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In der Gruft der Moenche

In der Gruft der Moenche

Titel: In der Gruft der Moenche
Autoren: THiLO
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einfacher, ausgefranster Bindfaden hielt die Rolle zusammen.
    Â» Mach schon auf«, sagte Victor.
    Adam wollte die Schleife gerade öffnen, da besann er sich. » Nein, du hast sie gefunden. Ohne dich hätte ich noch nicht mal das Geheimfach bemerkt.«
    Victor strahlte. » Prüfung bestanden. Bist ja doch nicht so ein eigensüchtiger Idiot, wie ich dachte.« Er nahm die Rolle an sich und begann an dem Knoten herumzufummeln.
    Â» Bei dir bin ich mir noch nicht so sicher«, antwortete Adam. Als Victor ihn anknurrte, musste Adam lachen. Victor war sicherlich ein fürchterlicher Angeber, aber mehr und mehr dämmerte Adam, dass man sich auf ihn verlassen konnte, wenn es drauf ankam. Und einen aufregenden Tag verdankte er ihm schon jetzt.
    Gerade als Victor den Bindfaden besiegt hatte, tauchte ein Blitz das Zimmer in gleißendes Licht. Kurz darauf rumste der Donner. Adam schluckte. Eine göttliche Warnung, hier einfach nur die schöne Natur zu genießen und nicht in der Vergangenheit herumzuschnüffeln, schoss es ihm durch den Kopf. Die Glühbirnen ihres Kronleuchters flackerten. Das Gewitter schien direkt über dem Hotel zu sein. Und sie hatten noch nicht einmal mehr eine Gardine, die sie vor das Fenster ziehen konnten.
    Â» Vielleicht sollten wir die Rolle zurück ins Fach tun, den Tisch mit ein paar Nägeln reparieren und die Sache vergessen«, schlug er halbherzig vor.
    Doch Victor winkte ab. » Das Hotel hat einen Blitzableiter, direkt auf einem der Türme. Habe ich beim Ausladen extra drauf geachtet.– Halte mal die Ecken fest.«
    Adam nahm die eine Seite des Papiers in die Hand. Victor rollte es behutsam ab. Kurz bevor sie einen Blick darauf werfen konnten, zuckte der nächste Blitz auf, beinahe zeitgleich mit dem Donner. Adam und Victor war, als würde der Boden unter ihren Knien erzittern. Zwei Sekunden lang flackerte das Licht. Dann erloschen die Glühbirnen. In Zimmer 222 war es stockdunkel.
    Â» Ich hab’s doch gesagt«, rief Adam gegen den Regen an, den der Wind immer heftiger gegen die Scheiben peitschte. » Wir haben irgendwas gefunden, was besser im Verborgenen geblieben wäre.«
    Das Geschrei und Getrampel im Gang bewiesen, dass der Strom auch im Rest des Hotels ausgefallen war. Jana und Anne versuchten, alle Jungen zu beruhigen und in ihre Zimmer zurückzuschicken.
    Adam ließ das Papier los und rutschte rückwärts durch das Zimmer, bis sein Rücken die Wand berührte. So fühlte er sich irgendwie sicherer. Er hatte mal gelesen, dass dies noch ein Instinkt aus der Urzeit war. Bei Gefahr pressten sich die Höhlenmenschen an eine Wand, so gab es eine Seite weniger, von der aus sie angegriffen werden konnten.
    Victor hingegen rührte sich keinen Zentimeter.
    Â» Ruhe bewahren!«, hörten sie jetzt die tiefe Stimme von Wolf Eismann im Flur. » Der Blitz hat eingeschlagen, aber es ist nichts weiter passiert. Ihr geht jetzt alle sofort ins Bett. Hört ihr? Keiner lässt sich mehr auf den Fluren blicken! Das ist zu gefährlich.«
    Hastig warf Victor die Gardine über den kaputten Sekretär. » Hoffentlich kommt der nicht rein«, zischte er Adam zu. » Zu unseren Eltern war er scheißfreundlich. Aber mit dem Kerl ist nicht gut Kirschen essen. Wenn der den Tisch sieht, gibt’s mächtig Stunk!«
    Ein paar Türen schlugen zu. Sofort danach war es auf dem Gang mucksmäuschenstill. Nur die Dielenbretter knarrten, das war auch durch die Geräusche des Regens gut zu hören. Mit langsamen Schritten kam Wolf Eismann näher. Adam hielt den Atem an. Er stellte sich vor, wie der Betreuer jede Tür aufriss, um nachzusehen ob auch wirklich alle in ihren Betten lagen. Lauter und lauter wurde das Knarren. Dann stoppte es plötzlich ganz. Unter der Tür tauchte ein Streifen Licht von einer Taschenlampe auf. Einen unendlich langen Moment verharrte das Licht vor ihrer Tür. Dann kehrte Eismann um und stiefelte hastig zurück.

Brand im Zimmer
    Â» Was jetzt?«, flüsterte Adam kaum hörbar.
    Victor lachte. » Dein Handy hat doch so viele Funktionen– ist da nicht auch ein Feuerzeug dran?«
    Jetzt lachte Adam auch. Es tat ihm gut, Victor in seiner Nähe zu haben. Offensichtlich fürchtete der sich vor gar nichts. Nicht mal vor mies gelaunten Betreuern.
    Â» Nein, leider nicht. Nur eine Suchmaschine für schlechte Musik. Aber die kennst du ja schon.«
    Victor
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