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Traeume Aus 1001 Nacht Band 04

Traeume Aus 1001 Nacht Band 04

Titel: Traeume Aus 1001 Nacht Band 04
Autoren: Alexandra Sellers
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1. KAPITEL
    Der schwarze Hengst galoppierte über den harten Wüstensand. Weithin war das Donnern seiner Hufe in der Stille zu hören. Die Strahlen der frühen Morgensonne verfingen sich in den Goldfäden der Satteldecke und den glänzenden Knöpfen des schwarzen Geschirrs.
    Die aufrechte Gestalt des Reiters schien mit dem anmutigen Tier verschmolzen zu sein, das geradewegs auf einen tosenden Fluss zustürmte. Es sah ganz so aus, als wollten Reiter und Pferd über den Fluss setzen, der ihnen jetzt den Weg versperrte.
    Ein solcher Sprung über den wilden Strom schien unmöglich. Dennoch drängte der Reiter das Pferd vorwärts, und das Tier gehorchte. Im letzten Moment aber zügelte der Mann den Hengst. Das Pferd stieg hoch und schnaubte. Es landete mit den Vorderhufen dicht am Flussufer.
    Der Reiter ließ seinen Blick über den Horizont gleiten, während das Pferd nervös aufstampfte und leise wieherte. Kummer und Bitterkeit zeichneten sich auf dem Gesicht des Mannes ab, das von einem kurz gestutzten Vollbart umrahmt war. Der Reiter sah sich mit einem Stirnrunzeln um. Weder der Anblick der Wüste in der aufgehenden Sonne schien ihm Freude zu bereiten noch das strahlende Blau des kühlen Flusses oder die wilden Berge mit ihren weißen Spitzen. Er schaute über den Fluss hinüber zum Meer, das, wenn auch jetzt nicht sichtbar, dahinter lag.
    Er befand sich im Land seines Bruders. Der Fluss markierte die Grenze des Reichs, das sein Vater ihm hinterlassen hatte. Alles, was er auf der anderen Seite sah, einschließlich des kilometerlangen Strandes, gehörte einem seiner Brüder. Ritt er nach Westen, so gelangte er nach etlichen Kilometern an die Grenze zum Land seines zweiten Bruders.
    Seine Brüder. Sie waren für ihn verloren. Sein Vater und seine Mutter waren tot, und seine Frau war tot. Was war ihm auf der Welt geblieben? Ein Land mit viel Wüste und Gebirge, zumeist unwirtlich, über das ihm obendrein ein Bandit die Herrschaft streitig machte und nichts unversucht ließ, ihm die Macht zu entreißen. Zwei kleine Töchter, die er kaum kannte und nicht lieben konnte.
    Ich liebe niemanden, ging es ihm durch den Sinn. Seinen Vater hatte er geliebt, aber der war tot. Außerdem hatte er ihn noch im Sterben betrogen und ihm dieses unwirtliche Land hinterlassen. Falls er seine Mutter jemals geliebt hatte, so war diese Liebe durch ihren unsinnigen Ehrgeiz für ihn erstickt worden. Sie hatte ihn als König sehen wollen, ohne jemals an sein persönliches Glück zu denken. Sie hatte ihm jegliche Chance darauf genommen, als sie ihn gezwungen hatte, eine Frau zu heiraten, die er unmöglich lieben konnte. Und als Lohn für diesen Ehrgeiz hatte seine Frau ihm nur Töchter geboren.
    Früher einmal hatte er seine Brüder geliebt. Aber sie hatten ihn im Stich gelassen und das letzte Gebot ihres Vaters missachtet. Dadurch war seine Frau gestorben, und obwohl er sie nicht so geliebt hatte, wie er es sich für die Partnerin seines Lebens erträumt hatte, so hatte er doch unter ihrem Verlust gelitten.
    Sein Herz war erkaltet, und das spiegelte sein Gesichtsausdruck wider. Er verspürte nicht den Wunsch, jemanden zu lieben. Alles, was er noch besaß, war die eiserne Entschlossenheit, das Land, so unwirtlich es auch sein mochte, zu behalten und seinen Töchtern zu vermachen.
    Er hatte keinen Sohn, und es war natürlich möglich, dass seine Töchter von den Wüstenstämmen abgelehnt würden. In dem Fall würde sein Land unter den Erben seiner Brüder aufgeteilt werden und sein Name für immer in Vergessenheit geraten. Aber er wollte keine zweite Frau, nur um einen Erben bekommen zu können. Nein, er wollte gar nichts mehr vom Leben.
    Das Geräusch von Pferdehufen riss ihn aus seinen Gedanken. Ein leichter Druck seiner Knie hieß das Pferd wenden, und gleich darauf schalt der Mann sich einen Narren. Er hatte nicht bemerkt, dass sich sechs feindliche Reiter am Fuß der Bergkette verteilten. Ihre weißen Burnusse flatterten im Wind. Sie schwangen ihre Gewehre über dem Kopf und stießen das hohe Angriffsgeheul der Wüstenvölker aus.
    Das Pferd schüttelte die Mähne, sodass dem Reiter beinahe das Gewehr, das er rasch aus der Satteltasche zog, aus der Hand gefallen wäre. Er galoppierte auf die Krieger zu, steuerte seinen Hengst nur mit den Knien, ließ die Zügel locker und feuerte sein Gewehr rasch hintereinander ab, ohne es bis an die Schulter zu heben. Ebenso schnell schrien drei der Männer auf. Zwei Gewehre und ein Mann stürzten zu Boden,
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