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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
Autoren: Heinz von Wilk
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aber alles, glaub mir das. Da links ist der Bootssteg, und da hinten, da muss das Boot liegen.«
    Kalt, nein, kühl ist es geworden, und vom See her zieht leichter Nebel über das Wasser. Der Mond ist fast voll und beleuchtet die Boote, die an den Stegen sanft vor sich hin schaukeln. Schräg hinter ihnen, im Gasthaus, da ist alles schon dunkel. Stocker stellt den Motor ab, nimmt den Rucksack von der hinteren Sitzbank und steigt aus dem Mercedes. Die Innenbeleuchtung des Autos ist ausgeschalten, und leise werden die Türen ins Schloss gedrückt.
    Zeno rückt das Pistolenhalfter an seinem rechten Knöchel zurecht, und Stocker hält den Rucksack wie ein Tier, das er gerade gefangen hat, und von dem er nicht gebissen werden will.
    Am Ende des alten Holzstegs liegt das Elektroboot mit der Aldi-Tüte an dem rechten Scheibenwischer. Lautlos fahren die beiden auf den dunklen See hinaus, rechts sind noch ein paar Lichter von Urfahrn zu sehen, und links blinkt irgendwas aus der Richtung von Weingarten über das Wasser. Schweigend gleiten sie auf dem mattglänzenden Chiemsee an der letzten Landzunge vorbei hinüber zu den Inseln. Nach vielleicht zehn Minuten sagt Zeno: »Halt dich links jetzt. Da vorne, das schwarze Loch rechts neben der Fraueninsel, da ist es. Siehst du ein Boot oder so was?«
    »Das ist kein Boot wie das hier, das ist eine Twin Carbon 848, die ist an die zwanzig Knoten schnell, also, die macht leicht doppelt so viel Speed wie wir hier mit der Neckermann-Wanne. Außerdem hat die eine Kabine, direkt vorn im Bug. Mit Fenstern. Bullaugen, wie wir Seeleute sagen. Warum erzähl ich dir das? Weil da einer drin sein kann und rausschießen, verstehst du?«
    Zeno seufzt, setzt ein Nachtglas an die Augen und sagt: »Elender Schlaumeier. Da liegen sie, genau vor uns. Vorne am Bug, da ist diese kleine blaue Lampe, siehst du das?«
    »Nein. Wie lange brauchen wir noch?«
    »Fünf Minuten. Wenn der Sperber hier irgendwo ist, dann ist er unsichtbar. Ich sehe außer dem Boot nichts. Hinter dem Steuer, da steht einer, wahrscheinlich der Alexej, dieser Arsch, aber der schaut in Richtung Frauenchiemsee. Mit einem Nachtsichtgerät, du glaubst es nicht.«
    »Was kann da sein?«
    »Der Sperber mit einem Scharfschützengewehr, der uns alle ins Nirwana ballert und dann die Kohle und den Stoff hat? Oder seine Kollegen vom BND , die darauf warten, den Fang des Jahres zu machen? Keine Ahnung. Ich trau dem Sack nicht. Hab dem nie getraut, schon damals nicht, als ich noch bei der Bullerei war. Und Zuckerhahn, der ist dem auch immer großräumig aus dem Weg gegangen. Mach langsam jetzt, hier auf dem See kann man sich mit dem Tempo und den Entfernungen leicht verschätzen.«
    Die Twin Carbon wird jetzt schnell größer, und ein paar Sekunden später hätte Stocker das Boot, das irgendwie wie eine dieser Riva-Schüsseln aussieht, die sich auf dem Gardasee tummeln, beinahe frontal gerammt.
    »Ho, ho, ho, meine Herren, immer langsam«, sagt Perlmann, der aus dem Dunkel aufgetaucht ist und neben Alexej vorne am Steuer des Neun-Meter-Bootes steht. »Heute vergessen wir mal die gesellschaftlichen Höflichkeitsformen. Wo ist meine Ware?«
    »Hier!« Stocker hält den Rucksack hoch, mit der linken Hand, rechts hält er das Steuer.
    Wortlos nimmt Alexej einen Bootshaken, der an einer langen Alu-Stange befestigt ist, und hält ihn zu dem wesentlich kleineren Boot rüber. Stocker hängt den Rucksack an den Haken, die Stange biegt sich nach unten und Alexej hievt den Rucksack an Bord der Twin Carbon. Perlmann bückt sich ins Dunkel vor ihm, und Stocker sieht aus dem Augenwinkel, wie Zeno plötzlich eine Pistole in der Hand hat, die er aber so ans Knie hält, dass Perlmann sie nicht sehen kann.
    Perlmann hebt eine dunkle Segeltuchtasche hoch, schwingt sie zweimal und wirft sie zu Stocker rüber. Zeno fängt die Tasche mit der linken Hand und legt sie auf die Sitzbank zwischen ihnen. »Mach auf, schau nach.«
    Während Stocker die Tasche öffnet, macht sich Alexej an dem Rucksack zu schaffen. Er nimmt eins der weißen Pakete raus, sticht mit einer Injektionsspritze rein, drückt kurz und zieht dann etwas von dem Pulver in die Flüssigkeit, die bereits in dem Glaskolben der Spritze ist. Er schüttelt die Spritze, hält sie gegen eine kleine Taschenlampe und nickt zu Perlmann.
    Stocker hat sich die drei Pakete in der Tasche angesehen. Geldbündel, Fünfhunderter, in durchsichtigem Plastik eingeschweißt. Könnten einundeinhalb Mio sein. Oder auch nicht.
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