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Was geschah tatsächlich in Peru?: Die Chroniken des Magnus Bane (01) (German Edition)

Was geschah tatsächlich in Peru?: Die Chroniken des Magnus Bane (01) (German Edition)

Titel: Was geschah tatsächlich in Peru?: Die Chroniken des Magnus Bane (01) (German Edition)
Autoren: Sarah Rees Brennan , Cassandra Clare
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1791
    Magnus erwachte in einer Herberge etwas außerhalb von Lima und machte sich, herausgeputzt mit einer bestickten Weste, Kniebundhosen und glänzenden Schnallenschuhen, auf die Suche nach Frühstück. Stattdessen fand er die Herbergswirtin, eine rundliche Frau, deren langes Haar unter einer schwarzen
mantilla
verborgen war, tief beunruhigt in einer aufgeregten Unterhaltung mit einem der Serviermädchen über den jüngsten Neuankömmling in ihrem Haus.
    »Ich glaube, es ist ein Seeungeheuer«, hörte er die Wirtin flüstern. »Oder ein Wassermann. Können die an Land überleben?«
    »Guten Morgen, meine Damen«, rief Magnus. »Das klingt gerade so, als sei mein Gast bereits eingetroffen.«
    Beide Frauen blinzelten zweimal. Magnus führte das erste Blinzeln auf sein schillerndes Äußeres zurück und das zweite, langsamere Blinzeln auf das, was er eben gesagt hatte. Mit einem fröhlichen Winken spazierte er durch die breite Holztür nach draußen, durchquerte den Innenhof und betrat den Gemeinschaftsraum, wo er seinen Hexenmeisterfreund Ragnor Fell antraf, der sich mit einem Becher
chicha de molle
im hintersten Eck des Raumes herumdrückte.
    »Ich nehme das Gleiche wie er«, wies Magnus das Dienstmädchen an. »Nein, warten Sie einen Moment. Ich nehme drei davon.«
    »Sag ihr, für mich auch«, bat Ragnor. »Ich bin nur mithilfeäußerst energischer Zeichensprache zu diesem Getränk gekommen.«
    Magnus tat, wie ihm geheißen, und wandte sich dann wieder Ragnor zu, nur um festzustellen, dass sein alter Freund aussah wie immer: grauenhaft gekleidet, missmutig gestimmt und von tiefgrüner Hautfarbe. Magnus verspürte einmal mehr tiefe Dankbarkeit, dass sein eigenes Hexenmal nicht ganz so offensichtlich war. Gelegentlich konnte es unangenehm sein, die grün-goldenen schlitzförmigen Pupillen einer Katze zu haben, aber diese ließen sich für gewöhnlich problemlos hinter einem kleinen Zauberglanz verbergen und wenn nicht, nun ja, dann gab es durchaus eine ganze Menge Frauen – und Männer –, die das nicht unbedingt als Nachteil empfanden.
    »Kein Zauberglanz?«, erkundigte sich Magnus.
    »Du sagtest doch, ich soll dich auf eine Reise begleiten, die du mir als eine endlose Abfolge von Ausschweifungen beschrieben hast«, antwortete Ragnor.
    Magnus strahlte. »Allerdings!« Er hielt inne. »Bitte entschuldige. Und was hat das eine mit dem anderen zu tun?«
    »Ich habe festgestellt, dass ich in meinem natürlichen Zustand größeren Erfolg bei den Damen habe«, erklärte Ragnor. »Sie schätzen ein gewisses Maß an Abwechslung. Es gab da mal eine Frau am Hofe des Sonnenkönigs, Ludwig des Vierzehnten, die behauptete, niemand könne es mit ihrem ›allerliebsten Kohlköpfchen‹ aufnehmen. Angeblich hat sich das in Frankreich zu einem recht beliebten Ausdruck von Zuneigung entwickelt. Dank mir.«
    Er sprach in demselben düsteren Tonfall wie sonst auch.
    Als ihre sechs Drinks eintrafen, musterte Magnus sie abschätzend. »Die werde ich alle für mich brauchen. Bitte bringen Sie noch mehr für meinen Freund.«
    »Eine Frau hat mich sogar als ihre ›Zuckerschote der Liebe‹ bezeichnet«, fuhr Ragnor fort.
    Magnus nahm einen großen, kräftigenden Schluck, blickte hinaus in den Sonnenschein und auf die Drinks vor ihm und fühlte sich mit einem Mal deutlich besser. »Glückwunsch. Und willkommen in Lima, der Stadt der Könige, meine Zuckerschote.«
    Nach dem Frühstück, das aus fünf Bechern
chicha de molle
für Ragnor und siebzehn für Magnus bestand, nahm Magnus seinen Freund Ragnor mit auf einen Spaziergang durch Lima, der sie von der goldenen, mit Schnörkeln und Schnitzereien verzierten Fassade des erzbischöflichen Palais’ zu den leuchtend bunten Gebäuden auf der anderen Seite der Plaza führte, auf deren ausladenden, quasi obligatorischen Balkonen die Spanier einst Kriminelle hingerichtet hatten.
    »Ich dachte, es wäre ganz nett, wenn wir in der Hauptstadt anfangen. Außerdem war ich schon mal hier«, erklärte Magnus. »Vor ungefähr fünfzig Jahren. War eine tolle Zeit, wenn man mal von dem Erdbeben absieht, das beinahe die ganze Stadt in Schutt und Asche gelegt hätte.«
    »Hattest du etwas mit dem Erdbeben zu tun?«
    »Ragnor«, tadelte Magnus seinen Freund. »Du kannst mir nicht für jede noch so kleine Naturkatastrophe die Schuld in die Schuhe schieben!«
    »Du hast die Frage nicht beantwortet«, entgegnete Ragnor mit einem Seufzen. »Ich verlasse mich darauf, dass du …zuverlässiger bist als sonst und
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