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075 - Der Spinnenküsser

075 - Der Spinnenküsser

Titel: 075 - Der Spinnenküsser
Autoren: Dämonenkiller
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Die beiden Kugelspinnen krochen die Hauswand hoch. Eines der Fenster im ersten Stock stand offen. Ein schmaler Lichtstreifen fiel ins Freie. Leise Stimmen waren zu hören. Neben dem offenen Fenster blieben die Spinnen kleben. Sie bewegten sich nicht mehr.
    In Italien wurden diese Spinnen Maligatte genannt. Sie werden kaum größer als zwei Zentimeter und ihr Biß galt als äußerst gefährlich und schmerzhaft.
    Nach einigen Minuten bewegte sich eine Kugelspinne. Sie schob sich langsam aufs Fensterbrett und hielt wieder inne. Die Spinne war fast fünf Zentimeter lang. Die dreizehn roten Flecke auf ihrem schwarzen Hinterleib schimmerten unheimlich.
    Leises Keuchen kam aus dem Zimmer, in das sich sanftes Stöhnen mischte. Dann war es ruhig. Nur noch das regelmäßige Atmen einer Frau und eines Mannes war zu hören. Minuten später wurde das Licht gelöscht.
    Die Spinnen warteten weiterhin. Sie gehörten zu den Giftspinnen, deren Biß jedoch nur in den seltensten Fällen zum Tod führt. Ihr Biß verursacht heftige Schmerzen, die sich innerhalb von einer halben Stunde über den ganzen Körper ausbreiten; eine Starre der Gelenke erschwert jede Bewegung. Diese beiden Exemplare verfügten jedoch über ein stärkeres Gift, das sehr wohl tödlich sein konnte.
    Plötzlich bewegten sich die Spinnen rasch - so als hätten sie einen Befehl erhalten. Sie krochen durch den schmalen Spalt, erreichten den Vorhang und kletterten ihn hinunter. Zielstrebig huschten sie zum französischen Bett und verharrten davor.
    Ein engumschlungenes Paar lag im Bett. Der schwarzhaarige mittelgroße Mann lag auf dem Rücken. Seine Brust hob sich regelmäßig. Der Mund stand halb offen, und er schnaubte im Schlaf. Das blondhaarige Mädchen hatte sich eng an ihn geschmiegt. Ihr kurzgeschnittenes Haar war zerrauft.
    Sie öffnete die Augen, blickte in das Gesicht des schlafenden Mannes und lächelte leicht.
    Komisch, dachte Miriam, jetzt hat es Zymunt doch geschafft, daß ich mit ihm gegangen bin. Sie war nicht der Typ, der gleich mit einem Mann ins Bett ging, den sie vor wenigen Stunden kennengelernt hatte. Doch bei Zymunt war es anders gewesen. Er hatte sie augenblicklich gefangengenommen - weshalb, konnte sie sich nicht erklären. Eigentlich war er überhaupt nicht ihr Typ; dazu war er zu klein und zu wenig gutaussehend. Aber jetzt bereute sie es nicht, daß sie mitgekommen war. Er war ein traumhafter Liebhaber. Sie lächelte zufrieden, schloß die Augen und legten ihren Kopf an seine Schulter.
    Die Spinnen krochen geräuschlos über das Bettlaken. Eine wandte sich Zymunt zu, die andere Miriam. Sie bissen zur gleichen Zeit zu.
    Miriam stieß einen Schmerzensschrei aus und richtete sich auf. Mit beiden Händen griff sie sich an den Hals.
    „Was ist?" fragte Zymunt verschlafen; er hatte den Spinnenbiß nicht gemerkt.
    „Irgend etwas hat mich gebissen", antwortete das Mädchen.
    Zymunt streckte die rechte Hand aus und knipste die Nachttischlampe an. Er kniff die Augen zusammen und musterte Miriam, die sich den Hals rieb.
    „Laß sehen", sagte Zymunt und setzte sich auf.
    „Ein Spinnenbiß!"
    Seine Stimme schnappte vor Entsetzen über. Er packte das Bettlaken und schleuderte es zu Boden, doch die Spinnen sah er nicht. Sie hatten sich rechtzeitig versteckt.
    „Du hast auch einen Biß", stellte Miriam fest, die sich Zymunts Hysterie nicht erklären konnte. Sie war schon öfter von Spinnen gebissen worden; das war nichts Außergewöhnliches.
    „Rasch!" schrie Zymunt. „Das Fenster! Wir müssen das Fenster schließen, sonst...“
    Das Spinnengift begann zu wirken. Die beiden spürten einen Schmerz, der ihren ganzen Körper durchraste. Vor ihren Augen schienen Schleier zu wogen.
    Miriam ließ sich zurückfallen. Sie schloß die Augen und keuchte. Ihre Arme konnte sie kaum noch bewegen.
    Zymunt stemmte sich mühsam hoch und preßte die Lippen zusammen. Schweiß rann über seine Stim. Er stand schwankend auf, sackte zusammen und klammerte sich an einem Stuhl fest. Er mußte das Fenster schließen. Das war seine einzige Chance.
    „Der Spinnenküsser", flüsterte Zymunt mit versagender Stimme. „Mein Onkel - hat..."
    Mehr konnte er nicht sagen. Er krachte zurück aufs Bett. Vergeblich kämpfte er gegen die Lähmung seiner Glieder an. Einige Sekunden später konnte er sich nicht mehr bewegen.
    Die Kugelspinnen krochen aus ihrem Versteck hervor und verließen das Zimmer.
    Zymunt und Miriam waren bei Bewußtsein. Die Schmerzen waren stärker geworden. Sie
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