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Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler
Autoren: Giogio Faletti
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mit denen er Umgang pflegt, kann man mit einer solchen Visitenkarte dennoch Eindruck schinden.
    »Das ist sein Wagen.«
    »Gut.«
    Während wir uns noch unterhalten, brechen ihre Arbeitskolleginnen auf. Carla wirkt erleichtert. Vorerst wird sie keine Erklärungen abgeben müssen, und ich bin mir sicher, dass sie am nächsten Tag welche parat haben wird. Geld und Schuldgefühle sind ein vortrefflicher Anreiz zum Lügen.
    »Ein kleiner Rat.«
    »Ja?«
    »Lass dich zum Kaffee einladen und steig nicht in den Wagen, bevor du das Geld nicht in der Tasche hast.«
    Sie schenkt mir ein Lächeln, das nicht wirklich ein Lächeln ist.
    »Macht man das so?«
    »Ja, das macht man so.«
    Ich wende mich zum Gehen. Auf der anderen Straßenseite erblicke ich nun wieder Daytonas erwartungsvolle Gestalt. Ich überquere die Straße. Er hat das Gespräch verfolgt, ohne zu wissen, was wir miteinander sprechen, genau wie Carlas Kolleginnen. Als ich bei ihm bin, werfe ich den Zigarettenstummel fort, blase den letzten Rauch in die Luft und leiste meinen Beitrag zum Mailänder Smog.
    »Und?«
    »Warte vor dem Alemagna. Sie kommt dorthin.«
    »Wie viel?«
    »Hundertfünfzig, wie ich gesagt hatte.«
    »Scheiße.«
    Vielleicht traut Daytona seinen Ohren nicht und möchte mit diesem Wort sein Erstaunen zum Ausdruck bringen. Vielleicht hatte er auch auf eine Ermäßigung gehofft. An die eigene Ausstrahlung glaubt er jedenfalls schon lange nicht mehr.
    »Und die fünfzigtausend für mich.«
    Ich halte ihm die Hand hin, Handfläche nach oben. Er versteht, kramt in der Tasche und gibt mir einen Schein. Der ist so zerknittert, wie es sich für mühelos verdientes Geld gehört, nur dass diesmal ich es bin, der es verdient. Ohne jede Schummelei. Dieses Spiel ist so alt wie die Welt, und ich kenne die Regeln. Auch Daytona kennt sie, aber er lässt sich nicht dazu herab, sie selbst anzuwenden. Ihm reicht es, wenn irgendjemand das für ihn übernimmt. Wie so viele ist er bereit, dafür zu zahlen.
    Als ich das Geld in die Jackentasche stecke, mustert er mich demonstrativ.
    »Treib keine Späße mit mir, Bravo.«
    Ich zucke mit den Achseln.
    »Du weißt, dass ich das nicht mache.«
    Daytona nähert sich dem Porsche, schließt auf, steigt ein und lässt den Motor an. Er wartet, bis die Straße frei ist, und fährt in Richtung Piazzale Lotto. An der grünen Ampel leuchten die Bremslichter auf, dann braust der Wagen nach rechts davon, einem fragwürdigen Abenteuer entgegen.
    Jetzt bin nur noch ich da.
    Ich krame in meiner Jackentasche, finde den Autoschlüssel und gehe zu meinem Wagen, einem blauen Mini Innocenti, der ganz in der Nähe parkt.
    Als ich in mein anonymes Gefährt gestiegen bin, sehe ich zu meiner Linken Carla zu ihrer Verabredung eilen. Sie erkennt mich und blickt schnell zu Boden. Viel Glück, Mädchen. Ein Monatslohn für zwei Stunden Arbeit ist kein schlechtes Geschäft, wenn man sich hineinzuschicken weiß. Sie hat gezeigt, dass sie dazu bereit ist. Für mich war die Sache eher ein Vergnügen, weil ich es sonst mit Verträgen und Verbindungen ganz anderen Kalibers zu tun habe. Ob das, was ich soeben getan habe und was ich so oft tue, gegen irgendetwas verstößt, frage ich mich nicht.
    Das Gesetz des Menschen ist eine Linie, die von unsicherer Hand gezogen wird. Manch einer überschreitet die Grenze, manch einer respektiert sie. Ich schwebe eine Handbreit über dieser Linie, ohne je den Fuß auf eine der beiden Seiten zu setzen, davon bin ich überzeugt. Probleme habe ich nicht, weil die Welt um mich herum mir keine bereitet.
    Das mag nicht jedem gefallen, aber so bin ich eben.
     

 
Kapitel 2
     
    Mit dir würde ich auch umsonst mitgehen …
    Die Worte der Frau hallen noch in meinen Ohren nach, als ich über die Nuova Vigevanese nach Hause fahre. Und auch ihre Augen sehe ich noch vor mir. Um Klänge und Bilder und Sehnsüchte zu vertreiben, überblende ich sie mit Daytonas gerötetem Gesicht und den Worten, die er vermutlich ausstößt, während er es mit ihr treibt. Ich sehe vor mir, wie er ihr mit seinen fetten, bleichen, schwarz behaarten Fingern die Kleider vom Leib reißt. Ich kenne die ungeduldige Geste, mit der er sich die Hose runterzieht und ihren Kopf zwischen seine Beine presst. Ich weiß, was danach passieren wird oder schon passiert ist. Eine Vereinigung wie jede andere, erschwert durch die Nachwirkungen des Kokains, die Gleichgültigkeit der Frau und die Anonymität des Motels.
    Daytona ist allerdings nicht der Typ, der
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