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Bereitwillig (German Edition)

Bereitwillig (German Edition)

Titel: Bereitwillig (German Edition)
Autoren: Natalie Rabengut
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Geräuschpegel im Büro war deutlich gestiegen, langsam bereiteten sich alle auf den Feierabend vor.  
    Ian nahm seine Tasche und lächelte zaghaft in Mabels Richtung, seine Lippen formten die Worte „Ruf’ mich an“, dann verließ er das Büro.  
    Charly schlenderte viel entspannter und gelassener an Mabels Schreibtisch vorbei und zwinkerte ihr zu. Das gab ihr Selbstvertrauen, denn im Gegensatz zu Ian machte Charly sich scheinbar keine Sorgen.
    Die Etage lag schon halb im Dunkeln, da sah Mabel, wie auch Patricia ihren Computer ausschaltete. Schnell erhob sie sich und verließ das Büro. Sie wusste, welchen Wagen ihre Chefin fuhr und wollte nun im Parkhaus in ihrem eigenen Auto warten und ihr dann folgen.
    Patricia wohnte in Beacon Hill, einer der teuersten Gegenden in Boston – das ließ sie immer wieder gern in Gesprächen fallen. Mabel nahm den Umweg zu ihrer eigenen Wohnung in Bay Village nur zu gern in Kauf, wenn sie so die Möglichkeit bekam, dieses Gespräch außerhalb des Büros zu führen.
    Angespannt saß sie im Wagen, als sie ihre Chefin aus dem Aufzug kommen sah. Patricia würdigte ihr Auto keines Blickes, sondern ging zielstrebig auf ihren dunkelblauen BMW zu.  
    Mabel erinnerte sich, dass jemand aus dem Büro spekuliert hatte, dass Patricia nebenbei als Edelcallgirl arbeitete und sich so das teure Auto und die exquisite Wohngegend finanzierte. Sie schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu verscheuchen und folgte Patricias Wagen.
    Je länger sie fuhren, desto entspannter wurde Mabel. Doch dann nahm Patricia an der nächsten Kreuzung die falsche Abzweigung und entfernte sich von Beacon Hill.  
    „Shit“, murmelte Mabel und bemerkte, dass sie ihren Plan nicht wirklich gut durchdacht hatte. Sie wusste ja nicht einmal, ob Patricia nach Hause fahren wollte. Was ist, wenn sie jetzt ein Date hat?  
    An der nächsten roten Ampel trommelte Mabel ungeduldig auf ihrem Lenkrad herum und überlegte, was sie nun tun sollte. Sie entfernten sich immer weiter von ihrem eigentlichen Bestimmungsort. Mit einem Blick auf die Uhr entschied sie, ihr noch maximal 20 Minuten zu folgen und dann umzukehren. Alternativ konnte sie Patricia auch morgen früh vor der Arbeit zur Rede stellen.
    Es war mittlerweile dunkel geworden und die Gegend, durch die sie nun fuhren, sah wie ein ehemaliger Militärstützpunkt aus. Mabel wurde ein wenig mulmig zumute. Hat Patricia vielleicht doch etwas bemerkt und führt dich nun absichtlich in die Irre?
    Das konnte sie sich eigentlich nicht vorstellen. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie zuerst gar nicht bemerkte, dass der BMW abgebogen war. Leise fluchend bremste Mabel und setzte zurück.  
    Bewusst hielt sie mehr Abstand, denn bis jetzt hätte es noch ein Zufall sein können, dass ein weiteres Auto in diese Gegend fuhr – aber nun waren sie auf einer Art Hof und Mabel wollte sich ihren Überraschungsmoment nicht nehmen lassen.
    Zu ihrem großen Erstaunen verbarg sich hinter der nächsten Ecke allerdings ein Parkplatz, auf dem bestimmt schon gut 20 bis 25 Wagen parkten. Mabel reihte sich mit klopfendem Herzen gegenüber von Patricias Parkplatz ein. Sie schaltete den Motor aus und wartete.
    Ihre Chefin stieg aus und stiefelte über den dunklen Hof hinüber zu dem großen Gebäude, das wie eine verlassen Lagerhalle aussah. Als sie sich der Tür näherte, flammte rotes Licht auf und verlieh der Szenerie eine gespenstische Atmosphäre. Gebannt sah Mabel zu, wie Patricia einen Zahlencode in ein Pinpad tippte und eine Karte durch den Schlitz daneben zog. Die Tür sprang auf und sie schlüpfte so schnell hindurch, dass Mabel nicht erkennen konnte, was sich im Inneren verbarg.
    Mabel zählte bis zehn, dann stieg sie aus. Wo zum Teufel ist Patricia? Was will sie hier? Ist sie vielleicht in kriminelle Machenschaften verwickelt? Dann waren die heimlich besorgten Kopien sicherlich Mabels kleinstes Problem. Das Blut rauschte in ihren Ohren und sie sah sich immer wieder um, ob außer ihr noch irgendjemand dort war. Aber es war alles still – merkwürdig still. Kein Geräusch drang aus dem Gebäude, in dem ihre Chefin verschwunden war.
    Alles in ihr schrie danach, sich ins Auto zu setzen und zu verschwinden, aber sie war einfach zu neugierig. Sie konnte nicht widerstehen, wollte wenigstens wissen, um was für ein Gebäude es sich handelte. Sie schlich über das Gelände und achtete darauf, dem Bewegungsmelder nicht zu nahe zu kommen. Für einen Moment schoss ihr durch den Kopf, wie sauer Ian
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