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Der Unheimliche Weg

Der Unheimliche Weg

Titel: Der Unheimliche Weg
Autoren: Agatha Christie
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befinden.«
    Und gleichzeitig riss er ihm auch das Hemd auf und bog seinen Arm nach rückwärts.
    »Hier ist sie«, sagte er triumphierend und deutete auf die Narbe. »In Amerika gibt es zwei Laborgehilfen, die ihr Vorhandensein bezeugen können. Ich weiß davon, denn Elsa schrieb mir damals, wie es geschah.«
    »Elsa?«, stotterte Betterton und starrte ihn mit gläsernem Blick an. »Was ist mit Elsa?« Und ein nervöses Zittern lief durch seinen Körper.
    »Interessiert es Sie gar nicht, wessen man Sie bezichtigt?«
    Der eine der beiden Polizeibeamten trat wieder vor. »Die Anklage lautet auf Mord«, sagte er. »Sie haben Ihre Frau, Elsa Betterton-Mannheim, ermordet.«

22
     
    » E s tut mir furchtbar leid, Olivia, glauben Sie mir das. Um Ihretwillen hätte ich ihm gern einen Ausweg offengelassen. Ich sagte Ihnen doch einmal, dass es für ihn besser wäre, in der Gemeinschaft zu bleiben, obwohl ich vorher die halbe Welt durchstreift habe, um ihn zu finden und Rache an ihm zu nehmen für das, was er an Elsa verbrochen hatte.«
    »Ich verstehe nichts von dem, was Sie da sagen. Wer sind Sie eigentlich, Peters?«
    »Ich dachte, Sie wüssten das. Ich bin Boris Glyn, Elsas Vetter. Ich wurde aus Polen zur Vervollkommnung meiner Studien auf eine amerikanische Universität geschickt. Und mein Onkel Mannheim riet mir angesichts der allgemeinen Lage in Europa, die amerikanische Staatsbürgerschaft zu erwerben. Daher nannte ich mich Andrew Peters. Als der Krieg ausbrach, ging ich nach Europa zurück und schloss mich der polnischen Widerstandsbewegung an. Ich brachte meinen Onkel und Elsa aus Polen raus, und sie gingen nach Amerika. Elsa – von ihr habe ich Ihnen ja schon erzählt. Sie war eine der bedeutendsten Wissenschaftler innen. Elsa war es, die die ZE-Spaltung entdeckte. Betterton, ein junger Kanadier, war damals Mannheims Assistent. Er verstand seine Sache, war aber durchaus nicht genial. Er verstand es, Elsa in sich verliebt zu machen, und heuchelte Zuneigung, die er keineswegs empfand. Denn er wollte nur deswegen in enger Gemeinschaft mit ihr leben, um aus ihrem wissenschaftlichen Werk Nutzen zu ziehen. Und so heirateten sie. Als dann Betterton erkannte, dass die Entdeckung, an der Elsa arbeitete, die ZE-Spaltung, etwas ganz Großes war, vergiftete er sie mit Vorbedacht.
    Zu jener Zeit hatte man keinerlei Verdacht. Betterton schien ganz gebrochen vor Schmerz und vergrub sich in seine Arbeit. Dann veröffentlichte er die ZE-Spaltung unter seinem eigenen Namen. Sein Ziel war damit erreicht: Er wurde berühmt und galt als einer der bedeutendsten Kernphysiker. Er hielt es aber für zweckmäßig, Amerika den Rücken zu kehren und nach England zu gehen. Dort arbeitete er in der Atomforschungszentrale Harwell weiter.
    Nach Kriegsende hatte ich noch längere Zeit in Europa zu tun. Da ich gute deutsche, polnische und russische Sprachkenntnisse habe, wurden mir mancherlei Aufträge zuteil. Doch unablässig beschäftigte mich der letzte Brief, den mir Elsa vor ihrem Tod geschrieben hatte. Die Krankheit, an der sie gestorben war, kam mir rätselhaft vor. Als ich endlich wieder in die Vereinigten Staaten zurückkehrte, begann ich die Sache zu untersuchen. Ich will nicht weiter auseinandersetzen, wie ich vorging, sondern nur noch erwähnen, dass Elsas Leiche schließlich exhumiert wurde. Nun befand sich aber ein junger Mensch bei Gericht, der seinerzeit mit Betterton eng befreundet gewesen war. Gerade um diese Zeit unternahm er eine Reise nach Europa, und ich nehme an, dass er Betterton besucht und ihm gegenüber die Exhumierung erwähnt hat. Betterton bekam plötzlich Angst. Möglicherweise hatten sich ihm schon damals die Unterhändler unseres Freundes Aristides genähert. So schlug er diesen Ausweg ein und versteckte sich in der Leprakolonie, um seiner Verhaftung und Aburteilung zu entgehen. Eine Gesichtsplastik sollte es unmöglich machen, ihn je zu identifizieren. Dass er bei Aristides in eine andere Art von Gefangenschaft geriet, schockierte ihn. Außerdem befand er sich in einer misslichen Lage, denn er war absolut nicht fähig, auf wissenschaftlichem Gebiet das zu leisten, was man von ihm erwartete – er war nie und nimmer ein schöpferischer Geist.«
    »Und dann sind Sie ihm gefolgt?«, fragte Sylvia in atemloser Erwartung.
    »Ja. Als die Zeitungen von dem Aufsehen erregenden Verschwinden des Kernphysikers Thomas Betterton berichteten, begab ich mich nach England. Da ich Polnisch spreche, war es für mich nicht schwer,
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