Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
Autoren: Heinz von Wilk
Vom Netzwerk:
Fliegen. Und hier bei uns in der Kneipe, da geht ein Kripo-Kommissar aus und ein, ihr beide kennt den, und ihr kennt den Ringo. Der ist auch bei der Polizei. Und was macht ihr? Sitzt hier, schaut in die Sonne und spielt mit eurem Hund. So richtige Sugar-Daddys seid ihr geworden. Bequem und keinen Biss mehr. Schade.«
    Kopfschüttelnd geht die Nellie in die Gaststube.

Ungefähr drei Monate später. »Endstation«, im Biergarten, im Sonnenschein, 11.13 Uhr
    »Hier, der Postbote war gerade da. Der soll den Josef nicht immer füttern. Der wird zu fett. Das da, das ist Reklame. Aber hier, eine Postkarte. Die ist an euch beide adressiert, aber wen kennt ihr denn in Neuseeland? Und wer schreibt so blödes Zeug?«
    Die Nellie wedelt mit einer Karte und legt sie auf den Tisch unter der Kastanie. Stocker und Zeno sprechen dort die Abendmenüs durch, Josef frisst irgendwas, das er in den Büschen gefunden hat, und Nellie stellt sich hinter Stocker und schaut auf die Postkarte.
    Die zeigt einen hellblauen Himmel, einen grellweißen Sandstrand und im Hintergrund, unter Palmen, da sieht man ein paar alte Fischerboote mit gerafften Segeln. Mit ihren fetten Holzbäuchen liegen sie wie betrunken nach Steuerbord geneigt am Strand und warten, bis die mittägliche Gluthitze verschwindet.
    »Come to Clarks Beach« , steht da, und Stocker dreht die Karte um und schaut auf die bunte Briefmarke. Neuseeland, stimmt. Als Anschrift: »Stocker und Zeno, Gaststätte Endstation, 83… Atzdorf.«
    »Versteht hier einer, was der mit dem Text meint?«, fragt die Nellie. »Für mich klingt das wie ein Gedicht.«
    Auf der Karte steht:
    »Frei sind Körper, leer die Hand … was einst gesammelt … ist längst verbrannt.«
    Anstelle einer Unterschrift ist der Umriss eines Vogels, eines Raubvogels gezeichnet.
    »Was soll das sein, ein Habicht? Ein Adler?«, fragt die Nellie.
    »Nein«, sagt der Stocker, »ich glaub, das ist ein Sperber.«

Nachwort
    Was soll man jetzt noch sagen? Der Stocker, der hat endlich seinen Traum verwirklicht und den »Chiemgauer Wirtshausführer« geschrieben. Das war ihm ein Herzensanliegen. Ein Verlag hier am Chiemsee hat das Buch nach einigem Hin und Her sogar herausgebracht, und die hiesige Zeitung hat anlässlich einer Buchbesprechung darüber geschrieben: »Seit Anfang dieser Woche gibt es in unserem an sich schönen Bayern ein weiteres Werk aus der Rubrik: Bücher, die die Welt nicht braucht.« Und so weiter, da muss man jetzt nicht so ins Detail gehen.
    Der Verleger verramschte den Wirtshausführer daraufhin flächendeckend an Sondermarktbetreiber, Flohmarktbeschicker und Biogasanlagen-Besitzer.
    Stocker, von Zeno vorsichtig auf den oben genannten Zeitungsartikel angesprochen, meint aber nur: »Der blanke Neid. Die fürchten meine scharfe Feder. Schon die pure Anwesenheit des Gegners auf dem Platz verändert das Spielverhalten der eigenen Mannschaft. Ein Spruch aus dem Fußball-Sprachgebrauch. Aus der englischen Premier-Liga übrigens.«
    Zeno hat sich daraufhin zu einem manischen Flohmarktgänger entwickelt. Jeden Sonntagfrüh stöbert er auf den noch morgenfeuchten Dorfwiesen-Events und in Hallenmärkten nach Exemplaren des Wirtshauswerkes und kauft alles kommentarlos und ohne zu handeln auf. Die Bücher gehen als humanitäre Hilfe in bedürftige Länder wie Nigeria oder die Fidschi-Inseln.
    Nellie, die »Endstation«-Bedienung und überzeugte Gin-Tonic-Trinkerin, die ist immer noch solo. Sie schreibt aber neuerdings beziehungsbezogene Kurzgeschichten für das Eggstätter Gemeindeblatt. Mit Titeln wie: »Keiner liebt dich … wieso ich?«, oder, auch gut: »Ab morgen trinke ich nicht mehr … aber auch nicht weniger.«
    Josef, der hauptberufliche Dackel mit eigenem Fanclub, der ist mittlerweile neben seinem Job als Securitychef in der Kneipe auch noch von den dortigen Stammgästen zum »Gemütlichkeitsbeauftragten h. c. mit Anwartschaft auf den bayrischen Verdienstorden« gewählt worden.
    EKHK Zuckerhahn ist wegen diverser Ungereimtheiten im Achs-Fall vorläufig vom Dienst suspendiert. Bei vollen Bezügen allerdings. Er arbeitet deswegen zum Zeitvertreib bei CHANNEL 42 , einem unsäglichen TV -Verkaufssender, der erst ab Mitternacht auf Sendung geht. Dort macht der Ex-Kommissar (als Sedlmayr-Double geschminkt) Werbung für eine Instant-Pilzsuppe aus der südlichen Ukraine (nahezu ohne Geschmacksverstärker). Mit den Worten: »Mei, san de guad, de Schwammerl, und des ois fast ohne Chemie.«
    Ja, und nach dem Sperber,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher