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0262 - Leonardos Knochenhorde

0262 - Leonardos Knochenhorde

Titel: 0262 - Leonardos Knochenhorde
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Der Mann, den selbst die Hölle nicht mehr haben wollte und den sie deshalb auf die Erde zurückspie, betrachtete die furchtbaren Szenen. Die gellenden Hilfeschreie der Frauen ließen ihn kalt, die Flüche der Männer genoß er. Er brauchte neue Sklaven, und die bekam er. Seine Skelett-Krieger sorgten dafür.
    Er sah den großen grauen Wolf an, der neben ihm auf dem Hügel kauerte. »Na, Wolf, was sagst du dazu, alter Freund?«
    Der Wolf sagte nichts. Stumm hockte er da und beobachtete, und es schien Leonardo, als wartete das Tier auf etwas.
    Der Montagne wandte sich um, rückte den im Wind wehenden Schultermantel zurecht und stieß das Schwert in die Scheide. Er stülpte den Helm wieder auf den Kopf, zog den Kinnriemen fest und erklomm das Pferd, das ein paar Schritte hinter ihm gewartet hatte.
    »Komm, Wolf. Die Jagd ist beendet, und hier gibt es für uns nichts mehr zu sehen.«
    Er ritt an, jagte Château Montagne entgegen. Wie ein Schatten folgte ihm der Wolf.
    ***
    »Warum tut Zamorra nichts?«
    »Wann endlich kehrt Zamorra zurück und vertreibt diesen Höllenbastard?«
    So und ähnlich erklang es überall in dem kleinen Dorf an der Loire, wenn die Menschen zum Château Montagne hinaufblickten. Hier war das schöne und romantische Loire-Tal nicht mehr schön und nicht mehr romantisch. Hier regierte seit vielen Wochen das Grauen. Seit jenem Tag, da Leonardo de Montagne wieder auftauchte und Zamorras Schloß in Besitz nahm.
    Leonardo, der zur Zeit der ersten Kreuzzüge hier lebte und der Schwarzen Magie frönte, erwies sich schon damals als blutrünstiger Gewaltherrscher, einem Vlad Tepes oder Caligula durchaus würdig. Niemand begriff, wieso dieser Unhold wieder unter den Lebenden weilen konnte, obgleich er vor neunhundert Jahren zur Hölle fuhr. Aber er war wieder da, war offensichtlich aus Fleisch und Blut, vom gleichen bösen Geist besessen, und ein Schreckensregiment stand dem damaligen in nichts nach.
    Leonardo, der Menschenfeind! Der Mörder! Der Sklavenhalter! Mit Hilfe seiner Skelett-Krieger setzte er seinen Willen gegen jeden Widerstand durch. Und für jeden Krieger, der erschlagen wurde, erhielt er unverzüglich Nachschub aus der Hölle. Damit wurde seine Armee schier unbesiegbar.
    Man hätte meinen sollen, Umtriebe dieser Art seien im Jahr 1984 unmöglich, ohne sich die Aufmerksamkeit und den Unwillen der Behörden zuzuziehen.
    Und doch war es so. Leonardo sorgte mit einem Bannzauber dafür. Niemand, der in seinem sich langsam, aber stetig ausdehnenden Schreckensreich lebte, konnte dieses noch verlassen oder mit Besuchern darüber reden. Und wer die Gegend durchreiste, konnte sicher sein, daß seine Erinnerung magisch verfälscht wurde. Nicht einmal komplette Touristenbusse waren gegen Leonardos Kräfte gefeit. Er arbeitete mit einem gewaltigen Zauber, mit einer Kraft, von der sich selbst Asmodis fragte, woher er sie nahm. Leonardo war nicht nur ein Zauberer - er war ein Gigant.
    Seine Skelett-Krieger patrouillierten überall, meldeten Vorkommnisse und das Auftauchen Fremder, und Leonardo reagierte sofort. Die Krieger überwachten und bespitzelten aber auch die Menschen, die sich immer wieder gegen die Gewaltherrschaft aufzulehnen versuchten.
    Erfolglos.
    Für sie gab es nur noch die Hoffnung, daß Zamorra es irgendwie schaffte, dieses Teufels in Menschengestalt Herr zu werden. Zamorra, der damals vor Leonardo hatte fliehen müssen und irgendwo versteckt im Ausland lebte, um dort auf seine Chance zu warten, wurde in ihrer Erinnerung plötzlich zu einer Heldengestalt und Befreierfigur, die ohne Beispiel war.
    Einmal war er zwischendurch wieder dagewesen. Leonrado hatte den Höllen-Salamander beschworen, um Zamorra in eine Falle zu locken. Doch Zamorra hatte es geschafft, das Ungeheuer auszuschalten und Leonardos Zugriff zu entgegen. Zu mehr hatte es nicht gereicht. Die Menschen dieses Landstriches mußten weiter auf ihre Befreiung aus diesem Joch warten.
    Die Zeit war noch nicht reif gewesen.
    Doch inzwischen sah es so aus, als arbeitete die Zeit nicht mehr für Zamorra, sondern für Leonardo! Täglich wuchsen seine Macht und sein Einfluß. Unmerklich schoben sich die Grenzen seines hypnotisch-magischen Machtbereiches weiter vor, vergrößerten sich. Eingeweihte rechneten sich bereits aus, wann er ganz Frankreich, die westlichen Alpen und halb Deutschland beherrschte, wenn nichts gegen ihn unternommen wurde.
    Aber was sollte man gegen ihn unternehmen? Er besaß die absolute Macht, und er vermochte
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