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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron
Autoren: Katia Fox
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er, doch zu dem Schlag, zu dem er ausgeholt hatte, kam er nicht.
    »Auseinander!«, brüllte der Fechtmeister, packte Guillaume am Ohr und zog ihn fort.
    »Glaub nicht, dass du so einfach davonkommst!«, knurrte Bernard. »Ich kriege dich noch!«

Manor of Hinton Waldrist, Berkshire, im Frühjahr 1163
    M atilda, Lesceline, wo seid ihr nur? Wehe, ihr versteckt euch wieder im Gebüsch und narrt mich!«, erklang eine aufgebrachte Frauenstimme.
    Arlette, die Kammerzofe, schien sie verzweifelt zu suchen. Matilda grinste und stieß Lesceline, die vollkommen aufgelöst neben ihr hockte, den Ellenbogen in die Seite.
    »Wehe, du sagst auch nur ein Wort!«, warnte sie das Mädchen mit funkelndem Blick. »Dann ertränke ich das Katzenvieh das nächste Mal wirklich!«
    Lesceline riss die Augen auf und schüttelte verängstigt den Kopf. »Ich verrate nichts, Ehrenwort, aber bitte, tu ihm nichts!«
    Matilda setzte ein überaus liebenswürdiges Lächeln auf und erhob sich. »Hier sind wir, Arlette«, rief sie und winkte der ältlichen Zofe fröhlich zu. »Sieh nur, ein Kätzchen! Es ist in den Bach gefallen, wir konnten es gerade noch herausfischen, sonst wäre es jämmerlich ertrunken«, erzählte sie und sah vermeintlich gerührt zu dem kleinen Kerlchen hin, das Lesceline schützend in ihrem Arm hielt. Arlette sollte denken, ihr ginge tatsächlich nahe, welch grausamem Schicksal das Fellknäuel angeblich soeben entronnen war. »Dürfen wir es mit in die Kammer nehmen, damit sein Fell trocknen und es sich aufwärmen kann?«, bettelte sie, blickte die Zofe von unten herauf an und küsste ihre Hand. »Bitte, bitte!«
    Das Kätzchen maunzte kläglich.
    »Na schön, meinetwegen«, gab sich Arlette geschlagen.
    Matilda jubelte und warf Lesceline einen warnenden Blick zu.Tu nichts, was das Kätzchen anschließend bereuen müsste!, sagte er so deutlich, dass Lesceline ein wenig zurückwich.
    »Na los, nimm es mit!«, rief Matilda dem Mädchen ungeduldig zu. »Nun komm schon, es wird kühl!«
    Wie ein Wirbelwind fegte sie voraus. Es war nicht weit von der Wiese, durch die das Bächlein floss, über den matschigen Hof zum Gutshaus. Matilda rannte so entschlossen zwischen den Schweinen, Gänsen und Enten hindurch, dass die Tiere auseinanderstoben. Nicht weit vom Eingang wäre sie beinahe mit ihrem Vater zusammengestoßen.
    »Langsam, junge Dame!«, rief er lachend und hielt sie fest, »oder hast du womöglich schon wieder etwas angestellt und bist vor Arlette auf der Flucht?« Er blickte seiner Tochter eindringlich in die Augen.
    Matilda schenkte Bernard de St.Valéry ein strahlendes Lächeln, gekrönt von einem gekonnten Augenaufschlag. Sie war ihm wie aus dem Gesicht geschnitten und wusste genau, wie stolz er auf sie war.
    »Aber nein, Vater, ganz gewiss nicht«, versicherte sie. »Fragt Arlette. Seht nur, da kommt sie!« Matilda deutete auf die Zofe, die in Begleitung Lescelines den Hof überquerte und dabei versuchte, die Pfützen zu meiden, was jedoch so gut wie unmöglich war. »Wir haben eine kleine Katze aus dem Bach gefischt. Arlette erlaubt, dass wir sie mit in die Kammer nehmen.« Matilda schmiegte ihre Wange in die starke, schwielig raue Hand ihres Vaters.
    »Eine Katze im Bach?« Sir Bernard lachte. »Da wird sie kaum freiwillig hineingesprungen sein. Katzen hassen Wasser!«
    »Vielleicht hat sie einer der Stallburschen ertränken wollen und gedacht, sie sei tot. Ich habe schon gesehen, dass sie das machen. Sie packen sie am Genick, stecken sie in einen Sack und ersäufen sie, weil es zu viele davon gibt«, erzählte Matilda eifrig und nickte nachdrücklich. »Aber ich habe das Kätzchen gerettet, darum gehört es jetzt mir.«
    »Sagtest du nicht vorhin, ihr hättet es gerettet?«, vernahm sieArlettes spitze Frage. Wann immer sie konnte, sprang die einfältige Zofe der noch viel einfältigeren Lesceline bei.
    Matilda würdigte die beiden keines Blickes. »Lesceline hat sich nicht getraut, es herauszuholen«, behauptete sie. »Ich dagegen schon! Ich bin nämlich genauso mutig wie Ihr, Vater.« Matilda sah treuherzig zu ihm auf.
    »Wahrhaft eine echte de St. Valéry!«, lobte er sie und klopfte ihr auf die Schulter. »Mach mir keine Schande, während ich fort bin! Hör auf Arlette und steh deiner Mutter zur Seite, hörst du?«
    »Musst du denn schon wieder fort?«, maulte Matilda. Die wenigen Wochen, die der Vater bei ihnen verbrachte, vergingen immer viel zu rasch. Warum nur war ihm der König so viel wichtiger als sie? Matilda
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