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Der gefangene Stern

Der gefangene Stern

Titel: Der gefangene Stern
Autoren: Nora Roberts
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mich davon überzeugen können, dass mir Ihr Leben mehr wert ist.“
    Jack wusste genau, wonach er suchte. Auf Nebenstraßen schlängelte er sich durch den Feiertagsverkehr. Er hatte ganz vergessen, dass der Vierte Juli bevorstand, was auch keine Rolle spielte, da er sich dieses Jahr wohl kaum das Feuerwerk ansehen würde.
    Es sei denn, das Feuerwerk wurde von der Frau neben ihm entzündet.
    Sie war wirklich ein Knaller, keine Frage. Vermutlich schlotterte sie innerlich vor Angst, doch äußerlich hielt sie sich tapfer. Was ihn enorm erleichterte, denn seiner Ansicht nach gab es nichts Ärgerlicheres als Heulsusen. Sie hingegen würde – Angst hin oder her – bei der erstbesten Gelegenheit versuchen, ihn in der Luft zu zerreißen.
    Was er zu verhindern gedachte.
    Wenn sie erst an einem ruhigen Ort waren, würde er innerhalb von ein paar Stunden die ganze Geschichte aus ihr herausbekommen. Vielleicht würde er ihr sogar aus diesem Schlamassel heraushelfen – gegen entsprechende Bezahlung, verstand sich. Es musste nicht besonders viel sein, denn inzwischen war er ziemlich sauer auf seinen Auftraggeber und hegte außerdem ein begründetes Interesse an der Frau neben sich.
    Die Typen hatten sich wirklich mächtig ins Zeug gelegt, um sie zu schnappen. Hatten doch tatsächlich versucht, ihn abzuzocken, auch wenn sie nicht besonders klug vorgegangen waren. Vermutlich handelte es sich um andere Kopfgeldjäger, die ihn um seine wohlverdiente Kohle bringen wollten.
    So, wie der Kerl mit der Waffe in M.J.s Wohnung herumgefuchtelt hatte, hätte er Jack vermutlich gern ein Loch in den Kopf gepustet. Das ging dann doch zu weit, Kollege hin oder her.
    Zurzeit war er also mit einer wütenden Frau, etwa dreihundert Dollar Bargeld und einem halb vollen Tank auf der Flucht.
    Er wollte wirklich zu gern wissen, weshalb.
    Nördlich von Leesburg, Virginia, entdeckte er das Motel, nach dem er gesucht hatte. Die Touristen und Feiertagsausflügler würden mit Sicherheit einen weiten Bogen um diese abbruchreife Absteige machen. Doch für Jacks Vorhaben war das niedrige Gebäude mit der abplatzenden grünen Farbe auf den Türen geradezu perfekt.
    Er fuhr auf den hintersten Teil des Parkplatzes und stellte den Motor ab.
    „Bringen Sie all Ihre Dates hierher, Dakota?“
    Er lächelte. „Für Sie nur das Beste, Herzchen.“
    Er wusste genau, was sie dachte. In der Sekunde, in der er sie befreite, würde sie sich auf ihn stürzen. Und wenn es ihr gelang, aus dem Auto zu entkommen, würde sie zur Rezeption sprinten, so schnell ihre endlos langen Beine sie trugen.
    „Ich erwarte nicht, dass Sie mir glauben“, meinte er freundlich, während er sich über sie beugte, um die Handschellen vom Türgriff zu lösen. „Aber ich hatte auch schon mehr Spaß.“
    Sie war angespannt. Er spürte, dass ihr Körper sich auf den Angriff vorbereitete. Darum musste er möglichst schnell sein, schnell und grob. Binnen einer Sekunde hatte er ihr die Hände auf dem Rücken gefesselt. Sie holte scharf Luft, als er ihr mit einer Hand den Mund zuhielt. Sosehr sie sich auch drehte und wand, er drückte sie mit dem Gesicht nach unten auf den Sitz. Als er sie schließlich mit einem Tuch geknebelt hatte, war er selbst ganz außer Atem.
    „Ich habe gelogen.“ Keuchend rieb er sich über die Stelle, wo sie ihren Ellbogen hart in seine Rippen gestoßen hatte. „Vielleicht hat es mir doch ein bisschen Spaß gemacht.“
    Jetzt holte er ein altes, zerrissenes T-Shirt hervor, um ihre Füße zusammenzubinden, und zwang sich, dabei nicht zu sehr ins Schwärmen über ihre fantastischen Beine zu geraten. Aber, zum Teufel, er war auch nur ein Mann. Kaum hatte er sie zusammengebunden wie einen Truthahn, schlang er die Kette der Handschellen um den Schalthebel. Dann kurbelte er das Fenster hoch.
    „Verdammt heiß, nicht wahr?“, fragte er gut gelaunt. „Nun, es dauert nicht lange.“ Damit schloss er den Wagen hinter sich ab und ging pfeifend davon.
    M.J. brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. Sie hatte wirklich Angst, pure, blanke Angst, und sie konnte sich nicht erinnern, je ein so betäubendes Gefühl verspürt zu haben. Ihr ganzer Körper zitterte. Das musste aufhören, es behinderte sie nur noch mehr.
    Ganz am Anfang, kurz nachdem sie ihre Kneipe eröffnet hatte, war sehr spät nachts einmal ein Mann hereinspaziert und hatte die Einnahmen verlangt. Auch damals hatte sie Angst gehabt. Angst vor dem wilden, von Drogen getrübten Blick. Sie hatte ihm die Geldkassette
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