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Der gefangene Stern

Der gefangene Stern

Titel: Der gefangene Stern
Autoren: Nora Roberts
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dir etwas zu erklären.“
    Jack betrat den Garten, wo eine Hängematte zwischen zwei alten Bäumen hing. Irgendwo zwischen den nassen Blättern sang sich ein Vogel die Seele aus dem Leib. Noch nie zuvor war sein Leben so einfach, so ruhig oder so schön gewesen. Er hatte nichts zu bieten außer sich selbst und das, was er für M.J. empfand. Nun musste sie entscheiden, ob ihr das reichte.
    „Der Punkt ist, ich will nicht länger allein leben.“ Er sah auf. „Verstehst du das?“
    „Natürlich, was ist daran nicht zu verstehen?“ Sie konnte gar nicht aufhören zu strahlen. „Du bist bis über beide Ohren in mich verliebt, Kumpel.“
    „Mach nur so weiter. Um meine Gefühle geht es im Moment nicht. Jedenfalls nicht nur. Unter heftigen Umständen passieren Menschen schon mal heftige Dinge.“
    „Jetzt wird er wieder philosophisch! Das muss an diesem Nebenfach Anthropologie liegen.“
    Mit geschlossenen Augen betete er um Geduld. „Ich versuche gerade, meine Karten auf den Tisch zu legen. Du kommst aus einem ganz anderen Leben als ich, und vielleicht willst du auch eine ganz andere Richtung einschlagen. Vielleicht möchtest du jetzt mal ein wenig langsamer machen, vorsichtiger sein. Sozusagen … traditioneller.“
    Sie runzelte die Stirn. „Komme ich dir so vor? Wie der traditionelle Typ?“
    „Vielleicht nicht, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass du bis vor einer Woche noch ganz zufrieden damit warst, allein durch die Welt zu spazieren. Du hast ein Recht darauf, Fragen zu stellen, nach Gründen zu suchen. Ein paar Tage mit mir …“
    „Ich stelle keine Fragen und ich suche nicht nach Gründen, Jack“, unterbrach sie ihn. „Und ich habe in dem Moment aufgehört, allein durch die Welt zu spazieren, als ich dich getroffen habe. Worüber ich im Übrigen froh bin.“ Ach verdammt, was soll’s, dachte sie. „M.J. steht für Magdalen Juliette.“
    Er lachte laut auf – das war das Letzte, was er erwartet hatte.
    „Du machst Witze“, meinte er.
    „Nein, M.J. steht für Magdalen Juliette“, wiederholte sie. „Und niemand außer meiner Familie, Bailey und Grace weiß das. Mit anderen Worten: Nur Menschen, die ich liebe und denen ich vertraue, und du gehörst jetzt dazu.“
    „Magdalen Juliette“, sagte er langsam und ließ jeden Buchstaben genüsslich auf der Zunge zergehen. „Was für ein Name.“
    „Mein Name ist M.J. Sogar rechtskräftig, weil ich es so wollte. Und wenn du mich jemals mit irgendeiner Form von Magdalen Juliette ansprichst, werde ich dir das Fell über die Ohren ziehen. Und zwar mit Vergnügen.“
    Das würde sie tatsächlich tun, dachte er grinsend. „Wenn ich den Namen nicht benutzen soll, warum hast du ihn mir dann verraten?“
    Sie trat einen Schritt auf ihn zu. „Weil ich möchte, dass du mich kennst. Mein Name ist M.J. O’Leary. Und ich weiß genau, was ich will.“
    Sein Grinsen verblasste. „Bist du dir da sicher?“
    „Todsicher. Ich weiß es einfach. Und du?“
    „Ja.“ Einen Moment lang stockte ihm der Atem. „Das ist ein großer Schritt.“
    „Der größte.“
    „Okay.“ Weil seine Hände in den Taschen schweißnass geworden waren, zog er sie heraus. „Sag du es zuerst.“
    Nun lachte auch sie nicht mehr. „Nein, du.“
    „Auf keinen Fall. Das letzte Mal hab ich es zuerst gesagt.“
    Damit hatte er leider recht. Sie neigte den Kopf zur Seite und sah ihn lange an. Ja, dachte sie. Ich weiß es . „Okay. Lass uns heiraten.“
    Er spürte eine Woge des Glücks in sich aufsteigen. „Solltest du mich nicht erst noch etwas fragen?“, erinnerte er und hakte die Daumen in die Hosentaschen. „Du weißt schon, mir einen Heiratsantrag machen? Jeder Mann hat schließlich das Recht auf ein bisschen Romantik.“
    „Treib es nicht zu weit!“ Lachend schlang sie die Arme um seinen Hals. „Ach, zum Teufel … Willst du mich heiraten, Jack?“
    „Klar, wenn du darauf bestehst.“
    Und als sie wieder lachte, riss er sie an seinen schmerzenden, geschundenen Körper.
    Passt perfekt, dachte er. Absolut perfekt.
     
    – ENDE –
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