Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Frauenhaendler

Der Frauenhaendler

Titel: Der Frauenhaendler
Autoren: Giogio Faletti
Vom Netzwerk:
davon, aber er hatte nicht den Mut, etwas dagegen zu unternehmen. Oder nicht die Möglichkeit, was nicht viel an der Ordnung der Dinge ändert. Damals steckte er schon zu tief im Sumpf und war zu sehr mit seinem Aufstieg an die Macht beschäftigt.«
    Ich lasse ihr Zeit, über die tragische Ironie der Angelegenheit nachzudenken. Darüber, dass sie unter so vielen Mappen ausgerechnet die meines Vaters in meine Hände gelegt hat. Darüber, dass die einzige Person, die Senator Amedeo Sangiorgi hätte helfen können, das verfluchte Dossier aus dem Verkehr zu ziehen, ausgerechnet sein Sohn war, den er den Gesetzen der Mafia geopfert hatte.
    »Deshalb bin ich verschwunden. Deshalb habe ich mich versteckt und mir einen falschen Namen zugelegt. Sogar Sprechunterricht habe ich genommen, um meinen Akzent loszuwerden. Ich war ängstlich und wütend und habe die Welt verachtet. Besonders die Männer, die sein konnten, was ich nie wieder sein würde. Und die Frauen mit ihrer Macht, mich zu erregen, ohne mich je befriedigen zu können.«
    Sie schaut mich schweigend an. Dazu kann man nicht viel sagen. Das wenige, das bleibt, muss ich selbst sagen.
    »Und so wurde dann, in Erinnerung an die Worte jener Nacht, Bravo geboren. Ein Frauenverkäufer.«
    »Weißt du, wer der Mann war, der dich verstümmelt hat?«
    Ich lächele. So viel Mühe es mich auch kostet.
    »Sicher. Es war ein Killer, den man für diese Gelegenheit angeworben hatte. In Mailand bin ich ihm wiederbegegnet. Er hatte Karriere gemacht und war nun Boss. Für mich war er kein vollkommen Unbekannter, denn ich hatte ja seine Stimme gehört. Er dagegen wusste nichts von mir und kannte nicht einmal mein Gesicht, weil es mit einer Kapuze bedeckt gewesen war.«
    »Was ist aus ihm geworden?«
    »Er ist in San Vittore gestorben. Ein anderer Insasse hat ihn beim Hofgang umgebracht.«
    Sie braucht einen Moment, um die nötigen Verbindungen herzustellen, aber das dauert nicht lange.
    »Hat dieser Insasse, bevor er in San Vittore gelandet ist, zufällig in der Gegend von Quarto Oggiaro gewohnt?«
    Mein Schweigen bedeutet Zustimmung. Die ich um eine kleine Überlegung zu meiner Person ergänzen möchte.
    »Wie du siehst, bin ich nicht besser als du.«
    Meine Geschichte ist zu Ende. Wie versprochen, haben wenige Worte gereicht. Es wird noch andere Geschichten geben für uns beide, aber die wird jeder für sich leben. Jetzt bleibt nicht mehr viel zu sagen, lediglich ein bisschen Zeit, die es möglichst zu nutzen gilt.
    Carla steht auf.
    »Ich denke, ich muss jetzt zu meinen Männern zurück. Offiziell bin ich hier, um mich zu bedanken, so wie es sich gehört, während sie schon mal ins Meer gesprungen sind. Jetzt sollte ich aber wieder zu ihnen gehen.«
    Ich gehe ihr zur Tür voran. Ihre Stimme stoppt mich.
    »Jetzt stelle ich dir auch noch eine Frage. Dieselbe, die du mir gestellt hast. Wie geht es dir?«
    »Ich habe eine Frau. Eine einzige. Ich erlaube es ihr, sich mit anderen Männern zu treffen. Aber das hat nichts mit Geld zu tun.«
    Ich öffne ihr die Tür und folge ihr durch den kurzen Flur.
    »Gelegentlich habe ich mich gefragt, wie es gewesen wäre, dieses Leben zu führen.«
    »Welches Leben?«
    »Für dich zu arbeiten.«
    Wir treten durch eine Tür und stehen in der Empfangshalle. Jenseits des Türflügels erwartet uns eine andere Welt. Jene der Menschen, die nicht wissen und die es im Falle eines Falles bevorzugen würden, nicht zu wissen.
    »Das habe ich dir doch gesagt, damals bei mir zu Hause, als du mich gebeten hast, für mich arbeiten zu dürfen. Eine Reise ohne Wiederkehr ist es nicht. Aber es können unangenehme Erinnerungen zurückbleiben.«
    »Wer hat die nicht?«
    »Tja, wer hat die nicht.«
    Wenige Schritte und wir befinden uns im Freien, von wo aus man den Strand und das mit Segeln gespickte Meer sieht. Paul und Malcolm kann man nicht erkennen, aber ich bin mir sicher, dass sie sich irgendwo vergnügen, wie ein Vater und ein Sohn auf Urlaub. Und darauf warten, dass sich eine Ehefrau und Mutter zu ihnen gesellt, die sie unter dem Namen Luisa kennen.
    Ich würde sie gerne fragen, wie ihr richtiger Name lautet. Aber ich beherrsche mich.
    Wie auch immer sie heißen mag, für mich bleibt sie immer Carla.
    Carla Bonelli.
    Als wir uns gerade voneinander verabschieden wollen, taucht überraschend Pilar auf. Sie muss den Patrol auf den Parkplatz gestellt haben und am Gebäude entlanggegangen sein, weshalb ich sie nicht eher gesehen habe.
    Sie schaut uns an, und aus dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher