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Der gefangene Stern

Der gefangene Stern

Titel: Der gefangene Stern
Autoren: Nora Roberts
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übergeben, so, wie es die Polizei empfahl.
    Und dann hatte sie ihm den dicken Baseballschläger über den Kopf gezogen, den sie hinter der Theke aufbewahrte.
    Trotz ihrer Angst hatte sie sich der Situation gestellt.
    Dieser Situation hier konnte sie sich ebenso stellen.
    Der Knebel schmeckte nach Mann und steigerte ihre Wut. Da sie jedoch keine Möglichkeit hatte, ihn loszuwerden, konzentrierte sie sich darauf, die Kette der Handschellen vom Schalthebel zu lösen.
    Sie war ziemlich gelenkig, und sie war stark und klug. Aber die Handschellen hätten auch an der Handbremse festgeschweißt sein können. Vor lauter Frustration wimmerte sie. Schweiß lief ihr in die Augen, während sie an der Kette zerrte.
    Sie zwang sich, aufzuhören, schloss die Augen und atmete wieder ruhiger. Mit zitternden Fingern tastete sie über den Stahl der Handschellen und über den Schalthebel. Dabei versuchte sie, sich bildlich vorzustellen, was sie tat, bewegte langsam und sehr vorsichtig die Hände, bis sie spürte, dass die Kette zu rutschen begann. Ein heftiger Schmerz fuhr ihr in die Schultern, als sie diese in eine völlig unnatürliche Position zwang. Sie biss fest auf den Knebel und wand sich. Als sie spürte, wie etwas nachgab, hoffte sie inständig, dass es sich nicht um ein Knochengelenk handelte. Schwer atmend sank sie in sich zusammen.
    „Verdammt, Sie sind echt gut“, bemerkte Jack, als er die Beifahrertür öffnete. Er hob sie hinaus und warf sie sich über die Schulter. „Noch fünf Minuten, und Sie hätten sich vielleicht wirklich befreien können.“ Ungefähr eine Minute lang hatte er einfach nur dagestanden und voller Bewunderung ihrem Befreiungsversuch zugesehen.
    Jetzt trug er sie ins Motelzimmer und ließ sie aufs Bett fallen. Als sie sich erneut wehrte, setzte er sich rittlings auf sie und ließ sie kämpfen, bis sie nicht mehr konnte. Auch das fand er äußerst angenehm, was ihn allerdings nicht sonderlich stolz machte. Diese Frau besaß wirklich eine unglaubliche Energie und Ausdauer. Wenn sie sich unter anderen Umständen kennengelernt hätten, hätten sie sich wahrscheinlich in den billigen Laken gewälzt wie Wahnsinnige und sich dann in aller Freundschaft getrennt.
    Jedenfalls fiel es ihm ziemlich schwer, sie sich nicht nackt vorzustellen.
    Und darum saß er vielleicht ein wenig länger auf ihr als nötig. Ich bin schließlich kein Heiliger, dachte er, während er ihr die Handschellen aufschloss und sie gleich darauf mit einem Handgelenk ans Bettgestell kettete.
    „Sie machen es uns beiden unnötig schwer“, bemerkte er, was sie mit einem tödlichen Blick aus ihren grünen Augen quittierte. Er war ein wenig außer Atem und wusste genau, dass nicht etwa das kurze Handgemenge daran schuld war, sondern ihr fester kleiner Hintern, der sich gegen seinen Unterleib gepresst hatte.
    Jack drehte sich um, stellte den Fernseher an und drehte die Lautstärke auf. M.J. hatte sich inzwischen mit ihrer freien Hand den Knebel aus dem Mund gerissen und zu schreien begonnen.
    „Sie können so laut schreien, wie Sie wollen“, erklärte er. Mit einem kleinen Messer schnitt er das Telefonkabel durch. „Die nächsten drei Räume neben uns sind frei, also wird Sie niemand hören. Davon abgesehen, habe ich am Empfang Bescheid gegeben, dass wir auf Hochzeitsreise sind. Also selbst, wenn man Sie hört, wird niemand uns stören. Bin gleich wieder zurück.“
    Er verschwand.
    M.J. schloss die Augen. Guter Gott, was hatte er mit ihr vor? Eine Sekunde lang, nur eine irrsinnige Sekunde lang, als er sie mit seinem schweren Körper in die Matratze gepresst hatte, hatte sie sich schwach gefühlt. Schwach vor Lust.
    Das war krank, krank, krank.
    Doch in dieser irrsinnigen Sekunde hatte sie sich vorgestellt, wie er sie auszog und sich auf sie stürzte. Sie überall berührte.
    Schlimmer noch, sie hatte es sich nicht nur vorgestellt, sondern es sich sogar gewünscht. Hoffentlich handelte es sich nur um eine merkwürdige Reaktion auf den Schock.
    Obwohl sie nichts gegen guten, gesunden, heißen Sex einzuwenden hatte, würde sie niemals mit einem Wildfremden ins Bett steigen. Schon gar nicht mit einem, der sie niedergeschlagen, gefesselt und in ein billiges Motel verschleppt hatte.
    Auch er war erregt gewesen, das hatte sie genau gespürt. Himmel, der Mann hatte auf ihr gesessen, oder etwa nicht? Aber dann war er plötzlich aufgestanden. Demnach würde er sie also nicht vergewaltigen. Er wollte keinen Sex. Er wollte – nun, das wusste allein
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