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Der goldene Thron

Titel: Der goldene Thron
Autoren: Katia Fox
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Hieb.
    »Ich werde dir deine Überheblichkeit schon noch austreiben!«, schrie Ours ihn mit hochrotem Kopf an, holte erneut aus und schlug ihm den Stock so hart vor die Brust, dass es Guillaume für einen Augenblick den Atem verschlug.
    Das Kichern eines Knappen, der hinter ihm stand, klang mit einem Mal ganz fern und wurde überdeckt von dem Rauschen in seinen Ohren. Warum ließ Ours dem Jungen den Spott durchgehen, bestrafte Guillaume aber dafür, dass er beim Wettlauf wieder einmal als Erster im Ziel gewesen war?
    »Ihr da!«, rief der Fechtmeister in diesem Moment, holte mit seinem Stock aus und drohte den Knappen. »Maul halten! Hundert Kniebeugen. Alle!«, brüllte er.
    Guillaume streckte sich. Fünf Monate war er nun schon Knappe und musste die Quälereien des Fechtmeisters über sich ergehen lassen. Ours war grausam, hinterhältig und kalt. Er lachte niemals; er grinste allenfalls selbstgefällig, wenn sich einer der Jungen durch ein Missgeschick blamierte oder zu weinen begann. Wie Lämmer im Angesicht des Wolfes, hilflos und voller Furcht, wichen die Knappen zurück, wenn er sie anbrüllte. Der Fechtmeister aber genoss seine Macht über sie, weidete sich an ihrer Angst und schürte sie, wo immer er konnte. Er verlangte den Jungen stets mehr ab, als sie zu leisten in der Lage waren, und wenn ihnen dann vor Erschöpfung und Verzweiflung die Tränen kamen, verhöhnte er sie und bestrafte sie mit noch größerer Härte, damit aus ihnen richtige Männer würden, wie er sagte.Der Fechtmeister war zwar zu allen hart und grausam, doch Guillaume war ihm offenbar ein ganz besonderer Dorn im Auge.
    »Dass du es auf dem Baumstumpf so lange ausgehalten hast, nützt dir bei mir gar nichts, hörst du? Glaub ja nicht, du wärst etwas Besonderes! Jeder hätte das schaffen können«, hatte Ours ihn schon bei ihrer ersten Begegnung auf dem Übungsplatz angebrüllt.
    Es hatte nicht viel gefehlt, und Guillaume hätte darauf geantwortet, doch er hatte sich eines Besseren besonnen und den Blick gesenkt – nicht in Demut, wie der Fechtmeister glauben mochte, sondern um die Zähne zusammenzubeißen. Dann hatte er ruckartig aufgeschaut, ihm fest in die Augen gesehen und laut und deutlich »Ja, Sir!« geantwortet.
    »Hundert Kniebeugen!«, hatte Ours ihn irritiert angefahren, als hätte er eine andere Antwort erwartet. Seit diesem Tag hatte er es auf ihn abgesehen.
    Guillaume hasste den Fechtmeister dafür, gehorchte aber ohne Widerworte, wenn er mehr Liegestützen und Kniebeugen machen oder zusätzliche Runden laufen sollte. Niemals vergoss er auch nur eine Träne, um Ours wenigstens diese Genugtuung vorzuenthalten.
    Guillaumes Hände zitterten und pochten, und an der Stelle, wo Ours seine Brust getroffen hatte, brannte die Haut wie Feuer, trotzdem ließ er sich weder Zorn noch Schmerz anmerken und reihte sich ein, als der Fechtmeister ihn zurück zu den anderen schickte.
    Als die Übungen beendet waren und sie wieder zur Burg liefen, kam Bernard, ein untersetzter, stämmiger Knappe, auf ihn zu. »Wenn er von dir verlangt, dich wie ein Hund auf den Rücken zu legen, tust du das dann ebenfalls?«, fragte er herausfordernd und lachte. Bernard war für sein Geschick als Faustkämpfer und sein vorlautes Mundwerk bekannt.
    »Gewiss doch, genau wie du auch«, antwortete Guillaume und versuchte, an Bernard vorüberzuziehen. Der aber stellte ihm ein Bein und gab ihm einen kräftigen Stoß, sodass Guillaume in denDreck fiel. Nun war es mit seiner Fassung vorbei. Er sprang auf und holte aus, um Bernard einen rechten Haken zu verpassen. Der Schlag verfehlte dessen Kinn jedoch, traf aber wenigstens sein Ohr, als er darunter wegtauchen wollte.
    »Seht nur, da prügeln sich zwei!«, rief einer der Pagen.
    Bernard fasste nach seinem Ohr und stürzte sich laut brüllend auf Guillaume.
    Im Nu hatte sich ein Kreis aus Schaulustigen um die beiden versammelt. Mit lautem Gejohle und schrillen Pfiffen feuerten sie die Kontrahenten an.
    Beim ersten Schlag hatte Guillaume noch die Überraschung auf seiner Seite gehabt, nun aber täuschte Bernard einen Faustschlag zum Kopf an, sprang dann behände zur Seite und schlug Guillaume in die Lenden.
    »Komm schon, greif mich an!«, rief er lachend. »Versuch es, oder kneifst du etwa schon?«
    Ours pflügte sich durch die Menge der Schaulustigen, und Guillaume zögerte. Schlägereien waren verboten.
    Bernard bemerkte sein Zaudern und wollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. »Friss Staub!«, spottete
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