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Der gefangene Stern

Der gefangene Stern

Titel: Der gefangene Stern
Autoren: Nora Roberts
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„Was ist es dann?“, fragte er.
    „Nur ein Briefbeschwerer, Herrgott noch mal!“
    „Sie tragen einen Briefbeschwerer in Ihrer Tasche herum“, vermerkte er.
    Verdammt! „Ein Geschenk“, behauptete sie steif.
    „Klar, von Hank the Hunk, vermute ich.“ Er durchsuchte den Rest ihrer Sachen. „Mal sehen, von dem Totschläger mal abgesehen …“
    „Das ist nur eine Rolle Münzgeld“, erklärte sie.
    „Mit derselben Wirkung. Pfefferspray, Flaschenöffner, den Sie bestimmt nicht mit sich rumschleppen, um Bierflaschen zu öffnen, ein Kalender, ein Portmonee mit mehr Fotos drin als Geld …“
    „Ich begrüße es gar nicht, dass Sie in meinen persönlichen Sachen geschnüffelt haben.“
    „Verklagen Sie mich. Eine Flasche Wasser, sechs Kugelschreiber, vier Bleistifte. Eyeliner, Streichhölzer, Schlüssel, zwei Sonnenbrillen, die Taschenbuchausgabe von Sue Graftons letztem Roman – gutes Buch übrigens, ich verrate Ihnen den Schluss aber nicht –, ein Schokoriegel …“ Er warf ihn ihr zu. „Für den Fall, dass Sie hungrig sind. Ein Handy.“ Das steckte er in die Hosentasche. „Ungefähr drei Dollar Kleingeld, ein Taschenradio und eine Packung Kondome. Ungeöffnet. Andererseits, man weiß ja nie.“
    Hitze kroch ihr über den Nacken, eine Mischung aus Beschämung und Zorn. „Perversling“, schnaubte sie wütend.
    „Ich würde sagen, Sie sind eine Frau, die gern vorbereitet ist. Warum sollten Sie also keinen Briefbeschwerer mit sich herumtragen? Sie könnten ja zufällig an einen Haufen Papiere geraten, die beschwert werden müssen. Passiert ständig, so was.“ Damit packte er alles wieder in die Tasche und warf sie dann zur Seite. „Ich werde jetzt nicht fragen, für was für einen Idioten Sie mich halten, weil ich mir das ganz gut vorstellen kann.“ Mit dem Diamanten in der Hand ging er zum Spiegel der Kommode und strich einmal quer über das Glas, was einen langen, dünnen Kratzer hinterließ.
    „Heutzutage sind die Hotelspiegel auch nicht mehr das, was sie mal waren“, bemerkte er und setzte sich wieder neben sie. „Jetzt zurück zu meiner Eingangsfrage. Wie kommen Sie an einen blauen Diamanten, der groß genug ist, um damit eine Katze zu ersticken?“
    Als sie nicht antwortete, legte er wieder eine Hand unter ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich. „Hören Sie mal, Schwester, ich habe mehrere Möglichkeiten. Ich könnte Sie wieder zusammenschnüren und mit dem millionenteuren Briefbeschwerer einfach abhauen. Oder ich kann mich einfach zurücklehnen, mir einen Film ansehen und so lange warten, bis Sie mir die Wahrheit sagen. Denn das werden Sie früher oder später sowieso tun. Dann gibt es noch eine dritte Möglichkeit: Sie verraten mir jetzt, warum Sie einen Edelstein mit sich herumtragen, mit dem man eine kleine westindische Insel kaufen könnte, und dann überlegen wir uns, wie wir aus diesem Schlamassel wieder rauskommen.“
    Sie zuckte nicht mal mit der Wimper, wie er anerkennend feststellte. Und darum wartete er in aller Seelenruhe ab, während sie ihn mit ihren dunkelgrünen Katzenaugen musterte. „Warum haben Sie Möglichkeit Nummer eins nicht längst ergriffen?“
    „Weil ich keine Lust habe, dass irgendein Gorilla über mich herfällt oder auf mich schießt, und ich will auch nicht von irgendeiner mageren Frau an der Nase herumgeführt werden.“ Nach diesem Satz beugte er sich so weit vor, bis ihre Nasen aneinander stießen.
    Sie umklammerte sein Handgelenk. „Drohungen wirken bei mir nicht, Dakota.“
    „Ach nein?“ Nun strich er ihr zart über die Wange. „Wünschen Sie sich vielleicht etwas anderes?“ Seine Finger wanderten über ihren Hals hinunter zu ihrem Bauch und dann wieder zurück.
    „Denken Sie nicht mal daran“, warnte sie ihn.
    „Zu spät. Ich habe mir das schon gewünscht, als sie die Treppe vor mir raufgelaufen sind.“
    Nein, dachte er, sondern schon beim Anblick ihres Fotos, das Ralph mir gezeigt hat. Aber darüber wollte er später nachdenken. Beinahe beiläufig strich er mit seinen Lippen über ihre und erwartete, dass sie zurückweichen oder sich wehren würde. Schließlich nutzte er seine Position rücksichtslos aus. Das war verwerflich, aber auch darüber wollte er später noch nachdenken. Zunächst würde er einfach so viel Druck ausüben, bis sie endlich mit der Wahrheit rausrückte, bevor sie beide umgebracht wurden. Und wenn er aus dieser ganzen Geschichte auch einen Lustgewinn ziehen konnte … na und, jeder hatte seine Fehler.
    Aber sie
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