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Woelfe der Macht

Woelfe der Macht

Titel: Woelfe der Macht
Autoren: Darleen Alexander
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1. Prolog
     
     
    Josephine sah verträumt zu ihrer Mutter Camille auf und beobachtete ihr hübsches Profil. Ihre kleine Nase und die vollen Lippen, die seidig zarte Haut. Sie hatte hellere Haare und auch hellere Augen als Josephine. Ihre Mama hatte gesagt, sie wären braun. Josi selbst konnte nur erkennen, dass sie nicht so dunkel wie ihre Eigenen waren. Denn Farben konnte sie nicht sehen. Aber sie war nicht traurig darüber. Anders kannte sie es einfach nicht. Ihr Vater konnte auch keine Farben sehen.
    Wie so oft trug Camille ihre Haare in einem langen Zopf, in den sie verschiedene Wiesenblumen eingeflochten hatte. Er reichte ihr bis zur Taille und verströmte einen lieblichen Duft. Sie hatte wirklich die schönste Mutter der Welt. Kein anderes Kind aus dem Dorf konnte so stolz sein, wie Josi. Deswegen störte sie es auch nicht, dass die Dorfbewohner sie Hexenbastard oder Kind der Teufelshure nannten. Ihr Vater hatte ihr erklärt, dass die Leute nur eifersüchtig wären und er sie und ihre Mutter bald auf die Burg holen würde. Dann hätten sie immer genug zu essen und sie könnte lesen lernen.
    »Hast du mir zugehört Liebes?« Josi blinzelte und sah wieder auf den Tisch, wo ein altes Buch offen da lag. Ihre Mutter war eine Heilerin und versuchte, ihr Wissen an ihre Tochter weiter zu geben. Aber da Josi erst fünf Jahre alt war, schweiften ihre Gedanken immer recht schnell ab. Vor allem nach den komischen Träumen, die sie in letzter Zeit immer wieder hatte. Viele Raben stürzten sich auf sie, und wenn sie weglaufen wollte, stellten sich ihr Wölfe entgegen. Weder ihre Mutter noch ihr Vater waren irgendwo zu sehen.
    »Tut mir leid.« Camille nahm ihre Tochter auf den Schoß und legte ihre zierlichen Arme um das kleine Mädchen.
    »Du bist heut schon den ganzen Tag irgendwo anders. Was ist los?« Josi zuckte mit den Schultern. Ihr Vater rügte sie immer wegen dieser Geste. Das wäre nicht angemessen für eine kleine Prinzessin. Dabei war sie ja keine richtige Prinzessin, sondern nur ein Mädchen, das einen König zum Papa hatte.
    »Ich weiß es nicht. Ich hab so ein komisches Gefühl.« Wie auf das Stichwort ging die Tür auf und Josis Vater kam aufgeregt herein.
    »Schnell. Packt die wichtigsten Sachen zusammen. Wir müssen uns beeilen.« Camille drückte Josi eng an sich und stand mit ihr zusammen auf. Ihr Vater kam auf die beiden zu und gab ihrer Mutter einen kurzen Kuss auf die Lippen. Sonst dauerte das immer etwas länger und ihre Mutter hatte danach immer rote Wangen. Aber dieses Mal war Camille sehr blass.
    »Was ist denn los?« Sie klang ängstlich. Sonst klang sie nie ängstlich.
    »Verräter haben die Burg eingenommen und wollen die Familie töten. Wir müssen sofort weg.« Camille stellte Josi auf die Beine und schob sie Richtung Bettstatt.
    »Schnell Liebes. Hol deine Sachen und ...« Pferde näherten sich. Ein schwarzhaariger Mann kam hastig ins Haus und lief zu ihrem Vater. Ihn hatte sie bis jetzt nur ein Mal gesehen. Das war der Prinz. Ihr Halbbruder.
    »Sie verfolgen uns. Wir müssen sofort weg.« Ihr Vater nickte und sah dann zu Camille und Josi. Wie immer war sein Blick zärtlich und liebevoll. Er war zwar streng, aber wenn er geschimpft hatte, nahm er sie danach immer in den Arm und erklärte ihr, warum er schimpfen musste. Sie hatte ihn wirklich sehr lieb. Fast so sehr, wie ihre Mutter.
    »Ich bleibe hier und halte sie auf. Du nimmst die beiden mit.« Ihr Halbbruder stieß ihren Vater an der Schulter, so dass er ein Stück nach hinten taumelte. Das war nicht nett und Josi wollte schon etwas sagen, als Joel ihren Vater anzischte: »Bist du von Sinnen? Das sind über fünfzig Männer. Wir haben nur eine Handvoll treue Ritter. Das schaffst du nie. Wir gehen alle gemeinsam.«
    »Joel! Du wirst tun, was ich dir sage. Ich bin dein Vater und dein Herr.« Er verließ die Hütte zusammen mit Joel und stritt sich draußen lautstark mit ihm. Plötzlich brach das Chaos aus. Ihr Vater wurde in die Hütte gestoßen und mehrere fremde Männer folgten ihm. Camille zerrte Josi in eine Ecke und kniete sich vor ihre Tochter, sodass die Kleine nicht mehr sehen konnte, was weiter passierte.
    »Liebes. Du musst so schnell wie möglich weg von hier. Wenn du aus der Hütte kommst, rennst du, bis du das Dorf erreichst. Dort gehst du zu Marianne. Sag ihr, sie soll dich verstecken, bis dich jemand von uns abholen kommt.« Sie hüllte Josi in einen weiten Umhang und drückte ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn.
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