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Nita und der Cop

Nita und der Cop

Titel: Nita und der Cop
Autoren: Norah Wilson
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KAPITEL 1
    „Und? Wie lief es?“
    Nita Reynolds sah zu ihrem in der Tür stehenden Kanzleipartner Brad Knopfler hoch, ohne ihn wirklich wahrzunehmen.
    Ein Hirntumor. Ein, zwei Mal schlimme Kopfschmerzen, und jetzt hieß es plötzlich, sie hätte einen Tumor im Gehirn. Genau wie ihr Vater. Verdammt, sie hatte die Kernspintomografie nur machen lassen, weil ihre Mutter gedroht hatte, keine Ruhe zu geben, bis sie einen Termin vereinbart hatte. Eine KST war normalerweise sicher nicht die erste Untersuchung, die gemacht wurde, wenn jemand über klassische Migräne klagte. Sie war sich wie ein absoluter Hypochonder vorgekommen, weil sie ihren Arzt überhaupt danach gefragt hatte.
    „Nita?“
    Sie blinzelte. Mist. „Tut mir leid, Brad, was hast du gesagt?“
    Auf ihn wirkte das wohl wie eine Einladung, denn er überquerte mit wenigen Schritten den dicken Teppich und ließ sich in einem der ledernen Sessel vor ihrem Schreibtisch nieder. „Dein Meeting mit der Staatsanwältin heute Morgen“, erklärte er. Er lockerte seine Krawatte und machte es sich im Sessel bequem. „Wie ist es gelaufen?“
    Besser als der Termin bei meinem Arzt direkt danach.
    „Gut.“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Krächzen. Sie räusperte sich. „Es ist gut gelaufen. Ich konnte sie von einer Straftat auf eine Ordnungswidrigkeit runterhandeln.“
    Brad hob eine Augenbraue. „Nicht übel. Das wird deinem Mandanten vier oder fünf Jahre ersparen, wenn er für schuldig befunden wird.“
    „Ja. Und das ist gar nicht mal unwahrscheinlich.“
    „He, Nita. Ist alles in Ordnung? Du wirkst ein wenig … ich weiß nicht … angeschlagen.“
    Angeschlagen? Eher zum Tode verurteilt.
    Sie verkniff sich das Lachen, das in ihr aufstieg. Wenn sie jetzt lachte, würde sie anfangen zu weinen.
    „Weißt du was? Ich bin wirklich ziemlich müde.“ Sie schloss die Akte, die sie die letzte halbe Stunde angestarrt hatte. „Ich glaube, ich mache heute mal blau und gehe heim.“
    „Ach, Nita, Nita.“ Brad schüttelte traurig den Kopf. „Es ist vier Uhr nachmittags. Das zählt wohl kaum als blaumachen. Blaumachen bedeutet, dass man im Büro anruft, während ein Liebhaber einen an allen möglichen Stellen anknabbert, sodass man nur noch mit rauer Stimme sprechen kann. Das wirkt dann umso glaubwürdiger, wenn man Schweinegrippe oder Beulenpest vortäuscht.“
    Seine Worte beschworen in ihrem Kopf ein Bild herauf. Das ziemlich deutliche Bild von Detective Craig Walker, wie er seinen gutgebauten Körper auf ihren Fünfhundert-Dollar-Laken aus ägyptischer Baumwolle ausstreckte. Und von ihrem eigenen Körper, der sich auf seinem räkelte.
    Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Nicht nur wegen des Bildes, das sie vor sich sah. Das hatte schon längst nicht mehr so einen dramatischen Effekt, dafür hatte sie es sich in den letzten Monaten viel zu oft vorgestellt. Nein, was ihr Herz aufgeregt klopfen ließ, war der Gedanke, der in ihrem Verstand Gestalt annahm. Ein Verstand, den sie vielleicht bald nicht mehr unter Kontrolle haben würde. So wie ihr Vater nach seiner ersten Operation. Aber noch war es nicht so weit. Noch war sie im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte, hatte volle Kontrolle über ihren Körper, genau wie über ihr Leben. Zumindest noch eine Weile lang.
    Zeit, all das zu nutzen.
    Sie stand auf und lächelte zum ersten Mal, seit sie Dr. Woodbridges Büro verlassen hatte. „Weißt du was, Brad? Du hast recht. Ja, du hast absolut recht.“
    Sie griff nach ihrer Handtasche und verließ mit schnellen Schritten das Büro.
    ***
    Detective Craig Walker rieb sich die Stirn, während er der Mutter einer Freundin seiner Tante zuhörte. Sie beschwerte sich lautstark über einen Graffitisprayer, der im heruntergekommenen West End von Fredericton, wo sie wohnte, verlassene Gebäude verunstaltete.
    „Ich werde die Kollegen bitten, darauf zu achten, wenn sie auf Streife sind, Ma’am“, unterbrach er sie, als sie sich langsam zu beruhigen schien. Unglücklicherweise führte das nur dazu, dass sie sich erneut in Rage redete, weil sie seine Antwort als Beweis dafür ansah, dass die Polizei Vandalismus nicht ernst genug nahm.
    Er hielt sich das Telefon an das andere Ohr und machte es sich auf seinem Stuhl bequem. Wie es aussah, würde er noch eine Weile hier sitzen.
    Vor Kurzem erst war er durch die fragliche Gegend gefahren, und wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass er das Graffiti für eine ziemliche Verbesserung hielt. Ausnahmsweise konnte er sich sogar mit
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