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Der Unheimliche Weg

Der Unheimliche Weg

Titel: Der Unheimliche Weg
Autoren: Agatha Christie
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vielleicht würde er sich aus diplomatischen Erwägungen einer neuerlichen Untersuchung widersetzen. Und der britische Konsul würde sich den beiden anderen anschließen.
    Die Journalisten – überlegte Aristides – die Journalisten konnten auch gewonnen werden.
    Was Jessop und Leblanc betraf, so wussten sie offenbar alles. Das war klar. Aber ohne amtliche Unterstützung konnten sie nichts machen. Die Augen Aristides’ wanderten weiter und begegneten den Augen eines Mannes, der ebenso alt war wie er selbst. Es waren kalte, unerbittliche Augen. Dieser Mann, das wusste er, war unbestechlich. Aber schließlich… Sein Gedankengang wurde durch die hohe, schwache Stimme Lord Alverstokes unterbrochen.
    »Ich bin der Ansicht«, sagte diese Stimme, »dass wir uns mit der Abreise nicht allzu sehr beeilen sollten. Denn hier liegt ein Fall vor, der näherer Untersuchung bedarf.«
    »Wenn Sie sich dieser Mühe unterziehen wollen, Mylord – «, wandte sich Aristides mit einer graziösen Handbewegung an den alten Herrn. Dann fuhr er fort:
    »Eine widersinnige Anklage, durch keinerlei Beweise unterstützt, ist erhoben worden…«
    »… und die Beweise sind vorhanden!«
    Dr. van Heidem fuhr in maßloser Überraschung herum. Einer der marokkanischen Diener war vorgetreten. Er war gut gewachsen, in gestickte Gewänder gehüllt und trug einen weißen Turban auf dem Kopf. Sein schwarzes Gesicht glänzte, denn es war mit Öl eingerieben. Die ganze Gesellschaft stand sprachlos, denn von den dicken Negerlippen klang eine ausgesprochen amerikanische Stimme.
    »Beweise sind vorhanden«, sagte der Mann nochmals. »Hier stehe ich als erster Beweis, und es werden sich noch andere finden lassen. Diese Herren hier haben in Abrede gestellt, dass Andrew Peters, Torquil Ericsson, Mr und Mrs Betterton und Dr. Louis Barron hier seien. Das ist unrichtig. Sie sind alle hier – und ich spreche in ihrem Auftrag.«
    Er näherte sich dem amerikanischen Botschafter.
    »Sie werden mich in dieser Verkleidung kaum erkennen, Sir«, sagte er, »aber ich bin in der Tat Andrew Peters.«
    Ein leises Zischen – das war alles, was man von Monsieur Aristides hörte. Dann sank er mit ausdrucksloser Miene in seinen Sessel zurück.
    »Es sind hier eine Menge Leute verborgen«, fuhr Peters fort, »Schwartz aus München ist hier, Helga Needheim, die englischen Gelehrten Jeffreys und Davidson, der Amerikaner Paul Wade, die Italiener Ricochetti und Bianco und auch Murchison. Sie alle sind hier in diesem Hause. Es hat ein System von Geheimgängen und -türen, die von Uneingeweihten nicht entdeckt werden können. Dann gibt es noch ein ganzes Netz von geheimen Laboratorien, die direkt in den Felsen eingehauen sind.«
    »Unglaublich!«, rief der amerikanische Botschafter. Er musterte die würdevolle Gestalt des Afrikaners und fing dann an zu lachen.
    »Ich kann Sie immer noch nicht erkennen«, sagte er.
    »Das kommt von der Paraffineinspritzung in die Lippen, Sir, nicht zu reden von der schwarzen Schminke.«
    »Wenn Sie wirklich Peters sind, unter welcher Nummer sind Sie beim FBI eingetragen?«, fragte Jessop.
    »813471, Sir.«
    »Stimmt. Und die Anfangsbuchstaben aller Ihrer Vornamen?«
    »B. A. P. G. Sir.«
    »Dann ist dieser Mann Peters«, sagte der Botschafter und sah den Minister an.
    Der räusperte sich indigniert.
    »Sie behaupten also«, wandte er sich an Peters, »dass man hier Leute gegen ihren Willen festhält?«
    »Einige sind aus freiem Willen hier, Exzellenz, und einige nicht.«
    »Wenn die Sache so ist«, sagte der Minister, »dann sind genaue Feststellungen notwendig.«
    »Einen Augenblick«, Monsieur Aristides hob die Hand. »Es scheint mir«, sagte er liebenswürdig, aber mit Festigkeit, »dass mein Vertrauen hier gröblich missbraucht worden ist.« Sein kalter Blick schweifte von Dr. van Heidem zu dem Direktor. Es lag ein unerbittlicher Befehl in diesem Blick. »Was Sie sich da erlaubt haben, aus eigener Machtvollkommenheit, meine Herren, und in Ihrer Begeisterung für die Wissenschaft, ist mir noch nicht ganz klar. Nach meinem Willen sollte diese Schöpfung allein den Interessen der Forschung dienen. Wie dieser Gedanke hier im Einzelnen zur Ausführung gebracht und dabei verfälscht wurde, davon hatte ich bis eben keine Kenntnis. Ich möchte Ihnen den Rat geben, Herr Direktor, dass Sie sofort diejenigen vorführen, von denen man glaubt, dass sie auf ungesetzliche Weise hier festgehalten werden.«
    »Aber Monsieur, das ist unmöglich – das kann doch
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