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Poirots erste Fälle

Poirots erste Fälle

Titel: Poirots erste Fälle
Autoren: Agatha Christie
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Mord auf dem Siegesball
     
    E in reiner Zufall führte dazu, dass mein Freund Herc u le Poirot, ehemals leitender Beamter der belgischen Krim i nalpolizei, mit dem Fall Styles in Verbindung kam, der als Das fehlende Glied in der Kette in die Annalen der Kriminalgeschichte einging. Die erfol g reiche Klärung des Verbrechens machte ihn weithin b e kannt und er b e schloss, sich nur noch mit der Lösung von schwierigen Kriminalfällen zu befassen. Ich war an der Somme ve r wundet und als Invalide aus der Armee entlassen worden und zog schließlich mit ihm in eine gemeinsame Londoner Wo h nung. Da ich die meisten seiner Fälle aus erster Hand kenne, schlug man mir vor, einige der interessantesten auszuwählen und niederz u schre i ben. Nachdem ich mich dazu entschlossen hatte, wurde mir klar, dass es am besten wäre, mit jenem ve r zwickten Fall zu beginnen, der seinerzeit ein so weit ve r breitetes öffentliches Interesse erregte. Ich spr e che von dem Mord auf dem Siegesball.
    Zwar ist dieser Fall für Poirots besondere Methoden vielleicht nicht ganz so typisch wie einige der weniger bekannten. Aber durch die prominenten Leute, die da r in verwickelt waren, und durch die ungeheure Beac h tung, die ihm die gesamte Presse schenkte, wurde er zu einer cause célèbre. Ich bin schon seit La n gem der Meinung, dass die Rolle, die Poirot bei der Lösung spielte, endlich von der Welt gewü r digt werden sollte.
    An einem schönen Frühlingsmorgen saßen wir in Po i rots Zimmer. Mein kleiner Freund, adrett und geschni e gelt wie immer, trug, den eiförmigen Kopf leicht zur Seite geneigt, mit größter Sorgfalt eine neue P o made auf seinen Schnurrbart auf. Eine gewisse harmlose E i telkeit war für ihn charakteristisch und passte zu seiner Ordnungsliebe und seinem Hang zur Methodik. Die Tageszeitung New s monger, in der ich gelesen hatte, war mir aus den Händen und auf den Boden geglitten, und ich war tief in Geda n ken, als Poirots Stimme mich au f schreckte.
    »Was überlegen Sie denn so angestrengt, mon ami ?«
    »Um die Wahrheit zu sagen«, erwiderte ich, »ich h a be mir über diese rätselhafte Sache beim Siegesball Geda n ken gemacht. Die Zeitu n gen sind voll davon.«
    Ich bückte mich, hob die Zeitung auf und tippte mit dem Zeig e finger auf die entsprechende Stelle.
    »Ja?«
    »Je mehr man darüber liest, umso geheimnisvoller wird die G e schichte.« Ich erwärmte mich immer mehr für mein Thema. »Wer hat Lord Cronshaw ermordet? War Coco Courtenays Tod in derselben Nacht ein reiner Z u fall? War es ein Unfall? Oder hat sie absichtlich eine Überdosis Kokain genommen?« Ich unterbrach mich und fügte dann dramatisch hinzu: »Das sind die Fragen, die ich mir stelle.«
    Poirot ging nicht darauf ein, und das ärgerte mich. Er blickte in den Spiegel und murmelte: »Also wirklich, diese neue Pomade tut an meinem Schnurrbart wahre Wu n der.« Als er jedoch meinen Blick auffing, sagte er hastig: »Und wie beantworten Sie sich Ihre Fragen?«
    Bevor ich jedoch etwas sagen konnte, wurde die Tür geöffnet, und unsere Hauswirtin meldete Inspektor Japp. Der Mann von Scotland Yard war ein alter Freund und wir begrüßten ihn her z lich.
    »Ah, Japp, mein Lieber!«, rief Poirot. »Was führt Sie zu uns?«
    »Tja, Monsieur Poirot«, antwortete Japp, setzte sich und nickte mir zu, »ich arbeite an einem Fall, der ganz auf Ihrer Linie zu liegen scheint, und ich bin zu Ihnen g e kommen, um Sie zu fragen, ob Sie Lust hätten, ein bis s chen mitzumischen?«
    Poirot hatte eine gute Meinung von Japps Fähigke i ten, wenn er auch seinen bedauerlichen Mangel an Methode beklagte. Ich, für meinen Teil, fand, dass die größte B e gabung des Inspektors in der schönen Kunst lag, sich Gefälligkeiten zu erschleichen, indem er so tat, als erweise er sie einem.
    »Es geht um den Mord auf dem Siegesball«, sagte Japp überredend. »Seien Sie ehrlich, Sie wären b e stimmt gern dabei.«
    Poirot lächelte mir zu.
    »Mein Freund Hastings wäre es auf jeden Fall. Er hat mir eben einen Vortrag über das Thema gehalten, n’est-ce pas, mon ami ?«
    »Nun, Sir«, meinte Japp herablassend, »Sie sind natü r lich auch mit von der Partie. Ich kann Ihnen sagen, Sie dürfen stolz darauf sein, in einen solchen Fall ei n geweiht zu werden. Kommen wir zur Sache. Sie kennen die w e sentlichen Fakten, nehme ich an, Mons i eur Poirot?«
    »Nur aus der Presse und die Fantasie der Journali s ten ist manchmal irreführend. Erzählen Sie mir doch die ga n ze G e
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