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Bereitwillig (German Edition)

Bereitwillig (German Edition)

Titel: Bereitwillig (German Edition)
Autoren: Natalie Rabengut
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echt unverbesserlich.“
    Ian zuckte selbstzufrieden mit den Schultern und sagte: „Keine Sorge, ich lasse mir etwas einfallen, aber ich traue mich nie im Leben, die Hexe zu konfrontieren.“
    Mabel beugte sich auf ihrem Stuhl nach vorne. „Das mache ich dann. Ich bin eh schon wieder geladen, weil sie meinen letzten Entwurf in der Luft zerpflückt hat, aber als unser Lieblingsspeichellecker Joey ihr den gleichen Vorschlag in grün unterbreitet hat, war sie ganz begeistert.“
    Verschwörerisch sahen die drei gleichzeitig in das Büro ihrer Vorgesetzten, die gerade mit dem Rücken zu ihnen gedreht in ihrem riesigen Ledersessel thronte und telefonierte.

    Mabel hatte in ihrer Mittagspause einige Besorgungen erledigt. Gerade, als sie das Gebäude betreten wollte, rief jemand laut ihren Namen. Erstaunt drehte sie sich um und sah sowohl Ian als auch Charly auf der anderen Straßenseite stehen.
    Sie wartete ab, bis die Straße passierbar wurde und eilte zu ihren Freunden. Der eisige Wind pfiff durch ihren Mantel.
    „Ian ist mein Held!“, rief Charly bereits, noch bevor Mabel ganz bei ihnen war.
    Er hielt triumphierend einen Ordner hoch und grinste breit. Mabel zog schnell ihre Handschuhe aus und griff nach dem Hefter. Sie klappte ihn auf und erkannte sofort Patricias Handschrift. Die Dokumente waren eindeutig mit dem Namen eines Kollegen versehen und Patricia hatte schon markiert, was sie ändern wollte, bevor sie es als ihre eigene Arbeit verkaufte.
    „Wow, Ian! Wie zum Henker bist du denn daran gekommen und das auch noch so schnell?“
    „Ich würde ja gern behaupten, dass es an meinem unnachahmlichen Talent liegt, aber leider war es eine gute Mischung aus Zufall und Glück.“
    Mabel sah ihn auffordernd an und er berichtete weiter: „Du warst gerade zur Pause raus, da ist mir aufgefallen, dass Madame in der Tat wirkte, als würde sie arbeiten. Ich konnte es ja gar nicht fassen! Doch als hätte sie meine Gedanken gelesen, hat sie den Kopf gehoben und mich angefunkelt. Ich bin natürlich verlegen und rot geworden und sie hat Blut gerochen. Sie kam aus ihrem Büro stolziert und wollte wissen, woran ich denn gerade arbeite. Ich musste natürlich meinen Stuhl für sie freimachen.“
    Die Frauen stöhnten zustimmend. „Ich hasse es, wenn sie das tut. Wie ein Grundschüler fühle ich mich dann. Kann sie nicht einfach einen Blick über meine Schulter werfen wie jeder andere auch?“, fragte Charly anklagend.
    „Jedenfalls dachte ich, dass das der perfekte Zeitpunkt ist und so habe ich ihr – ganz aus Versehen natürlich – meinen kalten Kaffee, der noch vom Morgen da stand, über den Rock gekippt.“
    Mabel holte tief Luft. „Volles Risiko, was? Ein Wunder, dass du noch lebst.“
    „Das hat mich auch überrascht, du hättest sie fluchen hören müssen. Idiot war noch das Netteste, was sie zu mir gesagt hat. Sie ist dann davon gerauscht, um die Flecken auszuspülen und ich bin fix in ihr Büro gehuscht. Tja, den Rest kannst du dir denken.“
    „Hat dich jemand gesehen?“, wollte Mabel wissen.
    „Bitte, natürlich hat mich jeder gesehen! Aber kannst du mir eine einzige Person auf unserer Etage nennen, die Patricia wirklich mag?“
    „Das ist eine Kopie, oder? Nicht, dass sie etwas merkt.“
    „Mabel, Schätzchen, warum hälst du mich immer für einen Idioten?“ Lachend schlang Ian bei dem Anblick von Mabels ertapptem Gesichtsausdruck den Arm um sie.  
    „Ich behalte die Mappe, mache noch eine Sicherheitskopie und folge der Hexe heute Abend nach Hause. Dann stelle ich sie auf neutralem Boden zur Rede und wir sehen, was sie zu sagen hat“, sagte Mabel, als sie sich zusammen zurück auf den Weg ins Büro machten.  

    Mabel fiel es schwer, sich zu konzentrieren. In fünf Minuten hatte sie offiziell Feierabend und dann würde sie Patricia folgen. Sie hatte sich schon überlegt, was sie sagen wollte, aber sie fragte sich die ganze Zeit, wie ihre jähzornige Chefin wohl reagieren würde.
    Dass Ian ebenfalls nervös war, war kaum zu übersehen. Er schwitzte und rutschte auf seinem Stuhl herum, sodass dieser erbärmlich quietschte.  
    „Ian“, zischte Mabel.
    „Was?“, flüsterte er zurück und klang sehr gequält dabei.
    „Hör’ auf, dich so merkwürdig zu benehmen. Es wird schon alles glatt gehen.“
    „Meinst du?“
    „Ja. Es sei denn, ich bringe dich vorher um, weil du mich in den Wahnsinn treibst.“
    Schuldbewusst hörte Ian auf, seinen Stuhl zu malträtieren und erhob sich langsam. Der
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