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Perry Rhodan - 2522 - Winter auf Wanderer

Titel: Perry Rhodan - 2522 - Winter auf Wanderer
Autoren: Uwe Anton
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geschlossenen Augen sitzen.
    Ich war froh, dass er mich nicht ansah. Was hätte ich zu dem alten Freund sagen sollen?
    Erst nach einer geraumen Weile öffnete er die Augen wieder, starrte aber nur ins Leere. »Es tut mir leid, Perry.«
    »Mir auch, Perry. Ich kann es dir nicht erklären, aber ... ich musste es tun. Und ich würde es wieder tun.«
    »Wie bitte?«
    »Ich auch. Ich ... wir hatten keine andere Wahl.«
    Ich räusperte mich, atmete tief durch. Offensichtlich wechselten sich die beiden in ihrer Beherrschung des Konzepts nun in rascher Folge ab. Zuerst sprach Ras, dann Fellmer. Oder umgekehrt.
    Diese wiederholten »Identitätswechsel« sah ich nicht als gutes Zeichen an, ganz im Gegenteil. Ich hatte den Eindruck, dass es dem Konzept immer schlechter ging. Es zitterte heftig am ganzen Leib; das schwarze Kraushaar funkelte geradezu vor winzigen Schweißtröpfchen. Weitere perlten auf der Stirn und dem gesamten Gesicht. Ras sah aus, als sei er gerade aus der Nasszelle getreten.
    »Was wird nun geschehen?«, fragte ich.
    »Wir halten den Kurs. Wir fliegen weiter nach Osten, aufs Meer hinaus.«
    »Das habe ich nicht gemeint. Was wird geschehen, wenn wir Wanderer erreicht haben?« Wanderer , den Kunstplaneten, die Heimat der Superintelligenz ES.
    Ras drehte langsam den Kopf. Ich las aus seinem Blick nackte Verzweiflung. Eine Erkenntnis, ein Eingeständnis. Wahrscheinlich war dem Konzept – den Mutanten – gerade erst klar geworden, was für ein trauriges Bild sie abgaben. In welch klägliche Rolle die Superintelligenz sie gezwungen hatte.
    »Woher soll ich das wissen?«, fragte Ras – oder Fellmer – hilflos.
    Eine bessere Beschreibung der Informationspolitik der Superintelligenz hatte ich schon lange nicht mehr gehört.
    »Ich unterbreche euren etwas verwirrenden Trialog nicht gern«, meldete sich MIKRU-JONS angenehme Bass-Stimme, »aber soeben ist der Funkkontakt zu Administrator Whistler und Icho Tolot abgerissen. Die Ortungssysteme melden eine gewaltige Nebelbank, für deren Existenz es eigentlich keine vernünftige Erklärung gibt. Sie ist völlig abrupt aufgetaucht und lässt sich ortungs- oder funktechnisch nicht durchdringen.«
    »Hast du versucht, die Funkfrequenzen zu wechseln?«
    »Auf allen Frequenzen dringt nur noch Rauschen aus dem Empfänger«, antwortete MIKRU-JON pikiert. »Und spar dir bitte die Frage. Ja. Ich versuche auf jede erdenkliche Art und Weise, den Nebel zu durchdringen, doch es gelingt nicht. Der Nebelbereich ist riesig. Er ist mit keiner Ortung genau zu erfassen, entzieht sich allen meinen Instrumenten.«
    Ich verspürte eine gewisse Besorgnis und drehte mich zu dem Konzept um. »Was geschieht hier?«
    Die Antwort war so lapidar, wie ich es erwartet und befürchtet hatte. »Wir sind auf dem Weg.«
    Talanis , dachte ich. Die Insel im Nebeldom, von der ich in der Halle der 1000 Aufgaben erfahren hatte. Mit ihrer Hilfe wollte das Konzept uns nach Wanderer bringen. Und ob es mir behagte oder nicht, ich hatte wohl keine andere Wahl, als mich auf den Plan der beiden Mutanten zu verlassen.
    Und damit auf den Plan ihres Herren, der Superintelligenz ES.
    *
    Die Holos zeigten ein raues Meer. Sturmböen erfassten MIKRU-JON und schleuderten das Schiff umher wie ein Spielzeug. Es war eine abstruse Situation. MIKRU-JON konnte den schwersten Hyperstürmen widerstehen, schien den atmosphärischen Gewalten dieser Planetenoberfläche aber hilflos ausgeliefert zu sein.
    Dass der so plötzlich und unnatürlich aufgetretene Nebel natürlich mehr war als ein bloßes Wetterphänomen auf Aveda, war mir klar. Mir stellte sich die Frage: Befanden wir uns überhaupt noch auf Aveda?
    Trotzdem spielte ich kurz mit dem Gedanken, das Konzept zur Umkehr zu bewegen, verzichtete aber darauf. Einerseits war ich überzeugt, dass Lloyd oder Tschubai in dieser Hinsicht nicht mit sich reden lassen würde, andererseits konnte ich einen gewissen Sinn hinter alledem sehen.
    Hoffte ich zumindest. ES würde mich nicht unter allen Umständen nach Wanderer holen wollen, nur um dann in einer Nebelbank mein Schiff zu zerfetzen und mich elend ersaufen zu lassen oder mich einem Meeresungeheuer zum Fraß vorzuwerfen. Dieses »Wetterphänomen« sollte lediglich Unbefugte fernhalten, doch als solchen sah ich mich nun nicht unbedingt.
    Andererseits ... wer konnte ES schon richtig einschätzen, vor allem in dem Zustand, in dem die Superintelligenz sich derzeit zu befinden schien? Ich hatte ES geärgert, dem Konzept, das sie
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