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Lass dich kuessen - lass dich lieben

Lass dich kuessen - lass dich lieben

Titel: Lass dich kuessen - lass dich lieben
Autoren: Anne Eames
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1. KAPITEL
    An einer Tankstelle östlich von Livingston in Montana, ungefähr vierzig Meilen von Joeville entfernt, schaute Nicole Bedder in den Spiegel und stöhnte frustriert auf. Die falschen Wimpern, die sie so sorgfältig angeklebt hatte, hingen jetzt an ihrem Finger. Zu allem Überfluss zitterten auch noch ihre Hände. Seit achtzehn Stunden hatte sie nichts mehr gegessen.
    Mit Hilfe einer Pinzette versuchte sie noch einmal, die unechten Wimpern neben ihre eigenen zu kleben. Diesmal schaffte sie es. Sie fühlten sich schwer an, und sie musste blinzeln, während sie in ihrer Handtasche nach Rouge suchte.
    Ein lautes Klopfen an der Tür der Damentoilette ließ sie auffahren.
    „Bin sofort fertig!”
    Sie hatte ihr frisch blondiertes Haar bereits toupiert und mit Haarspray besprüht. Jetzt trug sie dick Lippenstift auf ihre ohnehin vollen Lippen auf und achtete darauf, die Konturen noch ein wenig zu übermalen. Dann trat sie zurück und inspizierte sich. Der Jeansrock war nicht übermäßig kurz, das Top nicht hauteng, doch sie hatte noch nie sexy Kleidung getragen. Also musste es so gehen.
    Du meine Güte! Sie sah ja furchtbar aus!
    Bevor sie die Nerven verlieren würde, öffnete sie schnell die Tür. Die korpulente, ältere Dame, die davor wartete, schnappte nach Luft, betrachtete sie von oben bis unten und kniff den Mund zusammen, bevor sie sich mit einem entrüsteten Kopfschütteln an ihr vorbeischob und fest die Tür hinter sich schloss.
    Ganz offensichtlich hatte sie diese Frau davon überzeugt, ein leichtes Mädchen zu sein, aber würde sie auch den Besitzer des „Purple Palace” täuschen können?
    „Hilfe gesucht” hatte in der Anzeige gestanden. Zu einer solchen Adresse konnte sie natürlich nicht wie eine züchtige Lehrerin hingehen mit ihrem braunen, zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenen Haar. Nein, sie musste so aussehen, als wäre das, was die Bewohnerinnen des „Purple Palace” taten, für sie nichts Ungewöhnliches oder Anstößiges.
    Die Theaterkurse an der Schule hatten sie auf diese Situation nicht vorbereitet. Aber was hatte sie für eine Wahl? Nicole holte tief Luft und schlenderte zur Zapfsäule zurück, bemüht, auf ihren hohen Absätzen nicht umzuknicken.
    Die Motorhaube ihres rostigen grünen Chevys stand offen. Der Mechaniker rieb sich die Hände an einem öligen Tuch ab und starrte verblüfft in ihre Richtung. Dann kam er zu ihr herüber und tat so, als würde er ihre Veränderung nicht bemerken.
    „Ein paar der Riemen sind ziemlich alt. Ich glaube nicht, dass sie noch lange halten werden.” Er starrte auf ihre Brüste, und sie hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst.
    Stattdessen probte sie ein zuversichtliches Lächeln.
    „Werden sie noch vierzig Meilen durchhalten?”
    „Schwer zu sagen. Vielleicht ja, vielleicht nein.”
    Sie schaute zur Zapfsäule: 14,78 Dollar und brauchte gar nicht erst in ihrem Portemonnaie nachzusehen. Darin befanden sich ein Zehner, ein Fünfer und ein bisschen Kleingeld.
    „Dann werde ich es darauf ankommen lassen.”
    Sein Grinsen zeigte ihr deutlich, dass er über einen Handel nachdachte. Mit zitternden Fingern holte sie die Scheine aus ihrem Portemonnaie und reichte sie ihm.
    „Wie Sie wollen.” Achselzuckend schloss er die Motorhaube.
    Sie war versucht, ohne das Wechselgeld wegzufahren, aber zweiundzwanzig Cents waren zweiundzwanzig Cents. Als er damit zurückkam, lächelte sie ihn an und fuhr davon - mit knurrendem Magen, stotterndem Motor und angespannten Nerven.

    Michael Phillips schmunzelte. Er saß auf seiner ersten und einzigen Stute - einem alten Arbeitspferd namens Mae. Ihr langsamer Trott über die Hügel zur Nachbarfarm seiner Schwester kostete ihn zwar eine halbe Stunde, aber das war es wert.
    Er war gespannt auf Taylors Gesichtsausdruck, wenn sie ihn hier in Montana erblickte -
    und hörte, was er getan hatte. Wäre er mit seinem Transporter gekommen, hätte sie ihn vielleicht vorher erspäht. Doch nachdem er monatelang alles heimlich geplant hatte, wollte er den Moment bis zum Letzten auskosten.
    Er blieb an einer Weggabelung stehen und ließ Mae ein wenig grasen, während er sich umschaute.
    Da war sie. Auf den Knien im Blumenbeet vor dem alten blauen Haus, das er seit sieben Jahren nicht gesehen hatte. Der einzige Unterschied zu damals waren die beiden Kleinen, die in der Nähe spielten. Er hatte die ersten Lebensjahre seiner Nichte und seines Neffen verpasst, aber jetzt war er hier und hatte vor, die verlorene Zeit
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