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Commander Scott 07 - Das Tor Zum Paradies

Commander Scott 07 - Das Tor Zum Paradies

Titel: Commander Scott 07 - Das Tor Zum Paradies
Autoren: Gregory Kern
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Nachts war die Welt von Gholan voller Geister. Es raschelte, quiekte, scharrte und knarrte. Ein tiefes Summen hing in der Luft, und seltsame Gebilde huschten über den Himmel. Am Tage war es auch nicht viel besser. Die Zwillingssonnen brüteten in düsterer Majestät am Firmament, narbenbedeckt, in gedämpften Farben schillernd, mit schwarzen Nebeln verhangen und in rostroten Rauch gehüllt. Sie glichen den faltigen, lüsternen Gesichtern seniler alter Männer.
    Diese dunkle, wilde Welt kannte keine Ruhe. Sandstürme tobten brüllend über die Ödflächen. Gefährliche Raubtiere lauerten in den Hügeln. Trübe Meere brandeten gegen die Küsten, von Orkanen aufgepeitscht, wimmelnd von gefräßigen Tieren. Es war eine gebrochene Welt, dekadent, im Absterben begriffen.
    Alik Henata wollte nichts mit ihr zu tun haben. Er kauerte im Sitz seines Gleiters, den schlanken, geschmeidigen Körper in teure Gewänder gehüllt. Edelsteine blitzten an beiden Händen, während er auf die Landschaft hinuntersah, die er überflog. Kleine Felder, die kaum noch Früchte trugen. Versteckte Dörfer, aus Feldsteinen gebaut und mit Lehm gemörtelt. Schmale Wege, die sich wie zerrissene Fäden von Farm zu Farm spannten. Die Sklaven, die auf den Feldern arbeiteten, blickten nicht zum Himmel auf. Klein und vierschrötig, Kiefer und Lippen, die an Hundeschnauzen erinnerten, eine Haut wie Leder; Diese zähen Wesen waren schon vor Jahrtausenden von ihren arroganten Herren, den Gholanzi, von einer fruchtbareren Welt hierher verpflanzt worden, damit sie für ihre Meister schufteten.
    Henata betrachtete die Sklaven, die Zendarh, voller Verachtung. Menschen hätten sich niemals so zur Arbeit antreiben und ausbeuten lassen. Denn trotz der sprunghaften Mutation, die seine Haut mit gefleckten Daunen überzogen und seine Ohren mit langen, spitzen Knorpeln versehen hatte, so daß er einer großen Katze glich, war Henata ein Mensch. Die hündische Veranlagung der Zendarh und jahrhundertelange Inzucht hatten diesen Sklaven das Rückgrat gebrochen und sie in gehorsame Arbeitsmaschinen verwandelt.
    »Wie lange?« fragte er den Piloten. »Eine Stunde mindestens noch, Meister.«
    Der Pilot gehörte zu der dienenden Rasse. Man hatte ihn dazu ausgebildet, einen Gleiter zu bedienen und ein paar Instrumente abzulesen. Doch zu Höherem reichte es nicht. Und der Mann schien nicht einmal neugierig zu sein.
    »Eine Stunde? Kannst du dich nicht präziser ausdrücken?«
    »Vielleicht kommen starke Winde auf, Herr. Und über dem Rovik-Archipel gibt es Turbulenzen. Manchmal kommt man da kaum durch.« Seine unterwürfige Stimme wurde fast weinerlich. »Ich tue mein Bestes, Herr. Wir werden so früh wie möglich am Ziel eintreffen.«
    Henata ergab sich in das Unvermeidliche und betrachtete wieder die Landschaft, die sich unter ihm ausbreitete. Das. Festland brach mit steilen Klippen zum Meer hin ab. Kleine Boote tanzten auf den Wellen, ebenfalls mit Zendarh besetzt, die mit Netzen und Speeren fischten. Als Fischfänger waren sie genauso rückständig wie als Bauern. Wenn die Gholanzi mehr Geld für Maschinen aufgewendet hätten statt für Edelsteine, importierte Weine und Gewürze, hätte jeder von einer Produktionssteigerung profitiert. Doch die Herrenrasse lebte hier noch so wie ihre Vorfahren vor Jahrhunderten. Sie schienen die Kulturen anderer Welten überhaupt nicht zu beachten, obwohl sie vor den Toren der Stadt einen großen Raumhafen besaßen und täglich die Raumschiffe betrachten konnten, die ihnen im Austausch für kostbare Öle ihre Luxuswaren brachten.
    Narren, dachte Henata achselzuckend. Diese morsche Zivilisation versuchte verzweifelt, den gegenwärtigen Zustand zu erhalten, weil sie glaubte, andere Welten würden sie in Ruhe lassen, wenn sie sich um deren Angelegenheiten nicht kümmerten. Diese Toren konnten einfach nicht begreifen, daß sie bereits dem Untergang geweiht waren.
    Doch nicht alle Bewohner von Gholan waren so kurzsichtig.
    Er richtete sich auf, als der Gleiter sich einer großen Insel näherte - einer Masse übereinander getürmter Felsen, als wäre sie aus Lava entstanden, die schon in der Luft erstarrt war, ehe sie zur Erde herabfallen konnte. Sie erhob sich über einer Küste aus steilen Klippen, die nur an einer Stelle von einem Strand mit schwarzem, vulkanischen Sand durchbrochen wurde. Und dieser Strand endete wieder vor senkrechten Wänden aus verwittertem Gestein. Nirgends war auch nur die Spur menschlicher Besiedlung zu entdecken.
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