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Perry Rhodan - 2522 - Winter auf Wanderer

Titel: Perry Rhodan - 2522 - Winter auf Wanderer
Autoren: Uwe Anton
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1.
    Stardust-System, Aveda, 24. Januar 1463 NGZ

    Ras Tschubai riss die Augen auf und starrte mich an. Sein Blick ging mir durch Mark und Bein. Ich glaubte, Verzweiflung darin zu erkennen, Verwirrung und ... ja, auch Angst .
    Die Angst eines Toten. Die Angst vor dem, was er bei der Rückkehr ins Leben durchmachen musste. Wir hatten seine sterblichen Überreste gefunden, vor fast 300 Jahren, und für eine würdige Bestattung gesorgt. Und nun lag er da, auf einem Medobett.
    Ich sah ihm in die Augen und stellte zweifelsfrei fest, dass er mich erkannte.
    Tausend Fragen lagen mir auf der Zunge. Was ist mit dir geschehen, nachdem du gestorben bist? Wie war es, als du in ES aufgegangen bist? Denn dass die Superintelligenz sein Bewusstsein zu sich geholt hatte, stand fest. Sonst würde er kaum vor mir liegen, wieder körperlich und lebendig geworden, und mich ansehen.
    ES hatte ihn zurückgeschickt. Aber warum?
    Ich stellte keine einzige der tausend Fragen, die in mir brannten. Fragen, die vielleicht an die letzten Geheimnisse der menschlichen Existenz kratzten, die den Sinn des Lebens betrafen ... und das, was – vielleicht – danach kam. Wobei die Aufnahme ins Bewusstseinskollektiv einer Superintelligenz zweifellos ein Sonderfall war. Das was kein normaler Tod …
    Ich konnte es nicht. Vielleicht hatte ich sogar Angst vor den Antworten.»Ras«, flüsterte ich nur.
    Das Gesicht des Teleporters schimmerte feucht, als würde er von hohem Fieber geplagt. Seine Haut war tiefschwarz, doch sie kam mir irgendwie fahl vor, kränklich. Wie die eines Sterbenden, der mit bedrückender Endgültigkeit wusste, dass seine letzte Stunde geschlagen hatte.
    Aber bei Ras war es genau anders herum! Er war erst vor Kurzem ins Leben zurückgekehrt. Und das schien ihm zu schaffen zu machen, ihn stark zu beeinträchtigen.
    Wundert dich das? , fragte ich mich. Zurück von den Toten?
    Mitte Oktober 1169 NGZ hatte sein Herz zu schlagen aufgehört, war er an rapidem Zellverfall gestorben. Damals war die Superintelligenz ES stark verwirrt gewesen und hatte sämtliche Zellaktivatoren von ihren Trägern zurückgefordert und danach abgeschaltet. Ras und seinem Freund und Kollegen vom Mutantenkorps Fellmer Lloyd war es nicht gelungen, rechtzeitig Wanderer aufzusuchen, um sich einer erneuten Zelldusche zu unterziehen. Im Dezember hatte ich mit einigen Begleitern schließlich auf einer linguidischen Kolonialwelt die schreckliche Gewissheit erhalten, dass sie es nicht mehr geschafft hatten.
    Wir hatten ihre Raumanzüge gefunden – und darin jeweils einen kleinen Haufen Asche und einen Zellaktivator, der seine lebensverlängernde Wirkung verloren hatte.
    Jeder noch ein ausgebranntes Ei aus Metall.
    Dass Ras und Fellmer nach ihrem Tod in der Superintelligenz aufgegangen waren, war uns spätestens seit April 1291 NGZ klar, als ES die beiden gemeinsam mit anderen paranormal Begabten kurzzeitig freigesetzt hatte, damit sie im Kessel von DaGlausch und Salmenghest zur Unterstützung der Superintelligenz eingreifen konnten. Ich wusste die alten Freunde also wohl behütet, wenngleich der Verlust mich sehr schmerzte. Weshalb also nun eine Rückkehr unter solch dramatischen Umständen? Denn nun lag Ras Tschubai vor mir, auf den ersten Blick mehr tot als lebendig, bestimmt nicht gesund, aber bei Bewusstsein und ansprechbar.
    Hoffte ich zumindest.
    »Ich bin da, Ras«, sagte ich und suchte nach weiteren Worten. Jetzt wird alles gut ...
    Nein, das klang abgedroschen und entsprach keineswegs der Wahrheit. Ich wusste nicht einmal, wieso er zurückgekehrt war. Wieso ES ihn zu uns geschickt hatte, was die Superintelligenz mit ihm vorhatte. Sollte er uns lediglich eine Nachricht überbringen und würde dann wieder zu ihr zurückkehren? Oder hatte sie vorgesehen, dass er länger bei uns blieb, vielleicht sogar für immer?
    Ich wusste es nicht, und ich durfte ihm keine Versprechungen machen, die ich nicht halten konnte. Ich konnte ihm keine Erlösung verheißen, nicht einmal Hilfe. Aber vielleicht konnte ich ihm ein wenig Trost spenden, ihm zumindest zeigen, dass ich für ihn da war.
    »Wie kann ich dir helfen? Was kann ich für dich tun? Du hast mich gesucht?«
    Einen Moment lang schien er nicht zu verstehen, was ich gesagt hatte. Er sah weiterhin in meine Richtung, doch sein Blick schien durch mich zu gleiten, als sei ich gar nicht vorhanden.
    Dann setzte er sich abrupt auf. Ich musste mich zusammenreißen, um nicht vor der plötzlichen Bewegung zurückzuschrecken.
    »P...
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