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Der Unheimliche Weg

Der Unheimliche Weg

Titel: Der Unheimliche Weg
Autoren: Agatha Christie
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mit Typen in Kontakt zu kommen, die als geheime Verbindungsleute zur Volksrepublik Polen fungierten. Bei ihnen erkundigte ich mich nach Betterton, wobei ich meine angeblich kommunistische Gesinnung durchblicken ließ, denn ich glaubte ja, er sei hinter dem Eisernen Vorhang verschwunden, wo man ihn nicht hätte erreichen können. Nun, und wenn auch niemand auf der ganzen Welt ihn erreichte, ich würde ihn erreichen.« Peters lächelte grimmig. »Elsa war nicht nur eine geniale Kernphysikerin, sondern auch eine schöne und liebenswerte Frau. Sie wurde ermordet und beraubt von dem Mann, den sie liebte und dem sie vertraute. Wenn nötig, hätte ich Betterton dafür mit meinen eigenen Händen erwürgt.«
    »Ach, jetzt wird mir alles klar«, stammelte Sylvia.
    »Als ich nach England kam, schrieb ich Ihnen. Das heißt, ich schrieb Ihnen unter meinem polnischen Namen und enthüllte Ihnen alles.« Er sah sie forschend an. »Ich muss annehmen, dass Sie mir nicht glaubten, denn Sie haben mir nie geantwortet.« Er zuckte die Achseln. »So wandte ich mich an die Geheimpolizei. Ich spielte dort den steifen und korrekten Offizier. Damals misstraute ich jedem Menschen. Aber zuletzt schloss ich mich doch Jessop an. Und heute Morgen habe ich die mir gestellte Aufgabe zu Ende geführt. Man wird Betterton an Amerika ausliefern und ihm dort den Prozess machen. Wird er freigesprochen, so kann ich nichts dagegen tun. Aber«, setzte er mit bösem Lächeln hinzu, »er wird nicht freigesprochen werden, da bin ich sicher.«
    Er schwieg und starrte in den sonnenbeleuchteten Garten hinunter.
    »Das Scheußliche an der Sache ist«, begann er von Neuem, »dass Sie zu ihm kamen, dass ich Sie traf und dass ich mich in Sie verlieben musste. Es war für mich die Hölle, Olivia, das dürfen Sie mir glauben. Denn es ist nun einmal so: Ich bin die Ursache, dass Ihr Mann womöglich auf den elektrischen Stuhl geschickt wird. Darüber können wir nicht hinwegkommen. Das werden Sie mir nie verzeihen, und ich respektiere das.«
    Er stand auf. »So, nun habe ich Ihnen alles gesagt. Ich wollte, dass Sie es aus meinem Mund hören. Und nun leben Sie wohl.«
    Aber als er sich ungestüm zum Gehen wandte, streckte Sylvia die Hand nach ihm aus.
    »Warten Sie«, sagte sie hastig, »warten Sie einen Augenblick. Da ist noch etwas, das Sie nicht wissen: Ich bin nie Bettertons Frau gewesen. Seine zweite Frau, Olivia Betterton, starb in Casablanca. Jessop überredete mich dazu, ihre Stelle einzunehmen.«
    Er sah sie starr an. »Sie sind nicht Olivia Betterton?«
    »Nein, die ist bei dem Flugzeugunglück umgekommen.«
    »Mein Gott«, rief Andy Peters, »mein Gott!« Er sank schwer in einen Sessel. »Olivia, mein Liebling!«
    »Nennen Sie mich nicht mehr Olivia. Ich heiße Sylvia. Sylvia Craven.«
    »Sylvia?«, sagte er ungläubig, »daran muss ich mich erst gewöhnen.« Und mit zärtlichem Druck nahm er ihre Hand in die seine. Am anderen Ende der Terrasse diskutierte Jessop mit Leblanc über verschiedene technische Einzelheiten, die sich auf den Fall Betterton bezogen. Aber plötzlich brach er mitten in einem Satz ab.
    »Sehen Sie mal dorthin, Leblanc«, sagte er freudig überrascht.
    Leblanc fuhr unbeeindruckt fort: »Sind Sie nicht auch der Meinung, dass wir gegen dieses Ungeheuer Aristides nicht vorgehen können?«
    »Nein, das können wir nicht, da haben Sie Recht. Die Aristidesse sind unangreifbar. Die verstehen es, sich überall herauszuwinden. Aber er hat eine Masse Geld verloren, und das wurmt ihn sehr. Und auch für einen Aristides ist kein Kraut gegen den Tod gewachsen. Vielleicht muss er sich seinem höchsten Richter früher verantworten, als er glaubt.«
    »Aber was war es denn, mein Freund, was vorhin so sehr Ihre Aufmerksamkeit in Anspruch nahm?«
    »Die beiden dort«, sagte Jessop. »Ich schickte Sylvia Craven auf eine Reise mit unbekanntem Ziel, aber nun scheint mir, dass diese Reise an einem sehr bekannten Ziel ihr Ende nehmen wird.«
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