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Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi

Titel: Chiemsee-Cowboys - Oberbayern Krimi
Autoren: Heinz von Wilk
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Landschaft, und erst als der alte Mercedes auf dem Schotterparkplatz vor der »Endstation« in Atzdorf ausrollt, sagt er: »Dann pack mer’s. Was weg is, is weg. Aber erst schlafen wir uns aus. Ich geh noch schnell mit dem Josef vor die Tür.«

Bad Endorf, öffentlicher Fernsprecher am Bahnhof, 09.58 Uhr
    Früher war hier um die Ecke noch eine richtige Telefonzelle, denkt sich der Stocker, das war irgendwie gemütlicher und persönlicher als dieser futuristische Apparat an der Hauswand. In so einer Telefonzelle, da kann man seine Einkäufe auf den Boden stellen, dann geht die Tür zu und man muss nicht Angst haben, dass einem ein zufällig vorbeikommender Hund auf den Kopfsalat pisst. Was soll’s. Jetzt starrt der Stocker auf den Papieruntersetzer, den ihm der Perlmann gegeben hat, mit der Einmal-wisch-und-weg-Telefonnummer drauf. Der hat eine Sauklaue wie ein Arzt oder Apotheker, der Perlmann. Ist das jetzt eine Eins oder eine Sieben? Ich nehm die Eins. Nach dem zweiten Läuten: »Stocker, mein Lieber, ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nacht? Na, wie schaut’s aus mit uns beiden?«
    »Gut. Machen wir es kurz: eineinhalb Millionen. In Fünfhundertern. In drei Pakete aufgeteilt, die wasserdicht sein müssen. Man weiß ja nie, nicht wahr? So, und das Ganze in einer Segeltuchtasche. Treff ist heute Nacht um exakt dreiundzwanzig Uhr dreißig, Sie kommen mit Ihrem Boot genau mittig zwischen Frauenchiemsee und der Krautinsel zum Stehen. Genau an der Stelle, an der die Distanz zwischen den beiden Inseln am geringsten ist. So weit verstanden? Gut! Wir, mein Partner und ich, wir kommen mit einem dieser kleinen Elektroboote, die man mieten kann. Wir sind beide unbewaffnet. Sie beide auch. Wir haben den Koffer dabei, den geben wir Ihnen rüber. Sie werfen einen Blick rein und geben uns die Tasche mit dem Geld. So einfach läuft das ab. Ist das okay für Sie?«
    »Ja, natürlich. Alexej wird eine kurze Probe von dem Stoff nehmen und einen Schnelltest machen. Das dauert eine Minute. Aber wenn ich das Geld, Ihr Geld, wenn ich das so verpacken soll, wie wollen Sie das prüfen? Ob es echt ist, oder ob die Summe stimmt, meine ich?«
    »Perlmann, Sie wollen bestimmt mit uns im Geschäft bleiben. Das hier ist die erste Lieferung. Außerdem: Ich weiß, wo ich Sie finde. Und ich habe Partner, die vollkommen humorlos sind. Also, auf gute Zusammenarbeit.«
    Ein tonloses »Tja, dann bis später« kommt aus dem Hörer, und schon hat er aufgelegt, der Perlmann. Die haben einfach alle keine Manieren mehr, denkt sich der Stocker. Der Sperber, der legt einfach so auf, und jetzt der hier. Unhöflich, so was. Und ich, ich rede wie Al Pacino in »Scarface«, und zwischen meinen Beinen steht eine Tasche mit Kopfsalat, Schinken und Käse, Eiern und Paniermehl aus alten Brezen. Ich plane und kaufe ein für das Abendessen in der Kneipe, für die »Empfehlung des Tages«. Dabei weiß ich gar nicht, ob ich das, was ich heute Abend esse, ob ich das noch verdauen kann, jetzt mal rein zeitmäßig gesehen, denkt er sich und geht kopfschüttelnd zu seinem Auto.
    Auf dem Weg nach Prien zum Treffpunkt mit Sperber schaut er auf sein Handy, eine SMS ist gekommen: »Café Heider am Marktplatz Prien – 11.00« steht da. Sonst nichts. Da kann ich noch schnell beim Praxen-Max vorbeischauen und die Renkenfilets holen, denkt er sich. Für das Fisch-Cordon-bleu, das es heute geben soll, sind seine Filets mit der Haut noch dran einfach die besten.
    Am Kreisel in Prien rechts hoch und dann auf die frisch gepflasterte Hofeinfahrt, die gleich links nach ein paar hundert Metern kommt, und fünf Minuten später hat der Stocker seine Filets im Auto. Normalerweise ist immer Zeit für einen kleinen Plausch, aber heute, heute ist nicht so der Tag zum Rumplaudern.
    Und das soll’s heute Abend geben, das Rezept ist für vier Personen:
    Renken-Cordon-bleu auf warmem Kartoffelsalat
    Wir brauchen:
    8 Renkenfilets, 1 Ei, Sahne, Mehl, Brezen-Brösel (beim Bäcker bestellen oder selber alte Brezen reiben), 4 Scheiben roher oder Schwarzwälder geräucherter Schinken, 4 Scheiben Gouda oder Emmentaler, dann noch Butter und Öl zum Rausbacken.
    Die Filets mit der Hautseite in Mehl drücken, dann durch die Sahne-Ei-Mischung ziehen (wichtig: nur die Hautseite bearbeiten), dann in die Brösel legen und leicht andrücken. Jetzt auf jede Filet-Innenseite eine halbe Scheibe Schinken. Zwei Filets vorsichtig zusammenklappen, vorher aber eine Scheibe Käse zwischen die Schinkenblätter
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