Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Außenseiter

Die Außenseiter

Titel: Die Außenseiter
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
1
    Niemand sah den Angriff kommen. Vielleicht hätte man dafür sogar jemandem - oder statt einem Einzelnen vielen - die Schuld geben können. Im Nachhinein sparten die Beteiligten jedenfalls nicht mit gegenseitigen Anschuldigungen. Doch da alle wussten, dass sich die Schuld für ein solch beispielloses Ereignis nur schwer aufteilen - oder auch nur jemandem zuweisen - ließ, verklangen die Rufe nach Bestrafung, als man keinen geeigneten Sündenbock fand. Diejenigen, die sich teilweise für das Ereignis verantwortlich fühlten - ob zu Recht oder nicht -, bestraften sich selbst weit härter, als jedes traditionelle Gericht der Königin oder jeder Rat es vermocht hätten.
    Mehr als hundert Jahre nach dem Erstkontakt zwischen AAnn und Thranx gärte immer noch Feindseligkeit zwischen beiden Spezies. Der Boden war solchermaßen fruchtbar, die Zeitspanne derart lang, dass ihre Feindschaft im Laufe der Zeit viele Formen annehmen konnte. Regelmäßig manifestierte sie sich in Übergriffen unterschiedlichsten Ausmaßes, Provokationen, die für gewöhnlich von den AAnn ausgingen. Die stets vernünftigen Thranx empfanden diese Provokationen als Plage, solange es bei den Provokationen blieb - die Grenze zu mehr nicht überschritten wurde. Die AAnn loteten aus, wie weit sie gehen konnten, bedrohten die Thranx und rückten so lange vor, bis die Geduld der Thranx erschöpft war und sie sich zu einer Reaktion gezwungen fühlten. Als sie sich den AAnn mit militärischen Mitteln entgegenstellten, verloren diese rasch, was sie zuvor an Boden gewonnen hatten, und zogen sich zurück. Der Spiralarm, den sich die beiden Hitze liebenden, Sauerstoff atmenden Spezies teilten, war groß genug für beide und besaß ausreichend Sterne, um einen direkten Konflikt, falls nicht bewusst gesucht, vermeiden zu können.
    Bewohnbare Welten indes waren seltener. Wo immer sich eine solche Welt befand, verhärteten sich die Fronten. Die Folge davon war, dass beide Parteien schärfere Anschuldigungen vorbrachten, die, akribisch formuliert, eher bissig denn beschwichtigend wirkten. Trotzdem reichte diese knappe Kommunikation via Minusraum-Netz stets aus, um eine potenziell explosive Konfrontation zu vermeiden. Bis Willow-Wane. Bis Paszex.
     
    Worvendapur neigte den Kopf, hob eine Echthand und rieb sich damit über das linke Auge. Hier draußen am Waldrand wirbelte der Wind viel Staub auf. Worvendapur senkte den durchsichtigen Schutzschild vor sein Gesicht, steckte, ohne darüber nachdenken zu müssen, seine beiden Antennen - zwei Fühler auf seinem Kopf - durch die dafür vorgesehenen Schlitze und setzte sich wieder in Bewegung, auf allen sechs Beinen. Gelegentlich hob er die zwei Fußhände vom Boden, sodass er nur noch auf seinen vier Echtbeinen lief - nicht etwa, weil er neben seinen beiden Echthänden noch die beiden greiffähigen Fußhände gebraucht hätte, sondern weil er sich auf diese Weise zur maximalen Größe von knapp über anderthalb Metern aufrichten und über das einen Meter hohe, lavendelfarbene Gras blicken konnte, das den Großteil der ihn umgebenden Vegetation ausmachte.
    Etwas Schnelles, Zwitscherndes flitzte unmittelbar neben ihm durch das Riedgras. Mit der rechten Echt- und Fußhand zog er das Gewehr aus dem Rückenholster und zielte damit in die Richtung, aus der die Geräusche kamen, nervös und zum Schuss bereit. Abrupt hob er die Mündung, als ein halbes Dutzend !Ccoerk aus dem Gras hervorschoss. Worvendapur stieß ein Pfeifen aus, mit dem er seine Erleichterung vierten Grades ausdrückte, ließ den Finger vom Abzug gleiten und schob das Gewehr wieder ins Rückenholster zurück.
    Der Schwarm gefiederter !Ccoerk, deren dralle braune Körper mit rosa Streifen überzogen waren, flatterte dem spiegelglatten See entgegen, wobei die Tiere surrten wie statisch geladene Kunststoffstäbe. Unter dem gefiederten, konkaven Bauch eines der Tiere saß ein Eiersack, der beinahe so groß war wie das Tier selbst. Träge fragte Worvendapur sich, ob die Eier wohl genießbar seien. Willow- Wane war zwar seit mehr als hundert Jahren besiedelt, doch hatte sich hier alles langsam und schrittweise entwickelt, ganz nach der konservativen, bedachtsamen Art der Thranx. Die Kolonisation war zudem größtenteils auf die beiden Kontinente der Nordhemisphäre eingeschränkt gewesen. Die Südhalbkugel der Welt war noch immer eine riesige, größtenteils unerforschte Wildnis, Neuland, rau, aber dennoch anziehend, ein Gebiet eben, in dem man ständig neue
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher