das Paddel weg und sagt zum Stocker: »Wir haben einen Deal, oder? Sag ihm, er soll seine Kanone runternehmen. Sag ihm, er soll eins der drei Pakete aus der Tasche nehmen, das ist für euch, und dann sag ihm, dass ihr euch beide von hier verpissen solltet. Schnell und unauffällig. Los. Rede mit ihm. Ich hab kein Problem damit, euch beide hier und jetzt wegzublasen, glaub mir das.«
    »Zeno, nimm ein Paket raus und wirf ihm die Tasche mit den anderen beiden rüber. Ich leg jetzt den Rückwärtsgang ein. Hörst du? Wir fahren schon an. Wirf endlich die Scheißtasche rüber. Mach, Mann. Der schießt nicht. Sonst ist der morgen oder übermorgen selber tot. Mach an. Los! Jetzt!«
    Wie in Trance nimmt Zeno eins der Geldpakete und legt es auf den Boden des Bootes. Sein Revolver zielt noch immer auf Sperber, der wie ein Beinamputierter in seinem Kajak sitzt und auf den Zeno zielt. Alle drei Boote schaukeln leicht, und es riecht nach Schilf und Wasser. Von der Fraueninsel, die keine hundert Meter weg ist, kommen leise Musikfetzen über den See, und der Mond wirft ein weißes Licht auf die Szene. Lachen, man hört Lachen. Irgendwo da drüben lachen Menschen, und wir hier, wir sterben wahrscheinlich gleich alle drei, denkt sich der Stocker.
    Zeno nimmt jetzt die Tasche, hält sie hoch und wirft sie zum Sperber rüber. Mit einem Platschen schlägt sie auf das kalte Wasser direkt neben dem Kajak. Sperber zieht die Tasche zu sich heran, hält aber immer noch den Revolver in der ausgestreckten rechten Hand und schwenkt ihn von Zeno zu Stocker: »Mach’s gut. Ich halt mich an den Deal. Haut jetzt ab, ich räum hier auf.«
    Stocker zieht das Steuer herum und stellt den Schalter vor sich auf »volle Kraft«. Hinter ihnen verschwinden langsam die Umrisse der Twin Carbon in der Nacht.
    Nach drei oder vier Minuten, keiner hat ein Wort gesagt, erhellt eine Explosion den See, und vielleicht eine halbe Sekunde später kommt der Knall über das Wasser. Zeno schaut zurück und sagt: »Der verrückte Hund hat das Boot gesprengt. Der ist noch viel irrer, als ich gedacht hab.«
    Stocker, der nicht so recht verstanden hat, sagt: »Was?«
    »Nichts, fahr zu. Ich hab nur gesagt, ich muss gleich noch mit dem Hund raus.«

Musikkneipe »Endstation«, am nächsten Morgen, 10.30 Uhr
    »Jetzt mach doch einer das Radio lauter, auf dem See ist letzte Nacht schon wieder was passiert!« Die Nellie sagt das, während sie dem Stocker, dem Zeno und dem Josef ein etwas spätes Frühstück in den Biergarten bringt. An den Tisch, der genau unter der alten Kastanie steht. Die schmutzt zwar unfassbar, die Kastanie, aber schön ist sie. Und aus dem offenen Küchenfenster, da hört man Bayern 3: »… ist gestern kurz vor Mitternacht ein Boot in Brand geraten und kurz darauf gesunken. Anwohner von Frauenchiemsee wollen eine Explosion gehört haben. Die beiden Insassen des Bootes, ein Geschäftsmann aus der Nähe von Gstadt sowie sein Angestellter, sind bei dem Unglück ums Leben gekommen. Die Rosenheimer Kripo untersucht den Vorgang, es gibt aber bis jetzt keine Hinweise auf Fremdverschulden. Und jetzt das Wetter in Bayern von Gerhard Amberger …«
    »Ist das nicht fürchterlich? Jetzt sagt doch mal was! Also, ich versteh das nicht. Ihr beide sitzt da und verzieht keine Miene. Dabei ist schon wieder was Schlimmes passiert, da muss man doch endlich mal was machen. Auf dem See, da sterben die Leute wie die
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