Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Unheimliche Weg

Der Unheimliche Weg

Titel: Der Unheimliche Weg
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Freund von Ihnen?«, fragte van Heidem höflich. Er schien überrascht.
    »Eigentlich zwei Freunde«, antwortete Jessop, »Thomas und Olivia Betterton. Ich weiß, dass Betterton bei Ihnen arbeitet. Thomas Betterton. Er war in Harwell, und vorher lebte er in Amerika. Ich würde sehr gern mit ihnen sprechen, bevor ich gehe.«
    Dr. van Heidem wahrte seine Fassung in bewundernswerter Weise. Er riss die Augen auf in höflichem Erstaunen und runzelte verdutzt die Stirn.
    »Betterton – Mrs Betterton? Nein, es tut mir leid, aber hier befindet sich niemand dieses Namens.«
    »Außerdem muss noch ein Amerikaner da sein«, fuhr Jessop unbeirrt fort, »ein Amerikaner namens Andrew Peters, Chemiker, soviel ich weiß. Habe ich nicht Recht, Sir?« Mit diesen Worten wandte er sich ehrerbietig an den amerikanischen Botschafter.
    Der Botschafter war ein kluger Mann in mittleren Jahren mit durchdringenden blauen Augen. Er hatte sowohl Charakter als auch diplomatisches Geschick. Er wechselte einen Blick mit Jessop, überlegte minutenlang und sagte dann:
    »Das stimmt. Der bekannte Andrew Peters. Auch ich würde ihn gern sehen.«
    Dr. van Heidem geriet sichtlich in Verwirrung. Jessop warf einen flüchtigen Blick auf Aristides. Aber das gelbe Gesicht verriet nicht das Mindeste, weder Überraschung noch Unruhe. Er sah beinahe gleichgültig aus.
    »Andrew Peters soll der Mann heißen?«, fragte van Heidem. »Es tut mir leid, Exzellenz, da hat man Sie falsch unterrichtet. Hier haben wir keinen Andrew Peters. Der Name ist mir gänzlich unbekannt.«
    »Aber der Name Thomas Betterton ist Ihnen doch bekannt?«, fragte Jessop. Eine Sekunde lang zögerte van Heidem. Er wandte langsam den Kopf nach dem alten Mann in seinem Sessel, aber sofort hatte er sich wieder in der Gewalt.
    »Thomas Betterton«, sagte er, »nun ja, ich habe von ihm gehört.«
    Einer der Journalisten griff den Namen begierig auf. »Thomas Betterton«, rief er, »der hat doch vor sechs Monaten wegen seines rätselhaften Verschwindens so viel von sich reden gemacht. Sämtliche europäische Zeitungen brachten Schlagzeilen über seinen Fall. Die Polizei hat ihn überall gesucht. Donnerwetter! Könnte es sein, dass er sich die ganze Zeit hier aufgehalten hat?«
    »Nein«, sagte van Heidem in scharfem Ton, »da hat Ihnen offenbar jemand einen Bären aufgebunden. Sie haben heute alle Angehörigen unserer Gemeinschaft gesehen. Sie haben überhaupt alles kennen gelernt.«
    »Ich glaube nicht«, sagte Jessop gelassen. »Es muss noch ein junger Mann da sein, der Ericsson heißt, und ein gewisser Dr. Barron, möglicherweise auch eine Mrs Calvin Baker.«
    »Ah!« Dr. van Heidem schien ein Licht aufzugehen.
    »Das sind ja die Leute, die in Marokko durch ein Flugzeugunglück ums Leben kamen. Ich erinnere mich jetzt genau daran. Zum Mindesten weiß ich sicher, dass Ericsson und Dr. Barron in dem Flugzeug waren. Frankreich hat einen großen Verlust dadurch erlitten. Dieser Dr. Barron ist schwer zu ersetzen.« Er schüttelte den Kopf. »Von einer Mrs Calvin Baker weiß ich nichts, doch erinnere ich mich, dass eine Engländerin oder Amerikanerin sich ebenfalls in dem Flugzeug befand. Es war ein sehr beklagenswerter Unfall.«
    Er wandte sich wieder an Jessop. »Ich weiß nicht, Monsieur, wie Sie auf die Idee kommen, dass diese Leute hier sein sollten. Es mag sein, dass Dr. Barron einmal erwähnte, unserer Niederlassung einen Besuch abstatten zu wollen, während er sich in Nordafrika aufhielt. Vielleicht ist dies der Grund des Missverständnisses.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass ich falsch unterrichtet bin? Dass niemand von den Genannten hier ist?«
    »Aber wie können sie denn hier sein, mein bester Herr, wenn sie alle bei dem Flugzeugabsturz umkamen? Man hat doch, glaube ich, die Leichen gefunden?«
    »Die aufgefundenen Leichen waren vollständig verkohlt und konnten daher nicht identifiziert werden.« Diese Worte sprach Jessop mit großem Nachdruck. Hinter ihm ertönte plötzlich ein krächzendes Organ:
    »Wollen Sie damit sagen, dass keine genaue Untersuchung des Unglücks stattgefunden hat?«
    Lord Alverstoke beugte sich vor und hielt die Hand an seine Ohrmuschel. Unter überhängenden, buschigen Augenbrauen sah er Jessop durchdringend an.
    »Zumindest nicht genau genug. Denn ich habe den Beweis, dass zumindest einige Flugzeuginsassen das Unglück überlebt haben, Mylord«, erklärte Jessop mit lauter, beinahe schneidender Stimme.
    »Einen Beweis? Worin besteht dieser Beweis, Mr – hm –
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher