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Der Unheimliche Weg

Der Unheimliche Weg

Titel: Der Unheimliche Weg
Autoren: Agatha Christie
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Jessop.«
    »Mrs Betterton trug an dem Tag, als sie Fes verließ, um nach Marrakesch zu reisen, eine Kette aus Similiperlen. Eine dieser Perlen wurde eine halbe Meile von dem ausgebrannten Flugzeug gefunden.«
    »Wie konnten Sie zweifelsfrei feststellen, dass die gefundene Perle tatsächlich zur Halskette dieser Dame gehörte?«
    »Deshalb, weil alle Perlen dieser Halskette ein eingeritztes Zeichen tragen, das mit bloßem Auge nicht erkennbar ist, das man aber mit der Lupe ermitteln kann.«
    »So, so. Und wie kamen Sie darauf?«
    »Ich selbst, Lord Alverstoke, hatte die Zeichen in Gegenwart meines Kollegen Leblanc in die Perlen eingeritzt.«
    »Und warum haben Sie diese Zeichen eingeritzt? Hatten Sie dafür einen bestimmten Grund?«
    »Ja, Mylord. Ich hatte Grund anzunehmen, dass Mrs Betterton mich auf die Spur ihres Mannes führen würde, gegen den ein Haftbefehl vorliegt… Es kamen noch zwei weitere Perlen zum Vorschein. Beide auf dem langen Weg von der Unglücksstelle zu der Kolonie, in der wir uns jetzt befinden. Wir zogen entlang dieser Strecke Erkundigungen ein und erhielten Auskünfte über eine Gruppe von Menschen, bei denen es sich um die sechs Reisenden handeln muss, die angeblich mit dem Flugzeug verbrannt sind. Einer der Fluggäste war zudem mit einem phosphorgetränkten Handschuh versehen. Dieses Zeichen wurde an der Wand des Wagens entdeckt, der die Gruppe hierher brachte.«
    »Sehr bemerkenswert«, versetzte Lord Alverstoke in trockenem Amtston.
    Aristides bewegte sich in seinem Sessel unruhig hin und her. Seine Augenlider zuckten verräterisch. Dann fragte er:
    »Wo wurden die letzten Spuren von diesen Leuten entdeckt?«
    »Auf einem verlassenen Flugfeld, Sir.« Jessop lieferte eine genaue Beschreibung der fraglichen Stelle.
    »Das ist aber viele Meilen weit entfernt von hier«, gab Aristides zu bedenken, »immer vorausgesetzt, dass Ihre interessanten Theorien stimmen, nämlich, dass das Unglück vorgetäuscht war, dann müssen doch diese Passagiere logischerweise von dem verlassenen Flugplatz aus zu irgendeinem unbekannten Ziel aufgebrochen sein. Da dieser Flugplatz Hunderte von Meilen von hier entfernt ist, kann ich immer noch nicht verstehen, worauf sich Ihre Ansicht, dass sie hier sein müssten, gründet.«
    »Dafür gibt es verschiedene Gründe, Sir. Einer unserer Suchpiloten hat ein Signal aufgefangen. Dieses Signal wurde Mr Leblanc überbracht. Es war in Codeschrift abgefasst und enthielt die Mitteilung, dass die fraglichen Personen in einer Leprakolonie seien.«
    »Das ist bemerkenswert«, sagte Monsieur Aristides, »sehr bemerkenswert. Aber es scheint mir fast, dass jemand den Versuch gemacht hat, Sie irrezuführen. Die infrage stehenden Personen sind tatsächlich nicht hier.« Er sprach in sehr sicherem Ton. »Im Übrigen steht es Ihnen frei, die Niederlassung zu durchsuchen.«
    »Ich bezweifle, dass wir etwas finden würden, Sir«, sagte Jessop, »das heißt, bei einer oberflächlichen Untersuchung. Obwohl«, fügte er hinzu, »mir die Stelle bekannt ist, von wo aus die eigentliche Untersuchung ihren Ausgang nehmen müsste.«
    »Wirklich? Und wo sollte das sein?«
    »Im vierten Gang vom zweiten Labor aus links am Ende des Ganges.«
    Dr. van Heidem machte eine unwillkürliche Bewegung – zwei Gläser krachten auf den Boden.
    Jessop sah ihn lächelnd an. »Nicht wahr, wir sind gut unterrichtet, Doktor!«
    Scharf entgegnete van Heidem:
    »Das ist widersinnig und albern. Absolut widersinnig. Sie tun so, als ob wir hier Menschen gegen ihren Willen festhielten. Ich stelle das nachdrücklich in Abrede.«
    Der Minister bemerkte mit Unbehagen: »Hier Anschuldigungen – dort Beteuerungen. Was soll das?«
    Doch Aristides erwiderte liebenswürdig: »Es war eine wirklich interessante Theorie. Aber nur eine Theorie.« Er sah dabei auf seine Uhr. »Verzeihen Sie, meine Herren, wenn ich an Ihre Abreise erinnere. Die Fahrt zum Flughafen dauert lang, und es gäbe Anlass zu großer Besorgnis, wenn Ihr Flugzeug als überfällig gemeldet würde.«
    Leblanc sowohl wie Jessop wussten, dass es nun drauf ankam. Aristides warf das ganze Gewicht seiner Persönlichkeit in die Waagschale. Er wagte es, diesen Männern seinen Willen aufzuzwingen. Falls sie Widerstand leisten wollten, mussten sie sich offen als Gegner erklären. Der Minister musste den erhaltenen Instruktionen zufolge nachgeben. Der Polizeipräsident würde sich nach dem Minister richten. Der amerikanische Botschafter war keineswegs überzeugt, aber
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