Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In der Gruft der Moenche

In der Gruft der Moenche

Titel: In der Gruft der Moenche
Autoren: THiLO
Vom Netzwerk:
geschrieben. Das hätte er wohl kaum getan, wenn jedermann bei dem Nagurski-Experiment hätte zusehen dürfen.« Ihm war mehr als unbehaglich zumute.
    Victor hingegen war Feuer und Flamme. Er klatschte Adam ab. » Sehr gut, Alter! Du bist ja ein Superhirn, hast bestimmt nur Einsen in der Schule. Hätte ich nicht besser machen können.«
    Adam lächelte geschmeichelt. » Bin tatsächlich Klassenbester. Aber das hat doch nichts mit Klugheit zu tun. Und du?«
    Victor stieß verächtlich die Luft aus. » Einsen? Die sehe ich noch nicht mal mit dem Fernglas. Bin jedes Jahr froh, wenn ich nicht sitzen bleibe. Ich denke eben nicht gern über Aufgaben nach, die andere mir stellen.«
    Adam nickte. Das Geständnis von Victor, ein schlechter Schüler zu sein, ehrte ihn. Nur vor Freunden gibt man seine Fehler zu, dachte er. Und dabei kennen wir uns noch keine fünf Stunden.
    Â» Ich habe aber noch eine Aufgabe für dich: Was bedeutet Zugang gefunden? Um in den Keller zu kommen, muss man doch nur die Treppe runtergehen. Die Tür ist doch hier eingezeichnet.«
    Adam zuckte mit den Schultern. Diesmal fiel ihm auch nichts ein. Seine Gedanken kreisten immer noch um das rätselhafte Experiment. » Und 13.11.? Was soll das sein? Ein Datum, oder? Der 13. November. Aber in welchem Jahr?«
    In diesem Moment quietschte es hinter Adam und Victor. Diesmal zuckte auch Victor zusammen. Sie fuhren herum. Adam biss sich auf die Lippen. Die Klinke wurde langsam heruntergedrückt. Als sich die Tür einen Spalt breit öffnete, wehte kühle Luft ins Zimmer. Eine der beiden Kerzen erlosch. Adam fiel die Warnung des Pfadfinders wieder ein » Ich glaube wirklich nicht an Geister, aber…« Beinahe spürte er noch die Finger, die sich in seinen Arm gekrallt hatten.

Grausiger Besuch
    Â» Wer ist da?«, rief Victor. Er hielt den Kerzenständer wie einen Schutzschild vor sich. Die Adern an seinem Hals pulsierten. Langsam schälte sich ein Umriss aus der Dunkelheit des Flures. Adam war, als würde sein Blut zu Eis gefrieren. Eine furchterregende Fratze tauchte im Türrahmen auf. Dunkle Schatten unter den Löchern, wo eigentlich die Augen sein sollten. Die Nase nur ein heller Tupfen auf schwarzer Haut, das lippenlose Maul halb geöffnet. Frankensteins Monster! Adam wollte schreien, da kam das Monstrum noch einen weiteren Schritt auf sie zu. Wie bei einer zum Leben erweckten Maske bewegten sich die Lippen.
    Â» Ich bin’s, Schorsch. Ich bin so allein. Darf ich zu euch kommen?«
    Nach dem nächsten Schritt wurde aus dem schwarzen Umriss ein kleiner Mensch. Adam stieß erleichtert die Luft aus. Das » Monstrum« war einer der anderen Jungs. Das Licht der Kerze von schräg unten hatte tanzende Schatten auf sein Gesicht gezaubert und es so in eine furchterregende Fratze verwandelt.
    Adam musste beinahe lachen, weil er vor diesem spindeldürren Pimpf Angst gehabt hatte, der sich nun ins Zimmer schob. Schorsch trug eine kurze Hose mit altmodischen Hosenträgern und ein rot kariertes Hemd. Barfuß, damit niemand auf dem Flur seine Schritte hörte. Sein Gesicht war kreidebleich und die Augen weit aufgerissen. Die schwarzen Haare waren verwuschelt, als hätten sie seit einer Woche keinen Kamm mehr gesehen. Einer von den Jüngsten, erkannte Adam. Im Bus hatte er drei Reihen vor ihm gesessen, wenn er sich richtig erinnerte.
    Auch Victor atmete tief durch. Den Knirpsen musste der Stromausfall richtig Angst machen. Spätabends in einem fremden, stockdunklen Hotel zu sein, war wirklich nichts für schwache Nerven, wie er gerade am eigenen Leib erfahren hatte.
    Â» Ist denn kein Betreuer bei euch?«, fragte er nach. » Jana, Anne oder wie sie alle heißen?«
    Schorsch schüttelte den Kopf.
    Â» Und dein Bettnachbar? Wo ist der?«
    Schorsch seufzte. » Weiß ich nicht. Ich bin ganz alleine. Ich kenne keinen hier.«
    Victor rollte den Plan zusammen und schob ihn hinter sich. » Es passt gerade nicht«, sagte er. » Leider.«
    Aber Adam mischte sich ein. Der Junge tat ihm leid. » Mach die Tür zu und komm rein. Hast wohl Heimweh nach deiner Mama?«
    Der blasse Junge nickte. » Und ich habe immer so viel Angst.«
    Victor war der Besuch gar nicht recht, viel lieber hätte er sich weiter tief über die Karte gebeugt und sie nach besonderen Eintragungen abgesucht. Trotzdem fügte er sich Adams Einladung. Dem Kleinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher