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Der gefangene Stern

Der gefangene Stern

Titel: Der gefangene Stern
Autoren: Nora Roberts
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diesen Diamanten geschickt, und wo sind die anderen beiden?
    Warum hatte sie nicht bei Bailey geklingelt, als sie letzte Nacht von der Arbeit nach Hause gekommen war? Sie war so müde gewesen und hatte gedacht, dass ihre Freundin längst tief und fest schlief. Und weil Bailey der praktischste und vernünftigste Mensch auf der Welt war, hatte M.J. beschlossen, bis zum nächsten Tag zu warten. Schließlich gab es für alles, was Bailey tat, einen vernünftigen Grund.
    Wie dumm. Wie kam sie nur auf die Idee, dass Bailey ihr den Stein einzig und allein deshalb geschickt hatte, weil sie wusste, dass M.J. tagsüber zu Hause war und das Päckchen entgegennehmen konnte? Warum hatte sie den Stein für eine billige Kopie gehalten, obwohl in dem Päckchen eine Notiz mit der Bitte lag, ihn nicht eine Sekunde lang aus den Augen zu lassen?
    Weil sie sich nicht vorstellen konnte, dass Bailey einen blauen Diamanten, der ein halbes Vermögen wert war, einfach so ohne Erklärung verschickte. Bailey war mit Leib und Seele Gemmologin und äußerst geduldig. Wie sonst hätte sie es ertragen können, jahrelang für diese Widerlinge zu arbeiten?
    Bei dem Gedanken an Baileys Stiefbrüder verzog M.J. den Mund. Die Salvini-Zwillinge behandelten Bailey, als wäre sie ihnen lästig und als würden sie sie nur erdulden, weil ihr Vater ihr zwanzig Prozent an der Juwelier-Firma hinterlassen hatte. Aber da Bailey ihrer Familie gegenüber geradezu blind loyal war, hatte sie immer Entschuldigungen für diese Idioten gefunden.
    Jetzt fragte sich M.J., ob die beiden hinter dieser Geschichte steckten. Versuchten sie, ein krummes Ding zu drehen? Zuzutrauen wäre es ihnen. Allerdings konnte sie sich nur schwer vorstellen, dass Timothy und Thomas Salvini dumm genug waren, sich dafür ausgerechnet die drei Sterne von Mithra auszusuchen.
    So hatte Bailey die Diamanten mit einem verträumten Ausdruck in den Augen genannt. Drei unbezahlbare blaue Diamanten, die einmal in den geöffneten Händen einer Statue der Gottheit Mithra gelegen hatten und jetzt dem Smithosonian Museum gehörten. Die Salvinis, besser gesagt: Bailey hatte die Echtheit der Steine bestätigen und ihren Wert schätzen sollen.
    Waren diese beiden Vollidioten etwa auf die Idee gekommen, die Steine zu behalten?
    Nein, das war zu verrückt. Wahrscheinlich handelte es sich nur um ein großes Missverständnis. Viel sinnvoller war es, sich zu überlegen, wie sie es Jack Dakota heimzahlen konnte.
    „Sie sind ein toter Mann.“ Das sagte sie sehr ruhig, so als koste sie jedes einzelne Wort aus.
    „Ja, nun, früher oder später sterben wir alle.“ Er fuhr Richtung Süden und war erleichtert, dass sie inzwischen nicht mehr fluchte und er in Ruhe nachdenken konnte.
    „In Ihrem Fall eher früher, Jack. Viel früher.“ Auf den Straßen war zwar viel los, Feiertagsverkehr, schließlich lag das lange Wochenende des Vierten Juli vor ihnen, aber dennoch kamen sie zügig voran.
    Wie erniedrigend wäre es wohl, wenn sie den Kopf aus dem Fenster stecken und um Hilfe schreien würde? Schrecklich peinlich, entschied sie, doch vermutlich hätte sie es trotzdem versucht. Aber so schnell, wie sie fuhren, war das völlig sinnlos. Sie musste warten, bis der Verkehr irgendwo ins Stocken geriet.
    Wo zum Teufel waren eigentlich die Straßenarbeiter und die Gaffer, wenn man sie mal brauchte?
    Zunächst musste sie also mit Jack, „dem Idioten“, Dakota allein zurechtkommen. „Wenn Sie den nächsten Sonnenaufgang noch erleben wollen, fahren Sie jetzt mit Ihrem armseligen Auto auf die Seite und lassen Sie mich gehen.“
    „Wohin denn?“ Er riss den Blick kurz von der Straße, um sie zu betrachten. „Zurück in Ihre Wohnung?“
    „Das ist ja wohl mein Problem.“
    „Nicht mehr, Schwester. Ich nehme es nämlich persönlich – sehr persönlich –, wenn auf mich geschossen wird. Und da Sie der Grund dafür zu sein scheinen, werde ich Sie noch eine Weile in meiner Nähe behalten.“
    Wenn sie nicht gerade siebzig Meilen schnell gefahren wären, hätte Sie ihm einen Schlag verpasst. Stattdessen zerrte sie an ihrer Fessel. „Nehmen Sie mir dieses verdammte Ding ab.“
    „Nein.“
    Ein Muskel in ihrem Kiefer begann zu zucken. „Sie haben wirklich ein Problem, Dakota. Wir sind jetzt in Virginia. Entführung, Überfahren der Landesgrenze, das ist ab sofort ein Fall für die Bundespolizei.“
    „Sie sind freiwillig mit mir gekommen“, hob er hervor. „Und jetzt bleiben Sie bei mir, bis wir die Geschichte geklärt
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