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Der Unheimliche Weg

Der Unheimliche Weg

Titel: Der Unheimliche Weg
Autoren: Agatha Christie
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gelernt habe, ist es nichts… Und erst die Ergebnisse, die wir erzielen!«
    Sein Enthusiasmus wirkte ansteckend.
    »Wir müssen alle den Erfolg dieser selbstlosen privaten Initiative anerkennen«, sagte der Gesandte und verbeugte sich vor Aristides. Bescheiden erwiderte dieser: »Gott hat mein Werk gesegnet.«
    In seinem Sessel zusammengesunken wirkte er wie ein gelber Zwerg. Der Abgeordnete flüsterte dem Kommissionsmitglied, einem alten, halb tauben Mann, ins Ohr, dass das alles sehr widerspruchsvoll klinge. »Dieser alte Schurke hat wahrscheinlich Millionen von Menschen auf dem Gewissen. Und dadurch hat er so viel Geld verdient, dass er nicht mehr weiß, was er damit anfangen soll. Deshalb macht er jetzt in Philanthropie. Mit der einen Hand hat er’s gestohlen, mit der anderen gibt er’s zurück.«
    Der Greis antwortete leise: »Ich möchte wissen, was das für außerordentliche Ergebnisse sind, die so hohe Ausgaben rechtfertigen. Die meisten großen Entdeckungen, die der Menschheit Nutzen gebracht haben, kamen mit ganz bescheidenen Mitteln zu Stande.«
    »Und nun«, sagte Aristides, nachdem genug Höflichkeitsphrasen gewechselt und die Aperitifs getrunken worden waren, »nun werden Sie mir die Ehre erweisen, eine einfache Mahlzeit mit uns einzunehmen. Dr. van Heidem wird Ihr Gastgeber sein. Ich muss leider Diät leben und darf nur wenig essen. Nach der Mahlzeit kann dann die Führung stattfinden.«
    Geleitet von dem liebenswürdigen Dr. van Heidem begaben sich die Gäste sehr angenehm berührt in den Speisesaal. Sie hatten eine mehrstündige Flugreise und eine einstündige Autofahrt hinter sich. So waren sie alle müde und hungrig. Das Essen war ausgezeichnet und erregte das besondere Wohlgefallen des Ministers.
    »Wir haben hier unseren bescheidenen Luxus«, sagte van Heidem. »Zweimal wöchentlich werden uns mit dem Flugzeug frisches Obst und frisches Gemüse gebracht. Auch mit Fleisch, das durch Tiefkühlung frisch gehalten wird, sind wir wohl versorgt… Der wissenschaftlich Arbeitende braucht kräftige Nahrung für seine Gehirnzellen.«
    Zum Menü waren hervorragende Weinsorten kredenzt worden und zuletzt wurde Mokka in kostbaren chinesischen Porzellantässchen serviert. Dann erfolgte die Führung durch die Niederlassung. Sie nahm zwei Stunden in Anspruch und schien sehr umfassend zu sein. Der Minister atmete auf, als sie zu Ende war. Er fühlte sich vollkommen erschlagen und betäubt von den in peinlicher Sauberkeit glänzenden Laboratorien, von den endlosen, weiß leuchtenden Gängen, und noch mehr durch die Unmenge wissenschaftlicher Details, in die er eingeweiht wurde. Aber nicht alle zeigten sich so uninteressiert wie der Minister. Einige Gäste waren besonders erpicht, auch die Wohnungen der Angestellten zu sehen. Dr. van Heidem erwies sich als ein unermüdlicher Cicerone und konnte die Einrichtungen gar nicht genug loben.
    Leblanc und Jessop, der Erstere in Begleitung des Ministers und der andere beim britischen Konsul, hielten sich ein wenig hinter den andern, als die Gesellschaft in die Halle zurückkehrte. Jessop zog eine altmodische Uhr, die ziemlich laut tickte, aus der Tasche und sah nach der Zeit.
    »Keine Spur, nichts!« murmelte Leblanc aufgeregt.
    »Nein, keinerlei Anzeichen.«
    »Mon cher, wenn wir, wie man bei euch sagt, auf das falsche Pferd gesetzt haben, wäre das eine Katastrophe! Wenn ich denke, welche Mühe es gekostet hat, alle diese Größen zusammenzutrommeln! Was mich betrifft, so wäre meine Karriere futsch.«
    »Ich gebe mich noch nicht geschlagen«, sagte Jessop, »unsere Freunde müssen hier sein.«
    »Aber wir haben nicht die geringste Spur von ihnen feststellen können.«
    »Für solche hohen Besuche wird eben alles äußerst sorgfältig vorbereitet.«
    »Aber wo sollen wir dann einen Beweis herkriegen? Ohne Beweis können wir nichts durchsetzen. Sie sind sowieso alle misstrauisch, alle, der Minister, der amerikanische Botschafter, der britische Konsul – sie alle sagen, dass ein Mann wie Aristides über jeden Verdacht erhaben sei.«
    »Nur Ruhe, Leblanc, nur kaltes Blut. Ich meine, wir sind noch nicht geschlagen.«
    Leblanc zuckte die Achseln.
    »Sie sind unverbesserlich optimistisch, mein Freund«, sagte er. »Woher nehmen Sie nur diese Sicherheit?«
    »Ich baue auf Hilfsmittel der Wissenschaft, auf den neuesten Geigerzähler zum Beispiel, den ich in der Tasche habe.«
    »Ich bin kein Gelehrter, Jessop.«
    »Ich ebenso wenig wie Sie, aber dieses sehr empfindliche
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