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PR TB 060 Kundschafter Aus Dem All

PR TB 060 Kundschafter Aus Dem All

Titel: PR TB 060 Kundschafter Aus Dem All
Autoren: Perry Rhodan
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1.
    Die Straße, die zur Klinik führte, war mit einem
Laubteppich bedeckt, und Diahann Uggams 84er Whistler wirbelte die
welken Blätter auf, daß sie wie ein Schwärm
erschrockener Fischchen durcheinanderquirlten. Durch die
weitausladenden Äste der alten Surien zu beiden Seiten der
Straße brachen fächerförmig die Strahlen der
tiefstehenden Sonne Aztran. Diahann Uggam ließ sich durch die
letzten Sonnenstrahlen dieses Tages nicht täuschen, denn in ein
paar Wochen würden die Äste völlig kahl sein, und die
Regenperiode würde beginnen. Das Land, durch das Diahann fuhr,
schien sich in Erwartung dieser Zeit zu ducken;jenseits der Surien
war es grau und eintönig, und der Geruch nach Feuchtigkeit und
Verwesung breitete sich aus.
    Die Abendsonne, die die Straße zur Klinik in einen
goldbraunen Märchenpfad verwandelte, konnte den
dahinschwindenden Sommer nicht festhalten. Der Horizont war dunstig,
und mit der Nacht würden Nebel und Kälte vom Meer aus über
Celanese-Island kriechen, um ihre vierzehnstündige Herrschaft
anzutreten.
    Diahann fröstelte bei dem Gedanken, daß sie während
der Dunkelheit in die Stadt zurückfahren mußte, denn es
war kaum anzunehmen, daß Groove Solomon ihr Unterkunft gewähren
würde. Eine Falte des Unmuts erschien aufDiahann s Stirn, als
sie an Groove Solomon dachte. Sie konnte sich vorstellen, daß
er sie in die Klinik beordert hatte, ohne die Möglichkeit eines
Widerspruchs zu erwägen. Obwohl sie ihn schon lange verlassen
hatte, schien Solomon noch immer zu glauben, daß sie in einem
Abhängigkeitsverhältnis zu ihm stand. Vor Zorn über
diese Erkenntnis trat Diahann den Beschleunigungshebel des Whistlers
bis zum Anschlag durch, aber die Sicherheitsautomatik verhinderte,
daß der Wagen mit Höchstgeschwindigkeit über die
rutschige Straße schoß.
    Bildete sich Groove Solomon etwa ein, daß sie nur auf einen
Wink gewartet hatte, um in die Klinik zurückkehren zu können?
In der Stadt, wo sie als Praktizierende Medizinerin der Aufgabe
nachging, Verrätern und Feinden der Klinik nachzuspionieren,
hatte sie sich inzwischen eingelebt.
    Die Straße beschrieb eine langgezogene Kurve, und Diahann
mußte ihre Aufmerksamkeit auf die Steuerung konzentrieren, um
nicht die Herrschaft über den schweren Wagen zu verlieren. Als
der Whistler in die lange Gerade einbog, konnte Diahann die weißen
Dächer der Klinik sehen, die wie Kreidefelsen in den abendlichen
Himmel ragten. Die Klinik war ein mächtiger Gebäudekomplex,
der größte auf Celanese-Island überhaupt. Auch auf
den anderen Inseln gab es keine größeren Bauwerke, wenn
man von den Silos und Lagerhallen auf den Farmer-Inseln einmal absah.
    Der Anblick der Klinik machte Diahann unruhig. Hier hatte sie
dreizehn Jahre gelebt und ihre Ausbildung als Praktizierende
Medizinerin absolviert. Diahann Uggam war ein schlankes,
breitschultriges Mädchen mit blonden Haaren, die ihr bis auf die
Schulter herabfielen. Sie war zwanzig Jahre alt und größer
als die meisten Männer ihres Alters, fast 1,85 Meter. Ihr
Gesicht mit den vorspringenden Wangenknochen wurde von basaltfarbenen
Augen beherrscht, die weit auseinanderstanden.
    Sie wußte, daß sie schön war, aber diejungen
Männer von Celanese-Island mieden sie, und sie kannte keinen,
auf dessen Annäherung sie Wert gelegt hätte. Der einzige
Mann, der in ihrem bisherigen Leben eine größere Rolle
gespielt hatte, hieß Groove Solomon und war gleichzeitig ihr
Lehrer und Liebhaber gewesen. Solomon hatte sie schon als Kind in die

    Klinik gebracht, nachdem ihre Eltern bei einem nächtlichen
Überfall der Inkheads auf Celanese-Island ums Leben gekommen
waren.
    Diahann steuerte den Whistler in den Vorhof der Klinik, wo zwei
einsatzbereite Kolonnen gepanzerter Fahrzeuge standen, um bei
Revolten sofort in die Stadt fahren zu können. Die Soldaten, die
für die Klinik kämpften, wurden von Solomon als
Hilfsmediziner bezeichnet, obwohl sie nur in Waffentechnik, lautlosem
Töten oder Spionage unterrichtet wurden. Diahann kannte die
Besatzungen der Panzerwagen von früher, es waren Männer mit
harten Gesichtern, deren vor Trunkenheit rauhe Stimmen bis spät
in die Nacht hinein aus den Unterkünften klangen.
    Diahann wußte, daß ihr Wagen beobachtet wurde, und sie
gab das verabredete dreimalige Blinkzeichen mit den Positionslampen,
um keinen Angriffheraufzubeschwören. Sie hielt an einem freien
Platz in der Nähe der Absperrungen und stieg aus. Inzwischen war
die Sonne untergegangen, und das
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