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In der Gruft der Moenche

In der Gruft der Moenche

Titel: In der Gruft der Moenche
Autoren: THiLO
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Auf einsamer Alpenstraße
    Schnaufend wie eine Dampflok quälte sich der alte Reisebus die schmale Alpenstraße nach oben. Aus dem Auspuff quoll pechschwarzer Rauch. Als der Fahrer in den ersten Gang herunterschaltete, krachte es im Getriebe. Er schwitzte. Die enge Kurve verlangte ihm all sein Können ab.
    Durch den Stau auf der Autobahn hatten sie sich höllisch verspätet. Die Fresspakete zum Abendbrot waren längst verteilt. Seit einer halben Stunde war es dunkel. Und dazu noch dieser Nebel! Feiner Nieselregen fiel auf die Windschutzscheibe und beschäftigte die Scheibenwischer. Die Lichtkegel der Scheinwerfer reichten kaum weiter als zehn Meter. Links die steile Bergwand, rechts der Abgrund, der von einer schmalen Leitplanke nur unzureichend gesichert war. Eine kleine Unachtsamkeit und alle Passagiere wären mausetot.
    Geschafft!
    Der Fahrer gab wieder Gas. Protestierend heulte der Motor auf. Die Serpentinen waren einfach zu steil, außerdem lagen überall Gesteinsbrocken auf dem brüchigen Asphalt, denen man ausweichen musste. Wahrscheinlich wurde der Weg nur von einer Handvoll Fahrzeugen im Jahr benutzt, sodass sich niemand die Mühe machte, nach einem Bergrutsch aufzuräumen. Hier war wirklich der Hund verfroren. Schon das kleine Dorf, das sie vor fünf Minuten durchquert hatten, lag am Ende der Welt. Ein Bäcker, ein Dorfladen, sonst nur ein paar verstreute Bauernhöfe, die verlassen schienen, wohl aber bewohnt waren.
    Doch ihr Ziel lag noch höher. In absoluter Einsamkeit. Ein verbeultes Schild blitzte im Graben auf. Hotel International 5 Kilometer.
    Der Fahrer warf einen kurzen Blick auf sein Handy. Kein Empfang. Wenn ihnen hier oben etwas passierte, waren sie gezwungen, den ganzen Weg zurückzulaufen, um Hilfe zu holen. Dieser Gedanke ließ ihn noch mehr schwitzen.
    Dann kam schon die nächste Haarnadelkurve. Noch enger als die erste. Zentimeterweise tastete sich der Bus vorwärts, wobei er beinahe die ganze Straße blockierte. Plötzlich schoss aus dem Nichts ein schwarzer Lieferwagen auf den Bus zu. Reifen quietschten. Nur eine Haaresbreite vor dem linken Scheinwerfer schlug das Fahrzeug einen Haken und drückte sich zwischen Felsen und Blech hindurch. Mit lautem Gehupe verschwand es Richtung Tal. Der Motor des Busses soff ab. » Mach dein Licht an, Mann!«, schimpfte der Busfahrer mit zittriger Stimme.
    Die über fünfzig Kinder an Bord johlten. Manche von ihnen hockten schon vierzehn Stunden auf ihren Sitzen. Nach und nach waren sie unterwegs in Dörfern und Städten abgeholt worden. Jetzt freuten sie sich, dass endlich mal etwas Spannendes passierte. Dreißig, vierzig von ihnen pressten ihre Gesichter an die Scheiben und schickten dem anderen Wagen eindeutige Gesten mit dem Mittelfinger hinterher.
    Wolf Eismann, der Leiter der Jugendgruppe, klatschte in die Hände. Er war kaum größer als ein Meter siebzig, hatte aber ein breites Kreuz und dicke Oberarme. In seiner Jugend war er Meister im Kugelstoßen gewesen. Sein dichtes schwarzes Haar glänzte ölig, er hatte es mit billigem Gel nach hinten gekämmt. Außerdem trug er einen Backenbart, dessen Spitzen genau an den Mundwinkeln endeten, was ihm das Aussehen eines Mafiakillers verlieh. Meist reichte schon ein Blick aus seinen stechenden Augen, um aufmüpfige Kids in die Schranken zu weisen. Den Rest erledigte seine scharfe Stimme.
    Â» So Leute, das reicht!«, forderte er im strengen Ton, der keinen Widerspruch zuließ. Er war eindeutig von der Sorte Mensch, mit der man besser keinen Ärger bekam. Das hatten alle Kinder schon nach wenigen Stunden bemerkt. » Macht den Gang frei, damit wir weiterfahren können.«
    Er wandte sich an den Fahrer. » Und du siehst zu, dass wir endlich ankommen. Mir tut schon der Hintern weh vom vielen Sitzen.«
    Der Fahrer nickte und wischte sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Es war so verdammt schwül! Ein Gewitter lag in der Luft und die Klimaanlage funktionierte nicht richtig. Erst beim dritten Versuch sprang der Motor wieder an. Tuckernd nahm der Bus Fahrt auf.

Unglück mit Folgen
    Adam saß in der letzten Reihe, nippte an einer lauwarmen Cola und sah gelangweilt aus dem Fenster in die Dunkelheit. Das T-Shirt klebte an seinem Körper, Musik dröhnte aus seinem Kopfhörer. Was tat er hier bloß?
    Da waren sie, die Sommerferien, auf die er sich so lange gefreut hatte. Seine Eltern
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