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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte
Autoren: Friedemann Beduerftig
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des Rheins in Stammesgebiete erhalten. Noch in der heutigen Verfassung Deutschlands als Bundesstaat wirkt dieses Element nach.
    Völkerwanderung
    Rom ging nach der Varus-Niederlage rasch zur Tagesordnung über. Vielleicht hätte es sich besser etwas länger mit der Analyse beschäftigen sollen, denn hier war ein Gegner sichtbar geworden, der zwei Jahrhunderte später zur realen Gefahr für das Weltreich wurde: Germanische Stämme berannten in immer größerer Zahl seine Grenzen, zunächst angezogen vom Glanz der römischen Kultur (3. Jahrhundert), dann auf der Flucht vor asiatischen Reitervölkern wie den Hunnen (4./5. Jahrhundert). Eine Zeit lang konnte man die germanischen Eindringlinge noch als Verbündete neutralisieren. Doch dann verselbständigten sich die wandernden Völker und übernahmen in bisher römischen Gebieten die Herrschaft. Vor allem das Westreich wurde zur Beute von Ostgoten (Italien), Vandalen (Afrika), Westgoten (Spanien) und Franken (Gallien), deren Reich sich als das beständigste erwies
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Nationalistische Aufwallungen erregt der gigantische Schwertmann heute nicht mehr. Zwar strömen alljährlich Hundertausende zur Grotenburg, so der Name der vorgeschichtlichen Wallanlage, in die der Koloss gesetzt wurde, doch geschieht das eher wegen der atemberaubenden Aussicht
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    (c) dpa/Picture-Alliance, Frankfurt: S.

Wegweisende Taufe
Chlodwig und der Aufstieg des Frankenreichs (5./6. Jh.)
    Kirchen sind dem Allmächtigen geweiht. Die gotische Kathedrale Notre Dame im nordfranzösischen Reims aber dient zugleich dem Gedenken an einen folgenreichen Tag im Jahre 498. Dort, wo heute das Gotteshaus steht, fand in den Resten einer altrömischen Thermenanlage eine Zeremonie statt, die der Geschichte Europas eine entscheidende Wende gab: „Beuge still deinen Nacken“, sprach Bischof Remigius, „verehre, was du verfolgtest, verfolge, was du verehrtest!“ So schildert der Chronist der Franken, Gregor von Tours (537-594), die damalige Taufe von Chlodwig I., König der Franken. Taufen lassen hatten sich vor ihm schon viele Germanenherrscher, doch er war der erste, der nicht den arianischen, sondern den römisch-katholischen Glauben annahm, zu dem sich auch die Bevölkerung der unterworfenen früheren römischen Gebiete westlich des Rheins bekannte.
Gedeihliches Miteinander
    Chlodwig schuf damit die Voraussetzung für die Verschmelzung der römischen mit der germanischen Bevölkerung für eine gegenseitige kulturelle Bereicherung. Mitgespielt hatte dabei wohl auch, dass die Franken anders als die Goten noch nicht christianisiert waren und ihnen daher der Schritt zum Glauben der Unterworfenen leichter fiel, deren Kultur sie ohnedies als überlegen bewunderten. An die Bekehrung ihres Königs knüpften sich später allerlei Legenden wie die von der Erscheinung Christi während einer Schlacht, der Chlodwig den Sieg gebracht habe, oder die vom Einfluss der katholischen Ehefrau Chrodechilde, die ihn liebend umgarnt habe. Vermutlich aber steckte eher politisches Kalkül dahinter.
Kampf gegen Ungläubige wie Arianer
    Mit seinem Schritt setzte sich Chlodwig bewusst in Gegensatz zu Theoderich dem Großen, dem Gotenkönig in Italien, und zu Alarich II., Herrscher über die Westgoten im Süden Galliens. Chlodwig nämlich war es nicht nur um den ersten Teil des Taufspruchs zu tun, nämlich das zu verehren, was er bisher verfolgt hatte, sondern auch um den zweiten, das zu verfolgen, was er bisher verehrt hatte, nämlich die Heiden. Darunter verstand er auch die Arianer und seinen Übertritt zum Katholizismus zugleich als Auftrag zur Erweiterung seines Reiches nicht nur gegen die Ungläubigen, sondern auch gegen die nicht Rechtgläubigen. Chlodwigs Taufe leitete den Aufstieg des Frankenreichs ein, weil sie Germanentum und römische Tradition versöhnte und eine expansive Machtpolitik legitimierte, deren Erbe Karl der Große wurde.
    Franken
    Noch im hohen Mittelalter bezeichneten die Araber alle Christen, mit denen sie in Berührung kamen, als Franken. Das spiegelt den singulären Erfolg dieses germanischen Stammesverbands, der seinerseits aus diversen Einzelstämmen bestand und ursprünglich am Mittel- und Niederrhein siedelte. Im 5. Jahrhundert wanderte er in gallisch-römische Gebiete ein, behielt aber zugleich seine heimische Basis. Unter König Childerich, der die Franken bis 482 führte, etablierte sich das Herrschergeschlecht der Merowinger, das sich von einem sagenhaften König Merochwech herleitete. Childerich stand
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