Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR NEO 0042 – Welt aus Seide

PR NEO 0042 – Welt aus Seide

Titel: PR NEO 0042 – Welt aus Seide
Autoren: Oliver Plaschka
Vom Netzwerk:
1.
    Perry Rhodan
     
    Perry Rhodan öffnete die Augen.
    Er befand sich im Inneren einer Tiefschlafkoje. Die Koje war eng, nicht viel größer als ein Sarg, aber mit den nötigsten Instrumenten ausgestattet, um ihren Insassen zu beruhigen. Ein kleines Holo klärte ihn in grünen Schriftzeichen darüber auf, dass seine Vitalfunktionen alle im normalen Bereich lagen. Eine Anzeige daneben wies die Dauer seines Schlafes aus: beinahe sechs Wochen. Die Innenbeleuchtung hatte sich mit seinem Erwachen automatisch aktiviert.
    Sechs Wochen, dachte Rhodan. Nicht mehr? Sein Blick fiel auf den kleinen Spiegel direkt über ihm. Er war nicht größer als ein Schminkspiegel und zeigte nur einen Ausschnitt seines Gesichts.
    Isinglass. Mit dem Namen der Medowelt kehrte auch die Erinnerung an die Flammen zurück, denen er nur mit knapper Not hatte entkommen können, nachdem die geheime Seelenbank der Aras in einer gewaltigen Explosion vergangen war. Ihr Besuch in der Klinik Himmelstor war gefährlich, aber unumgänglich gewesen. Unsere Individualsignaturen – wir haben sie ändern lassen.
    Der Sofortumschalter hatte nie Probleme damit gehabt, sich blitzschnell auf eine neue Situation einzustellen. Aber einen quälend langen Moment, der in Wahrheit vielleicht nur zwei Sekunden dauerte, schien Rhodans sonst so klarer Verstand ins Leere zu greifen. Er starrte in seine graublauen Augen, studierte die vertrauten Züge, die winzige Narbe auf seinem Nasenflügel und fragte sich, ob das nun wirklich er selbst war.
    Hat sich etwas an mir geändert ...?
    Arga Tasla hatte sie davor gewarnt, dass die Manipulation des fünfdimensionalen Energiemusters, anhand dessen man jedes Lebewesen mit fast hundertprozentiger Gewissheit identifizieren konnte, unabsehbare Nebenwirkungen und Spätfolgen nach sich ziehen konnte – im schlimmsten Fall den Tod. Die häufigste Nebenwirkung besteht in Erinnerungslücken, hatte die Enderin gesagt. Wenn Sie Pech haben, können Sie sich danach nicht mehr erinnern, wie man atmet. Oder wer Sie sind und was Sie bisher als gut und was als böse ansahen.
    Trotzdem war ihnen keine andere Wahl geblieben: Wollten sie tiefer ins Große Imperium vordringen, mussten sie unerkannt bleiben. Ihre alten Signaturen waren dem Imperium bekannt, und auch wenn sie inkognito reisten, hatten arkonidische Sicherheitskräfte das Recht, sie für die Dauer einer Messung festzuhalten. Diese brauchte in der Regel etwa vierzig Stunden, erste »Schnappschüsse« ließen sich aber in sehr viel kürzerer Zeit auslesen – sogar über die internen Sensoren eines Schiffs, auf welche die Behörden des Imperiums im Zweifelsfall jederzeit Zugriff hätten.
    Sie mussten aber ins Imperium vordringen – unbedingt sogar. Denn die Position der Erde war im Epetran-Archiv gespeichert – demselben Archiv, das Crest auf die Spur der Welt des Ewigen Lebens geführt hatte. Wenn der Regent – oder noch schlimmer, Sergh da Teffron, die Hand des Regenten – diese Informationen in die Finger bekam, wäre die Menschheit, kaum dass ihr das Tor zu den Sternen aufgestoßen worden war, zum Untergang verurteilt. Sie mussten das Archiv unter allen Umständen an sich bringen – oder notfalls zerstören –, bevor es so weit kam.
    Reiß dich zusammen, glaubte er Reginald Bulls Stimme in seinem Kopf zu hören. Du bist Astronaut! Mich haben sie auch nicht auf so was vorbereitet, als ich zur NASA kam ...
    Rhodan schüttelte den Kopf über sich selbst und aktivierte den Schalter, der seine Koje öffnete.
    Mit leisem Surren glitt die Koje aus der Wand. Dann gab es ein vernehmliches Zischen, der Deckel teilte sich wie bei einer Schote, glitt beiseite, und Rhodan befreite sich aus der steifen Formschaumliege und setzte sich auf.
    Er befand sich im Schläfersaal der HETH-KAPERK, des Mehandorschiffes, das sie auf Isinglass XIV bestiegen hatten. Die große Halle erinnerte ihn an ein Leichenschauhaus, in dem sich Koje auf Koje an- und übereinanderreihte. Bei allen Annehmlichkeiten, die die Mehandor ihren Passagieren und Geschäftspartnern boten, hier zeigte sich deutlich, dass sie für die Galaktischen Händler letztlich doch nicht viel mehr waren als Fracht.
    Die Anzeigen der anderen Kojen funkelten friedlich. Es war kalt, so kalt, dass er seinen Atem sah, und beklemmend still. Offenbar war er der Einzige, der erwacht war.
    Neben ihm stand Atlan. Der groß gewachsene Arkonide trug seinen olivgrünen Anzug, und das weißblonde Haar auf seinen Schultern schimmerte im gedämpften Licht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher