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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron
Autoren: Katia Fox
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auf, als Thibault plötzlich lautstark begann, mit einem der jüngeren Knappen zu streiten. Ohne Vorwarnung stürzte er sich auf den verdutzten Jungen und hieb mit seinem Holzschwert auf ihn ein. Thibault traf den Arm des Knappen und seinen Kopf und drängte ihn immer weiter zurück. Der Junge bettelte, Thibault möge ihn in Frieden lassen, doch der lachte nur und schlug erneut auf ihn ein.
    Genau das war es, was Guillaume so an dem jungen de Tournai hasste: Mit Leichtigkeit setzte er sich über alle Regeln hinweg, forderte ihre Einhaltung für die anderen jedoch stets mit größtem Nachdruck ein. Guillaume runzelte die Stirn. Niemand schien eingreifen und Thibault zurückhalten zu wollen. Als der junge Knappe zu Boden ging und schützend die Hände hochriss, konnte Guillaume nicht mehr an sich halten. Ohne auf Ours’ Zustimmung zu warten, stürzte er sich auf Thibault, packte ihn am Hemd und zerrte ihn von seinem Gegner, von dem er noch immer nicht ablassen wollte.
    »Wir prügeln uns hier nicht, wir kämpfen!«, fuhr er Thibault an. »Die Regeln auf diesem Platz gelten für alle, auch für dich!«
    »Du hast mir gar nichts …«, bellte Thibault ihn an, doch als er Ours mit langen Schritten auf sie zukommen sah, warf er Guillaume nur einen feindseligen Blick zu und wandte sich an ihren Ausbilder. »Fechtmeister, ich …«, begann er.
    Ours hob die Hand und gebot ihm zu schweigen. »Du hast gehört, was Guillaume gesagt hat!«, erwiderte er kalt und ließ die beiden stehen.
    »Du wirst mich noch kennenlernen! Spielst dich hier auf …«, zischte Thibault Guillaume zu, drängte sich an ihm vorbei und stolzierte davon.
    Guillaume sah ihm mit hochgezogenen Brauen nach und seufzte, als er Alan bemerkte, der soeben über den Platz lief. WennThibault ihn heute zu packen bekam, würde es ihm schlecht ergehen.
    Doch statt sich mit dem langen Stock zu bewaffnen, ging der junge Schmied auf den Fechtmeister und Sir Ansgar zu, sprach ein paar Worte mit ihnen und wandte sich dann zum Gehen.
    »Ach nein, der Schmied hat Angst vor uns und will nicht mehr kämpfen«, höhnte Thibault lautstark. Er konnte es einfach nicht lassen, andere schlecht zu behandeln! Alan aber ließ sich von seinen herablassenden Worten nicht beeindrucken und verließ hoch erhobenen Hauptes den Platz.
    Recht so, dachte Guillaume zufrieden und nickte dem jungen Schmied zu. Den Knappen nicht länger zu gewähren, ihn mit Füßen zu treten, hatte ganz sicher nichts mit Angst zu tun, sondern mit Ehrgefühl. Wie aber sollte das ausgerechnet Thibault verstehen, dem dieses Wort vollkommen fremd war!
     
    »Geh zu Sir Lambert«, forderte der Fechtmeister Guillaume auf, nachdem der Unterricht beendet war. »Ich versprach, dich zu ihm zu schicken, sobald wir hier fertig sind.« Er ruckte mit dem Kopf in Richtung der Stallungen.
    »Ja, Sir!« Guillaume nickte und lief los.
    Sir Lambert war ihr Reitlehrer, ein alter, erfahrener Ritter und wahrer Künstler im Sattel. Er forderte die Knappen oft bis zum Äußersten, trotzdem liebten sie ihn und seinen Unterricht. Die Pferde gehorchten ihm aufs Wort, und auch die wildesten wurden umgehend handzahm, wenn er sie leise murmelnd berührte. »Euer Pferd wird euch treu sein bis in den Tod. Achtet es, denn es ist euer wichtigster Verbündeter im Kampf und ein besserer Freund als so mancher Kamerad«, sagte er stets.
    »Jetzt halt doch endlich still!«, hörte Guillaume den neuen Pagen seines Herrn ausrufen, als er an den Pferdeställen ankam. Verzweifelt versuchte Enguerrand, eines der Packpferde zum Stehen zu bringen, doch sobald er ihm zu nahe kam, schnaubte es und wich zurück. »Ich tue dir doch nichts!«, rief er unglücklich und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Vom ersten Tag an hatten die neuen Pagen zu lernen, wie mit den Pferden ihres Herrn umzugehen war, welches Futter für das jeweilige Tier das richtige war, wie Fell und Hufe gepflegt wurden und wie man die wertvollen Vierbeiner bei kleineren Verletzungen mit Salben und Verbänden behandelte. Die meisten Jungen hatten schon ein wenig Erfahrung mit Ponys, doch im Umgang mit den großen Pferden der Ritter waren zunächst alle unsicher.
    Guillaume griff entschlossen nach dem Zaumzeug der sonst so zahmen Stute, die man Enguerrand anvertraut hatte, tätschelte ihr den Hals und redete besänftigend auf sie ein. Von einem Augenblick zum anderen war sie so lammfromm wie immer.
    »Was hat man dir aufgetragen?«, fragte er Enguerrand.
    »Hufe reinigen«, antwortete
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