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Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer

Titel: Modemädchen Bd. 2 - Wie Marshmallows mit Seidenglitzer
Autoren: Sophia Bennett
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Ich habe noch nie erlebt, dass Krähe solche Angst hatte. Aber sie hat auch einen Grund dafür.
    Wir befinden uns im großen Miss-Teen-Kaufhaus auf der Oxford Street. Der Laden ist riesig und spiegelblank und praktisch leer. Noch. Perfekte Shopping-Bedingungen, könnte man meinen, aber nein. Wir shoppen nicht, wir warten. Und wir sind nicht die Einzigen, die warten. Nur eine riesige Glasscheibe trennt uns von der größten, lautesten Menschenmasse, die ich je gesehen habe. Seit Stunden werden es immer mehr. Sie können uns sehen. Sie kreischen unsere Namen und grölen den Countdown, bis sie über uns herfallen können.
    Das heißt, uns trennt eine riesige Glasscheibe UND EIN SUPERMODEL.
    Vor uns im Schaufenster steht Svetlana Russinova. Sie trägt eins von Krähes kleinen goldbestickten Korsagenkleidern mit dem verspielten Rock, der viel von ihren langen Beinen zeigt. Ich erinnere mich, wie Krähe es letzten Frühling entworfen hat.
    Alle paar Minuten dreht sich Svetlana zu uns drei Mädchen im Hintergrund um und sagt was Beruhigendes wie: »Da draußen sind Tausende von Leuten. Ungelogen. Die ganze Oxford Street steht Schlange. Seid ihr euch sicher, dass die alle hier reinpassen?«
    Nein, ehrlich gesagt sind wir uns nicht sicher. Wir sind uns nicht mal sicher, ob die Hälfte hier reinpasst. Oder ob wir den Versuch überleben. Oder – worum es eigentlich geht – ob wir genug Stückzahlen von Krähes erster Kaufhauskollektion haben, wenn der Mob den Laden stürmt.
    Der Einzige, der einigermaßen entspannt aussieht, ist Andy Elat. Er ist der Mann, dem die Miss-Teen-Läden gehören. »Wir präsentieren Krähes Kollektion kurz vor Weihnachten mit allem Drum und Dran. Alle reden schon davon. Das wird ein Riesending. Ihr werdet Augen machen«, hat er gesagt.
    Hätte er gesagt: »Stellt euch vor, ihr steht mitten in einem Megatsunami, nur mit Pailletten«, hätten wir verstanden, was er meint. Aber das hat er nicht. Und jetzt gibt es kein Zurück.
    Krähe hat am meisten Angst, aber sie hat ihren Bruder Henry dabei, der sie beschützt. Sie klammert sich an ihm fest. Ich habe meine Freundin Jenny dabei, an die ich mich klammern will, aber ehrlich gesagt klammert sie sich mehr an mich.
    »Die sehen gefährlich aus«, flüstert sie. »Mr Elat, müssen wir die wirklich reinlassen?«
    »Sie sind nur aufgeregt«, sagt Andy gelassen. »Okay, Svetlana, du kannst jetzt runterkommen. Danke, Schätzchen. Zwei Minuten, Jungs.«
    Die Sicherheitsleute nicken. Sie sind groß und Furcht einflößend und überstehen den Ansturm wahrscheinlich. Wir sind klein, jung und unbewaffnet. Ich versuche mich zu erinnern, warum ich mich mit Krähe eingelassen habe. Oder wie ich mir einbilden konnte, eine Designer-Kollektion in einem Modekaufhaus vorzustellen könnte Spaß machen. Oder warum ich nicht so schlau war mir das Ganze von woanders anzusehen, EINE MILLION KILOMETER ENTFERNT VON HIER.
    »Drei. Zwei. Eins. Türen auf, Jungs.«
    Kreischen kreischen kreischen kreischen. Im nächsten Moment werden wir von der Meute überrannt.
    So. Das war’s. Meine Freundin Krähe gehört jetzt offiziell zu den Designern, die für große Modekaufhäuser Kollektionen entwerfen. Stella McCartney hat’s getan. Karl Lagerfeld hat’s getan. Jetzt tun wir es.
    Ich sehe zu, wie die Masse auf uns zu- und über uns hinwegrollt, rasende Shopper auf der Jagd nach ihren Lieblingsteilen, bevor sie ausverkauft sind. Gott sei Dank hat Andy meine Idee mit Jenny abgeschmettert. Ich als Krähes offizielle Managerin (echt wahr!) wollte ursprünglich, dass Jenny das Gesicht der Kollektion wird und Krähes Sachen im Schaufenster präsentiert und wunderschön darin aussieht. Jenny ist rothaarig, kurvig und lustig, und sie wäre ein gutes Beispiel dafür, dass Krähes Kleider an jeder Figur toll aussehen. Außerdem war Jenny die erste halbwegs berühmte Person, die Krähes Sachen im Rampenlicht getragen hat. Noch bevor Krähe überhaupt ein Label hatte.
    Doch Andy Elat hielt es für besser, ein internationales Supermodel zu engagieren statt einer etwas molligen Sechzehnjährigen, die mal eine Nebenrolle in einem Kinofilm gespielt hat. Und wenn ich Jenny so ansehe, wie ihr in ihrem »Vintage«-Krähe-Kleid (Entwurf vom letzten Jahr) vor Angst die Knie schlottern, muss ich zugeben, dass Mr Elat nicht ganz Unrecht hatte.
    Jetzt gesellt sich Svetlana zu uns. Sie hat wieder ihre Skinny-Jeans an, die sitzt wie eine zweite Haut, und einen Kapuzenpulli mit der Kapuze über dem Kopf, so
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