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Auf den Hund gekommen

Auf den Hund gekommen

Titel: Auf den Hund gekommen
Autoren: James Herriot
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Vorwort
     
    »DIES WAR DAS WAHRE YORKSHIRE mit seinen reingewaschenen Kalksteinmäuerchen, die den Hügelkamm säumten, und den Pfaden, die leuchtend grün durch die dichte Heide schnitten. Während ich im Gehen mein Gesicht dem Wind und seinen Düften entgegenhielt, wurde ich wieder einmal von Erstaunen gepackt: allein in dem weiten Moor, wo nichts sich regte und meilenweit purpurne Blüten und grünes Gras sich erstreckten, um sich schließlich mit dem dunstigen Blau des Himmels zu vereinen.«
    Weihevolle Worte? Schon möglich – aber zutreffend. Noch zutreffender war folgende Passage, ebenfalls aus der Geschichte »Jock ist der Beste«:
    »Doch ich war nicht wirklich allein. Sam war bei mir, und das war entscheidend. Meine Frau Helen hatte mein Leben so vielfältig bereichert, und zu den wertvollsten Geschenken gehörte Sam. Er wurde mein treuer Gefährte, mein Beifahrer, mein Freund, der mir auf den langen einsamen Autofahrten Gesellschaft leistete. Er war der erste einer ganzen Reihe von geliebten Hunden, die mein Arbeitsleben heiterer und leichter gemacht haben« – und nun, seit kurzem, auch meinen Ruhestand.
    Schon als Kind liebte ich Hunde. Don, ein wunderschöner Irish Setter mit glänzendem Fell, war mein erster Hund, und bereits in sehr jungen Jahren habe ich erfahren, welche Freude es bereitet, einem Hund zuzusehen – wenn er in den Bergen eine Hasenfährte verfolgt, wenn er unmißverständlich deutlich macht, daß nun Essenszeit ist, wenn er am Kaminfeuer döst und dabei kleine Laute ausstößt – die womöglich an die Hasen in seinen Träumen gerichtet sind.
    Als ich beschloß, Tierarzt zu werden, wollte ich in erster Linie Hundedoktor werden, damit ich mein ganzes Leben mit Hunden verbringen konnte. Doch die Verwaltung der Fakultät für Tiermedizin in Glasgow sah dies anders: Damals, Mitte der dreißiger Jahre, bestimmte der Nutzwert der Tiere die Hierarchie – Pferd, Rind, Schaf, Schwein... und Hund. Und es wurde entschieden, daß ich Pferdedoktor werden solle.
    Ich schloß meine Ausbildung ab und hatte das Glück, eine Stelle als Assistenztierarzt in North Yorkshire angeboten zu bekommen, in jenem Städtchen, das ich in meinen Büchern Darrowby nenne. Es war eine Großtierpraxis, und die Mehrzahl der Patienten waren: Pferde, Rinder, Schafe und Schweine. Wie sollte sich da mein Wunsch erfüllen, Hundedoktor zu werden? Doch das Schicksal war auf meiner Seite, denn Siegfried Farnon, mein Vorgesetzter (und späterer Partner) liebte Pferde über alles. Er war nur zu glücklich, mir die Hunde und Katzen zu überlassen, während er sich den Shires widmete, die damals noch eingesetzt wurden, und den Jagdpferden und Ponies der wohlhabenderen Familien.
    Meine treuen Leser wissen, daß ich durchaus meinen Anteil an größeren Tieren verarztet habe, doch die Behandlung der kleineren Lebewesen war mir eine Herzensangelegenheit. Zuweilen war es schlicht eine Erleichterung, der Kälte, der Nässe und dem Schlamm auf dem Land den Rücken zu kehren und mich den Leiden einiger zarter Geschöpfe in einem beheizten Salon zu widmen – und so wird es nicht verwundern, daß ich hier drei Geschichten über den Pekinesen Tricki Woo versammelt habe; ach, dieser Sherry – noch heute liegt mir sein edler Geschmack auf der Zunge!
    Zu den entlegenen Farmen hinauszufahren, war ein äußerst einsames Unterfangen, vor allem in der Winterzeit, und tausendmal angenehmer, wenn ein oder gar mehrere Hunde mit von der Partie waren. Sam, mein Beagle – na ja, eigentlich Helens – taucht an verschiedenen Stellen dieses Bandes auf: Er bedeutete mir sehr viel, und ich sehe ihn vor mir, wie er mir mit seinen großen klaren Augen nahelegt, doch fünf Minuten zwischen zwei Terminen abzuknapsen, um im Hochmoor spazierenzugehen. Ganz selten nur konnte ich ihm diese Bitte abschlagen – immerhin hatte auch ich immense Freude daran, ein Weilchen die phantastische Landschaft zu betrachten, die sich vor mir ausbreitete. Hier gab es alles: Die Wildnis und Einsamkeit der kargen Fells, und doch auch ein Hauch von Lieblichkeit dort, wo der Fluß sich durch das Tal wand. Und in all dem meilenweiten Grün war selten ein anderer Mensch zu sehen. Ich mußte mich jedesmal gewaltsam in die Wirklichkeit zurückrufen, wenn es Zeit war weiterzufahren. Und wenn ich Sam rief, kam er stets schnurstracks zu mir gelaufen, mit im Wind flatternden Ohren und einem beinahe menschlich versonnenen Lächeln im Gesicht.
    Nach Sam hatte ich gleich zwei Hunde. Hector
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