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Der Unheimliche Weg

Der Unheimliche Weg

Titel: Der Unheimliche Weg
Autoren: Agatha Christie
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gibt’s doch alle möglichen Pass- und Geldschwierigkeiten.«
    Er lachte kurz auf. »Das Geldproblem ist gelöst. Das Geld ist sicher deponiert, und ich kann es unter einem anderen Namen abheben.«
    »So hast du also doch Geld dafür genommen?«
    »Natürlich habe ich das getan.«
    »Sie werden dich aufspüren, wo du auch bist.«
    »Das wird schwer sein. Versteh doch, Olivia, mein jetziges Aussehen stimmt mit meinen früheren Fotos nicht überein. Deshalb war ich doch so versessen auf die Gesichtsplastik. Das war die Hauptsache. Mit meinem veränderten Aussehen bin ich sicher auf Lebenszeit.«
    Sylvia sah ihn forschend an.
    »Und wenn du nun nicht Recht hast?«, sagte sie. »Nein, du hast sicher nicht Recht. Es wäre viel besser, du würdest dich stellen und die Strafe auf dich nehmen. Außerdem leben wir ja nicht in Kriegszeiten. Sicher würdest du nur eine kurze Gefängnisstrafe absitzen müssen. Das wäre doch besser, als lebenslänglich herumgejagt zu werden.«
    »Das verstehst du nicht«, sagte er, »du weißt nicht den Hauptgrund. Komm, gehen wir. Es ist keine Zeit zu verlieren.«
    »Aber wie willst du denn von Tanger wegkommen?«
    »Das lass meine Sorge sein. Zerbrich dir nicht den Kopf darüber.«
    Sie erhoben sich und wandelten langsam die Terrasse entlang. Auf merkwürdige Weise fühlte sie sich unsicher und gehemmt. Sie hatte doch ihre Verpflichtung gegenüber Jessop und der toten Olivia Betterton erfüllt. Es war doch alles in Ordnung. Sie und Thomas Betterton hatten wochenlang in der engsten Gemeinschaft miteinander gelebt, und doch waren sie sich vollkommen fremd geblieben. Kein freundschaftliches Band hielt sie zusammen. Sie hatten nun das Ende der Terrasse erreicht. Ein kleines Tor war hier in die Seitenwand gebrochen, das auf einen engen Weg hinausführte, der sich zum Hafen hinunterschlängelte.
    »Da werde ich hinausgehen«, sagte Betterton, »niemand achtet auf uns. Also leb wohl.«
    »Glück auf den Weg«, erwiderte Sylvia langsam und leise. Sie blickte Betterton nach, wie er auf das Tor zuging und die Klinke niederdrückte. Aber als die Tür aufging, trat er plötzlich einen Schritt zurück und blieb entsetzt stehen. In dem Torweg standen drei Männer. Zwei von ihnen traten auf ihn zu, und der erste sagte in amtlichem Ton:
    »Thomas Betterton, ich habe einen Haftbefehl gegen Sie. Sie werden hier in Gewahrsam gehalten, bis die Auslieferungsformalitäten mit den Staaten erledigt sind.«
    Betterton wandte sich zur Flucht, aber der andere Mann hatte seine Absicht erraten und trat nun schnell an Bettertons Seite. Da drehte dieser sich lachend wieder um.
    »Das ist alles ganz schön und gut«, sagte er, »bis auf den Umstand, dass ich gar nicht Thomas Betterton bin.«
    Aber da kam der dritte Mann heraus, der sich bisher im Hintergrund gehalten hatte, und stellte sich an die Seite der zwei anderen.
    »Sie sind Thomas Betterton«, sagte er, »wetten wir?«
    Betterton lachte abermals.
    »Weil Sie die vergangenen Monate in meiner Nähe gelebt und gehört haben, dass man mich Thomas Betterton nannte, glauben Sie, ich sei es wirklich. Aber ich bin es nicht, Mr Peters. Ich traf Betterton in Paris und ging an seiner Stelle in die Leprakolonie. Fragen Sie diese Dame hier, wenn Sie mir nicht glauben, Sie kam in die Kolonie, um mein Leben zu teilen, und gab vor, meine Frau zu sein, und ich erkannte sie als meine Frau an. Ist es nicht so gewesen?«
    Sylvia nickte.
    »Und weil ich nicht Betterton war, hatte ich diese Frau natürlich noch nie in meinem Leben gesehen. Ich hielt sie tatsächlich für Bettertons Frau und musste irgendein Märchen erfinden, damit sie mir glaubte. Dies ist der wahre Tatbestand.«
    »Deshalb also haben Sie vorgegeben, mich zu kennen, und deshalb verlangten Sie von mir, ich sollte die Täuschung aufrechterhalten.«
    Betterton nickte. »Ich bin nicht Betterton«, sagte er, »betrachten Sie doch die Fotos vom wirklichen Betterton, und Sie werden erkennen, dass ich die Wahrheit sage.«
    Jetzt trat Peters auf ihn zu. Seine Stimme war kalt und erbarmungslos, sie glich nicht im Mindesten der Stimme, die Sylvia so gut kannte.
    »Ich sah die Fotos von Betterton«, sagte er, »und ich gebe zu, dass man Sie nach diesen Bildern nicht erkennen konnte. Aber Sie sind trotzdem Thomas Betterton, und ich werde es beweisen.«
    Und mit einem heftigen Ruck riss er Bettertons Rock auf.
    »Sie sind Thomas Betterton«, sagte er. »In der Beuge Ihres rechten Armes muss sich eine Narbe in Form eines Z
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