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Bereitwillig (German Edition)

Bereitwillig (German Edition)

Titel: Bereitwillig (German Edition)
Autoren: Natalie Rabengut
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    „Das kann doch einfach nicht wahr sein!“ Während Mabel wutschnaubend im Kreis lief, versuchte Ian, die aufgelöste Charly zu beruhigen. Immer wieder strich er ihr über den Rücken und warf Mabel dabei flehende Blicke zu.
    Doch sie beachtete ihn nicht. Mit geballten Fäusten und zusammengepressten Lippen blieb sie schließlich stehen. Charly schluchzte leise und schniefte in das zerknüllte Taschentuch zwischen ihren Fingern.
    Mabel musterte sie und sagte: „Es reicht! Wir können ihr das nicht länger durchgehen lassen.“
    Charly hob den Kopf, die Tränen hatten zwei nasse Linien auf ihrer dunklen Haut hinterlassen. Sie schluckte, zog die Nase hoch und schaute ratlos in Mabels Richtung.
    „Ach Charly, wir kriegen das schon irgendwie hin. Diesmal kommt die Hexe nicht davon.“ Sie streckte die Arme aus und umarmte Charly. Beruhigend tätschelte sie ihren Rücken.
    „Ich bin ja auch so dumm! Wie konnte ich ihr nur von meiner Idee erzählen?“ Charly löste sich von Mabel und verging nun vor Selbsthass.
    „Hey, du kannst überhaupt nichts dafür. Was hättest du denn auch machen sollen? Deine Chefin kommt und fragt, woran du arbeitest – da kannst du wohl schlecht antworten, dass du ihr das nicht sagen willst.“ Ians Arme waren nun verschränkt und sein Gesicht hatte sich rot verfärbt. Die Wut war zwar berechtigt, stand ihm aber nicht wirklich gut, da sie sich mit seinen kupferfarbenen Haaren biss.  
    Mabel ließ ihre Hand auf Charlys Schulter liegen und überlegte, was sie nun tun konnte. Ihre gemeinsame Chefin Patricia Kent hatte wieder einmal die Idee eines Mitarbeiters gestohlen und in einer großen Präsentation als ihre eigene ausgegeben.
    „Wir müssen uns endlich etwas einfallen lassen.“ Ians Stimme vibrierte vor Empörung. Da er sonst ein eher ruhiger Typ war, den so schnell nichts aus der Fassung bringen konnte, wirkte seine Ärger noch stärker als Mabels, die sich gerne ereiferte und dabei auch schon einmal laut wurde.
    „Ihr versteht nicht – sie hat mir auch noch gedroht“, schluchzte Charly nun. Mabel und Ian starrten sie an und warteten darauf, dass sie weitersprach.  
    Charly holte bebend Luft. „Ich bin nach der Präsentation zu ihr gegangen und habe sie zur Rede gestellt. Zuerst hat sie nur überheblich gelächelt und gesagt, dass sie nicht wüsste, wovon ich rede. Als ich damit gedroht habe, mit den gespeicherten Dateien von meinem Computer zur Geschäftsleitung zu gehen, hat sie gesagt, dass ich aufpassen sollte, was ich tue, sonst würde ich wie Hector enden.“
    Ian schlug entsetzt die Hand vor den Mund und Mabel rief laut: „Ich wusste es! Ich habe gleich gesagt, dass Hector niemals Büromaterial stehlen würde.“
    Sie begann erneut, im Kreis durch den Raum zu laufen. Charly beruhigte sich nun langsam und fragte dann: „Meint ihr, wir können irgendetwas machen? Wir haben keine Beweise und ich habe leider keinen Zeugen, dass sie das wirklich zu mir gesagt hat.“
    „Ich überlege mir etwas. Einen Plan oder eine Falle, die wir ihr stellen können“, sagte Mabel.   „Das geht so nicht mehr weiter! Abgesehen davon, dass diese Hexe das Betriebsklima vergiftet und wahllos fähige Mitarbeiter ausbeutet, kann ich es auch nicht länger ertragen, wie eine Dienstbotin behandelt zu werden.“
    Die drei beendeten ihre Mittagspause und während Charly auf die Damentoilette verschwand, um ihr Make-up auszubessern, gingen Mabel und Ian langsam ins Büro zurück.
    Alle kreativen Angestellten von littlewords teilten sich ein Großraumbüro, in dessen Ecke ein Glaskubus stand, der Patricias Büro beherbergte. Im Gegensatz zu ihrem vorherigen Chef ließ sie immerzu die Sichtblenden geöffnet und beobachtete ihre Mitarbeiter mit Argusaugen. Was sie selbst den ganzen Tag trieb, wusste niemand so genau.
    Als Mabel auf ihren Schreibtisch zuging, sah sie, dass Sebastian auf der Tischkante hockte. Sie musste grinsen, senkte aber ihren Kopf, um es zu verbergen. Eigentlich fand sie Sebastian nett und auch ein wenig langweilig, aber sie bewunderte die Hartnäckigkeit, mit der er sie umwarb.
    „Da ist ja meine Lieblingswebdesignerin, ich habe dich schon vermisst.“ Sebastians Lächeln hätte mühelos in einer Zahnpastawerbung Platz gefunden, aber Mabel konnte sich nicht zu mehr durchringen als ihn lediglich niedlich zu finden. Er weckte keinerlei Verlangen in ihr.
    „Krisensitzung, Ian hat sich wieder einmal unsterblich verliebt.“
    Ian saß am Platz gegenüber und warf Mabel einen
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