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Der gefangene Stern

Der gefangene Stern

Titel: Der gefangene Stern
Autoren: Nora Roberts
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mal“, meinte er. „Dieser hirnlose Riese nuschelte irgendwas von wegen ich würde zu viel mit Ihnen reden, woraus ich schließe, dass die uns vom Lieferwagen aus abgehört haben. Wären Sie ohne Widerrede mit mir rausgekommen, hätten die uns irgendwo abgefangen und Sie einfach mitgenommen.“
    „Aber Sie wären doch Zeuge gewesen!“, erinnerte sie ihn.
    „Klar, aber ich wäre wohl einfach nur sauer gewesen, dass mir ein anderer den Job weggeschnappt hat. Leute wie ich rennen wegen so was nicht zur Polizei. Ich hätte mein Honorar verloren, einen Tag umsonst gearbeitet und Ralph die Hölle heiß gemacht. Und Ralph hätte mir wahrscheinlich einen anderen, leichten Job besorgt, um mich zu besänftigen.“ Sein Blick veränderte sich, wurde wieder hart und kalt wie graues Eis. „Irgendjemand sitzt ihm im Nacken, und ich würde zu gern wissen, wer.“
    „Keine Ahnung. Ich kenne Ihren Freund Ralph nicht …“
    „Ehemaligen Freund.“
    „Ich kenne auch den Gorilla nicht, der meine Tür eingetreten hat, und ich kenne Sie nicht.“ Sie freute sich, wie ruhig ihre Stimme klang. Nicht das geringste Zittern war darin zu entdecken. „Wenn Sie mich jetzt also bitte gehen lassen wollen. Ich werde umgehend Anzeige bei der Polizei erstatten.“
    Dazu verzog er nur spöttisch die Lippen. „Das ist das erste Mal, dass Sie die Polizei erwähnen, Herzchen. Und Sie bluffen nur. Sie wollen nicht, dass die Polizei von alldem erfährt. Ich frage mich nur, warum.“
    Er hatte recht. Sie wollte die Polizei nicht informieren, solange sie nicht mit Bailey gesprochen hatte. Doch sie zuckte nur mit den Schultern und blickte zum defekten Telefon. „Sie könnten herausfinden, ob ich bluffe, wenn Sie das Telefon nicht demoliert hätten.“
    „Sie würden die Polizei nicht anrufen. Aber auch jede andere Person, die sie erreichen wollen, könnte abgehört werden. Ich habe doch nicht alle diese Mühen auf mich genommen, um an diesem reizenden Ort aufgespürt zu werden.“ Er beugte sich vor und hob ihr Kinn. „Wen wollen Sie anrufen, M.J.?“
    Hartnäckig versuchte sie zu ignorieren, wie gut sich seine Hände auf ihrer Haut anfühlten. „Meinen Liebhaber“, fauchte sie. „Er würde Sie auseinandernehmen und in Ihre Einzelteile zerlegen.“
    Da neigte Jack sich noch ein wenig weiter zu ihr vor. Er konnte einfach nicht widerstehen. „Wie heißt er?“
    Ihr Kopf war leer, vollkommen und idiotisch leer. Einen Moment starrte sie in die schiefergrauen Augen, dann schüttelte sie seine Hand ab. „Hank. Er wird Sie zerstückeln und den Hunden zum Fraß vorwerfen, wenn er herausfindet, was Sie mit mir angestellt haben.“
    Er lachte. „Vielleicht haben Sie einen Liebhaber, Herzchen. Vielleicht sogar ein Dutzend Liebhaber. Aber keiner davon heißt Hank. Sie haben zu lange gezögert. Okay, Sie wollen nicht mit der Sprache rausrücken. Also versuchen wir es anders.“
    Als er ihre Handtasche aufhob, hörte er, wie sie scharf die Luft einsog. Schweigend kippte er den Inhalt aufs Bett. Das Pfefferspray hatte er bereits entfernt. „Benutzen Sie diesen Flaschenöffner tatsächlich nur für Bierflaschen?“, fragte er lächelnd.
    „Wie können Sie es wagen! Wie können Sie meine Tasche durchwühlen!“
    „Ach, ich denke, das ist doch kein Problem – nach allem, was wir miteinander durchgemacht haben.“ Als Nächstes griff Jack nach dem Samtbeutel und ließ den Stein in seine Hand gleiten. Er war dunkelblau, groß und so geschliffen, dass er blaue Blitze zu versprühen schien. Ein Ziehen regte sich in Jacks Herzen, das seltsame Bedürfnis, den Stein zu beschützen. Fast genauso unerklärlich wie das seltsame Bedürfnis, diese reizbare, undankbare Frau zu beschützen.
    „Also.“ Er setzte sich, warf den Stein in die Luft und fing ihn wieder auf. „Erklären Sie mir das, M.J. Wie kommen Sie an einen blauen Diamanten, der groß genug ist, dass ein Hund daran ersticken könnte?“

3. KAPITEL
    S ie hatte verschiedene Möglichkeiten. Die simpelste und vor allem befriedigendste war, ihn wie einen Idioten dastehen zu lassen.
    „Sind Sie verrückt?“ M.J. verdrehte spöttisch die Augen. „Klar, das ist ein Diamant, sicher, ein großer blauer. In meinem Handschuhfach liegt ein grüner, und ein hübscher roter ist in meiner anderen Handtasche versteckt. Ich investiere die Gewinne aus meinem Pub in Diamanten. Ich hab eben ‘ne Schwäche für die Dinger.“
    Jack musterte sie und warf den Stein gelangweilt in die Höhe. Sie sah verärgert aus.
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