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Hexenfluch: Roman (German Edition)

Hexenfluch: Roman (German Edition)

Titel: Hexenfluch: Roman (German Edition)
Autoren: Lynn Raven
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    Wir waren nicht verabredet, Roland.« Mit langen Schritten marschierte Dr. Ella Thorens quer über das Parkdeck des California Hospital Medical Center. Er wusste, was sie davon hielt, wenn er weit vor Ende ihrer Schicht in der Notaufnahme auftauchte. Und immer wieder demonstrativ auf die Uhr sah, wenn sie an ihm vorbeikam.
    »Dann sind wir es eben jetzt, Honey.« Roland Piers legte besitzergreifend seinen Arm um ihre Mitte und zog sie an sich. Und brachte sie damit prompt zum Stolpern. »Hoppla.« Er lachte leise. »Nenn mir nur einen guten Grund, warum du ein Abendessen mit mir ausschlagen solltest.« Da war ein Unterton in seiner Stimme, der sich fast drohend anhörte.
    Ella schob ihn von sich weg, kramte den Autoschlüssel aus der Handtasche. Einen Grund? Nur einen einzigen? Sie konnte ihm ohne nachzudenken gleich mehrere liefern. Zum Beispiel, weil sie eine 36-Stunden-Schicht hinter sich hatte. Weil sie dreizehn davon im OP zugebracht hatte, in denen sie unter anderem zu verhindern versuchte, dass ihr eine junge Frau von noch nicht mal fünfundzwanzig auf dem Tisch verblutete, nachdem irgendein besoffener Vollidiot sich trotz mörderisch hoher Promillewerte hinters Steuer seines Wagens gesetzt hatte; in denen sie die inneren Organe eines Siebzehnjährigen zusammengeflickt hatte, der eindeutige Tätowierungen trug und sich dem Bericht der Polizei nach eine Messerstecherei mit dem Mitglied einer verfeindeten Gang geliefert hatte. Weil sie ihren Wagen heute Abend zu Tonio in die Werkstatt bringen musste, damit der endlich dafür sorgte, dass der Motor nicht mehr an jeder Ampel ausging. Und außerdem das Rücklicht reparierte, wegen dem sie gestern schon von einer Streife angehalten worden war – und sie sowieso schon viel zu spät dran war. Weil sie schlicht und ergreifend müde war und sich einfach nur nach einem heißen Bad und höchstens noch einer oder zwei entspannten Stunden vor dem Fernseher – mit oder ohne Roland – sehnte und ihr nicht der Sinn danach stand, sich noch einmal schick zu machen, um mit ihm essen zu gehen. Was sie ihm alles bereits gesagt hatte, als er sie vor gut zwei Stunden angerufen hatte, um ihr mitzuteilen, dass er heute Abend mit ihr ausgehen wollte.
    »Zu dieser Patientin in South Central«, er verzog das Gesicht, »kannst du doch auch morgen noch.«
    »Nein, das kann ich nicht.« Wann hatte er sich eigentlich in einen Vollidioten verwandelt? Beziehungsweise: Wann hatte er sich eigentlich in einen Vollidioten verwandelt, ohne dass sie etwas davon mitbekommen hatte? Sie ließ die Zentralverriegelung ihres Impala aufblinken, während sie an seinem Heck vorbei und zur Fahrerseite ging. Roland überholte sie und stemmte die Hand gegen den Türholm.
    »Heißt das, irgendeine Wildfremde ist dir mal wieder wichtiger als ich?« Seine Stimme war mit jedem Wort ärgerlicher geworden. Ella biss die Zähne zusammen. Das hier war nur eine weitere Variation von: Dein Beruf ist dir mal wieder wichtiger als ich.
    »Verdammt noch mal, Roland …«
    »Wenn du mich jetzt wegen dieser Frau hier stehenlässt, sind wir geschiedene Leute, Ella.«
    Sie verharrte abrupt, die Hand schon halb nach dem Griff der Autotür ausgestreckt. ›Wenn du diesen Privatschnüffler nicht jetzt und hier anrufst und ihm sagst, dass er nicht weiter nach deiner Mutter suchen soll, dann verlässt du augenblicklich mein Haus.‹ Fast glaubte sie, die Stimme ihres Vaters über Rolands zu hören. Wenn … dann … Sie war damals in ihr Zimmer gegangen und hatte ihre Sachen gepackt. ›Wenn du jetzt durch diese Tür gehst, dann brauchst du nicht wiederzukommen, dann bist du nicht mehr meine Tochter.‹ Sie hatte ihren Vater seitdem nie wiedergesehen. Wenn … dann … Sie konnte die Worte nicht mehr hören. – Dumme Kuh, die sie war, hatte sie eine ganze Weile geglaubt, Roland sei anders. Sie legte die Finger entschlossen um den Griff, zog daran, hörte das Klacken des Schlosses. Nur dass auch er vor kurzem angefangen hatte, Symptome der Wenn-dann-Krankheit zu zeigen. Offenbar waren alle Männer so.
    Roland nahm die Hand vom Holm, packte sie stattdessen am Arm und zerrte sie zu sich herum. Unsanft. Grob. »Hast du mich gehört, Ella? Wenn du …«
    Sie zischte. Kein Mann fasste sie auf diese Weise an. »Ich habe dich gehört.« Mit einem Ruck machte sie sich los. »Weißt du, was? Ich habe morgen Vormittag frei. Komm vorbei und hol deine Sachen.« Er starrte sie an. Ella drängte ihn zurück, riss die Tür
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