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Der Unheimliche Weg

Der Unheimliche Weg

Titel: Der Unheimliche Weg
Autoren: Agatha Christie
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Instrument zeigt mir an, dass unsere Freunde hier sind. Dieses Gebäude ist mit voller Absicht auf labyrinthische Art angelegt. Alle diese Zimmer und Korridore ähneln sich so sehr, dass es außerordentlich schwer ist, sich darin zurechtzufinden. Einen Teil davon haben wir bestimmt noch nicht gesehen. Man hat uns zweifellos nicht alles gezeigt.«
    »Und Sie folgern das aus einer radioaktiven Anzeige?«
    »So ist’s.«
    »Sollte es sich wieder um die Perlen von Madame handeln?«
    »Ja. Wir spielen immer noch Hänsel und Gretel, die mit den kleinen Steinchen wieder den Weg nachhause fanden. Aber die Zeichen, die man uns hier hinterlassen hat, sind nicht so sichtbar und liegen nicht so auf der Hand, wie es mit den Kügelchen einer Perlenkette der Fall ist oder mit einem phosphorgetränkten Handschuh. Man kann sie nicht sehen, aber man kann sie fühlen… mittels unseres Wunderdetektors.«
    »Mein Gott, Jessop, ist denn das ausreichend?«
    »Es wird schon genügen«, sagte Jessop. »Was ich aber befürchte – «, er brach ab. Leblanc ergänzte seine Gedanken. »Sie meinen, dass diese Leute Ihnen nicht glauben werden. Von Anfang an hatten sie keine rechte Neigung dazu. O ja, widersprechen Sie nicht. Sogar Ihr britischer Konsul ist ein argloser Mann. Ihre Regierung steht bei Aristides in der Kreide. Und was meine Regierung betrifft« – er hob die Schultern –, »der Herr Minister, das weiß ich, wird sich nur sehr schwer überzeugen lassen.«
    »Wir können uns nicht auf Regierungen verlassen«, sagte Jessop, »Regierungen und Diplomaten sind die Hände gebunden. Aber wir mussten sie hierherbringen, denn im Unterschied zu uns beiden sind sie Autoritäten. Ich setze meine letzte Hoffnung jedoch noch auf etwas anderes.«
    »Und worauf?«
    Jessops feierliche Miene entspannte sich, und er grinste.
    »Auf die Presse«, sagte er, »die Journalisten haben eine gute Witterung für interessante Neuigkeiten. Sie wollen nicht, dass man solche Dinge vertuscht. Ferner setze ich meine Hoffnung noch auf den alten, halb tauben Mann.«
    »Aha, ich weiß, wer damit gemeint ist. Der, der aussieht, als ob er dem Grabe zuwanke.«
    »Ja, er ist schwach, halb blind und hört nicht mehr richtig. Aber er ist unbestechlich. Er war einst ein hoher Justizbeamter, und obgleich er sich kaum mehr auf den Füßen halten kann, ist doch sein Geist genauso lebendig wie früher – solche Menschen haben eine Nase dafür, wenn irgendetwas nicht astrein ist, und pflegen dann der Sache auf den Grund zu gehen. Er ist der Mann, der trotz seiner Schwerhörigkeit ein offenes Ohr für uns haben wird.«
    Sie hatten inzwischen die Halle erreicht, wo Tee und Aperitifs angeboten wurden. Der Minister beglückwünschte Aristides in wohl gesetzten Worten. Auch der amerikanische Botschafter fügte das Seinige hinzu. Dann sah sich der Minister im Kreise um und sagte in etwas nervösem Ton:
    »Und nun, meine Herren, ist die Stunde unseres Abschieds gekommen. Wir haben alles gesehen«, er betonte diese Worte mit besonderem Nachdruck, »alles hier ist hervorragend. Eine ganz erstklassige Anlage! Wir sind unserem verehrten Gastgeber sehr zu Dank verpflichtet und beglückwünschen ihn zu seiner Schöpfung. Sind Sie derselben Meinung?«
    Diese Worte hatten konventionell genug geklungen. Auch die Haltung des Ministers verriet nichts. Der Blick, den er über die Versammlung schweifen ließ, drückte nichts als die übliche Höflichkeit aus. In Wirklichkeit sollten diese harmlosen Sätze aber Folgendes besagen:
    »Sie haben nun gesehen, meine Herren, dass hier nichts vorliegt, was Anlass zu Argwohn oder Furcht geben könnte. Das ist eine große Erleichterung für uns, und wir können uns nun mit gutem Gewissen verabschieden – vorausgesetzt, es sind keine Wünsche offengeblieben.«
    Das nun folgende Schweigen wurde schließlich durch eine Stimme unterbrochen. Es war die ruhige, ehrerbietige Stimme von Mr Jessop, der sich an den Minister wandte.
    »Wenn Sie gestatten, Sir, so möchte ich noch eine Bitte an unseren liebenswürdigen Gastgeber richten.«
    »Gewiss, gewiss, Mr – eh –, Mr Jessop, nicht wahr?«
    Jessop wandte sich mit feierlicher Miene an Dr. van Heidem, wobei er vermied, Monsieur Aristides anzusehen.
    »Wir haben heute so viele Angehörige Ihrer Institutionen kennen gelernt«, sagte er, »verwirrend viele. Aber es befindet sich noch ein alter Freund von mir hier, mit dem ich gern ein Wort gewechselt hätte. Lässt sich das vor der Abreise noch machen?«
    »Ein
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